: Öko-Test: Schadstoffe in grüner Wandfarbe

von Florence-Anne Kälble
27.04.2024 | 07:34 Uhr
Wer die eigenen vier Wände in trendigem Grün streichen möchte, sollte bei der Wandfarbe genauer hinsehen: Öko-Test hat 19 Farben getestet, zehn davon enthielten kritische Stoffe.
Zum Streichen von Wänden wird einiges benötigt. Neben den passenden Utensilien ist vor allem die Wandfarbe wichtig. Was beim Kauf von Wandfarben beachtet werden sollte.Quelle: dpa
Es grünt so grün im Wandfarben-Regal, denn Grün mit all seiner Varianz ist aktuell eine Trendfarbe. Öko-Test hat in seiner Mai-Ausgabe 19 verschiedene grüne Dispersionsfarben getestet - in zehn hatte das Labor kritische Stoffe nachgewiesen. Mit neun Farben könne bedenkenlos gestrichen werden.

Alle fünf bis sieben Jahre, so empfiehlt es der Mieterbund, sollten Wohnungen renoviert werden. Dazu gehört auch der Anstrich der Zimmerdecken. Wie das ohne Streifen gelingen kann.

04.01.2024 | 08:09 min

Unzureichende Angaben der Hersteller

Öko-Test bemängelte, dass nicht alle problematischen Inhaltsstoffe, die die Raumluft während des Streichens und danach belasten könnten, auf den Verpackungen erkennbar waren. Teilweise fehlten wichtige Angaben sowie Sicherheits- und Gebrauchshinweise.

Schädliche Konservierungs-Substanzen in vielen Wandfarben

In mehr als der Hälfte der getesteten Wandfarben wies das Labor Isothiazolinone nach. Diese Substanzen kommen vor allem zur Konservierung wasserbasierter Gemische wie Farben oder Flüssigwaschmitteln zum Einsatz. Sie sollen die Vermehrung schädlicher Organismen verhindern. Problematisch sei laut Öko-Test, dass die Substanzen als stark allergieauslösend gelten und deshalb in vielen Anwendungsbereichen wie beispielsweise Kosmetika zunehmend reglementiert werden.

Wandel beim Nagellack: Immer mehr Hersteller werben damit, ökologische und somit vermeintlich gesündere Lacke zu verkaufen. Was am Marketing dran ist.

24.10.2023 | 07:16 min

Bewertungskriterien von Öko-Test

In den Vergabekriterien des Umweltzeichens "Blauer Engel" für emissionsarme Wandfarben seien diese sogenannten Topfkonservierungsmittel nicht mehr erlaubt und dürften deshalb nur in Spuren nachweisbar sein. Bei der Bewertung hatte sich Öko-Test an den Spurengehalten des Blauen Engels für die häufig zusammen eingesetzten Verbindungen Benzisothiazolinon (BIT), Methylisothiazolinon (MIT) und Chlormethylisothiazolinon (CIT) orientiert. Zehn der insgesamt 19 getesteten Produkte überschritten mindestens einen dieser Werte.

So wird's was mit dem dunklen Anstrich

Sorgfältig Abkleben

Kanten, Fußleisten und sonstige Stellen sollten sorgfältig abgeklebt werden. Dunkle Farbe verzeiht im Gegensatz zu helleren Tönen keine Ungenauigkeiten. Poröse Untergründe benötigen vor dem eigentlichen Farbanstrich eventuell eine Grundierung.

Farbe durchrühren

Dunkle Pigmente setzen sich häufig am Eimerboden ab, deshalb empfiehlt es sich, die Farbe vor Gebrauch besonders gründlich durchzurühren. Aufgerührte Farbe deckt entsprechend besser.

Die passende Rolle

Wichtig für den perfekten Anstrich ist auch die Wahl der passenden Rolle: Für glatte Untergründe eignen sich kurzflorige, für strukturierte Wände langflorige Rollwalzen. Diese müssen großzügig in Farbe getränkt und in möglichst gleichmäßigen Bahnen über die Wand geführt werden.

Zügig Streichen

Beim Streichen muss schnell und sauber gearbeitet werden. Die Farbe sollte zügig und nass in nass - also ohne Unterbrechung - auf die gesamte Wand aufgetragen werden. Um ein optimales Farbergebnis zu erhalten sind bei dunkler Farbe in der Regel zwei oder mehr Anstriche nötig. Vor einem zweiten oder dritten Anstrich sollte die Wand gut durchgetrocknet sein. Eine gute Belüftung ist dabei von Vorteil.

Diese Wandfarben sind bedenklich

In der "Einfach Schöner Pure Eleganz Serpentin Grün" hatte das Labor neben BIT und MIT auch Formaldehyd/-abspalter nachweisen können. Die Farbe wurde mit dem Gesamtergebnis "mangelhaft" bewertet. Formaldehyd wurde von der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) als wahrscheinlich krebserregend eingestuft. Der Stoff dünste in die Raumluft aus und könne laut Öko-Test deshalb über die Atemluft aufgenommen zu Tumoren im Nasen- und Rachenbereich führen sowie die Schleimhäute reizen und Allergien auslösen.
Die "Rust-Oleum Little Stars Luftreinigende Wandfarbe Zauberwald" versprach laut Verpackung "Wände in einen natürlichen Luftreiniger" zu verwandeln sowie die aktive Beseitigung "gesundheitsgefährdender Schadstoffe". Öko-Test wurde eine Laboranalyse vorgelegt, gemäß dieser die Farbe Formaldehyd aus der Raumluft binden können soll - jedoch nur im Vergleich zu einer leeren Prüfkammer, nicht zu einer herkömmlichen Wandfarbe. Öko-Test bewertete die Farbe mit "mangelhaft".

Umweltfreundliche Textilfarbe - geht das? Der Biologe Orr Yakoni lässt die Kleiderfarben von Mikroorgansimen produzieren, Kleinstlebewesen im Labor.

19.03.2024 | 02:13 min
Die "Primaster Wandfarbe Wohnambiente Klee" erhielt von Öko-Test sogar das Gesamtergebnis "ungenügend". Sie enthielt den bioziden Wirkstoff Zinkpyrithion, der 2022 von der EU als wahrscheinlich reproduktionstoxisch beim Menschen eingestuft wurde. Weiterhin gilt der Stoff als sehr giftig für Wasserorganismen.

Herkunft der Inhaltsstoffe ebenfalls besorgniserregend

Öko-Test stellte fest, dass auch in Wandfarben das Mineral Mica zum Einsatz komme. Aber, nicht wie in Autolack wegen des Glitzereffekts, sondern als Füllstoff, welcher unter anderem die Deckkraft erhöhen solle. Ein Großteil des weltweit gehandelten Micas stamme aus Indien, wo es häufig von Kindern in illegalen Minen abgebaut werde.
Da es für Mica keine Deklarationspflicht gebe, wurden die Anbieter seitens Öko-Test um Offenlegung der Herkunft gebeten. Fünf Hersteller bezogen laut eigener Angaben Mica aus Minen in Frankreich. Dass hier weder Kinderarbeit noch Menschenrechtsverletzungen vorlägen, konnten laut Öko-Test nur Alpina ("Alpina Feine Farben No 37 Held des Waldes") und Hornbach ("Style Color Selection, 40 Stille des Dschungels") ausreichend belegen. Beide Wandfarben wurden von Öko-Test mit "sehr gut" benotet.

Testverfahren von Öko-Test

19 grüne Dispersionswandfarben wurden für Preise zwischen sechs und 69,33 Euro je Liter Farbe eingekauft. Ein spezialisiertes Labor untersuchte die Produkte im Auftrag von Öko-Test auf bestimmte Schwermetalle und weitere Elemente.

Bei erhöhten Chromgehalten erfolgte zusätzlich eine Analyse auf wahrscheinlich krebserregendes Chrom (VI), das jedoch bei keinem Produkt nachgewiesen wurde. Zudem wurden allergieauslösende Isothiazolinone, Formaldehyd/-abspalter und die Gesamtgehalte an flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) bestimmt. Letztere wurden nur in aus Sicht von Öko-Test unproblematischen Spurengehalten nachgewiesen.

Die Produktverpackungen sind von einem Labor auf PVC/ PVDC/chlorierte Verbindungen hin untersucht worden. Per Deklaration erfasste Öko-Test darüber hinaus Zinkpyrithion.

Vor dem Hintergrund möglicher Kinderarbeit bei der Gewinnung von Mica wurde dessen Einsatz bei den Herstellern abgefragt sowie gegebenenfalls die Herkunft belegt.

Zudem wurde überprüft, ob auf dem Gebinde die Inhaltsstoffe sowie wichtige Warn- und Sicherheitshinweise angegeben waren sowie ob das Technische Merkblatt online und darin ergänzende Informationen zu finden waren. Dabei orientierten sich die Tester an den Vorgaben des Verbands Deutscher Lack- und Druckfarbenindustrie (VdL) sowie des Blauen Engels.

Darüber hinaus sind Auslobungen zur CO2-Neutralität und zu weiterreichenden Eigenschaften der Wandfarbe erfasst worden.

Thema

Weitere Produkte im Öko-Test

Weitere Ratgeber-Themen