: Wie die Rückkehr nach der Elternzeit gelingt

von Sven Scheffler
17.06.2024 | 06:12 Uhr
Die Rückkehr ins Berufsleben nach der Elternzeit gut vorzubereiten, lohnt sich - sowohl beruflich als auch familiär. Was für einen gelungenen Wiedereinstieg entscheidend ist.
Nach der Geburt dreht sich erst einmal alles um das Kind, doch die Arbeitswelt läuft weiter. Wie der Wiedereinstieg in den Job funktioniert.Quelle: dpa
Die erste Zeit mit einem Neugeborenen ist für alle Beteiligten eine besondere - alles dreht sich ums Kind. Nach der Elternzeit geht es jedoch für die meisten Berufstätigen zurück in den Job. Die Rückkehr kann eine Herausforderung sein, nicht nur weil sich die Berufswelt schnell verändert.
Unternehmen und Vorgesetzte können viel dazu beitragen, um den Kontakt zu ihren Mitarbeitenden während der Elternzeit zu halten, zum Beispiel Einladung zu Firmenveranstaltungen oder regelmäßige Update-Gespräche.
Tanja Jakob, Bewerbungs- und Karriere-Coaching für berufstätige Mütter

Langfristig denken und Finanzielles im Blick behalten

Einen guten Plan für die Elternzeit und was danach kommt, sollte man im Vorfeld erstellen - im Fokus steht neben dem Finanziellen wie man sich als Paar aufteilt: "Wie sehen die Finanzen aus, wer übernimmt wie viel Erwerbsarbeit, wer übernimmt wie viel Sorgearbeit, wer kann und will von außen bei der Kinderbetreuung unterstützen?", nennt Meret Matthes, Bereich Frauen- und Gleichstellungspolitik der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, Punkte, die zu klären sind.

Immer noch stecken Frauen für die Kinderbetreuung oft im Job zurück und haben finanzielle Nachteile gegenüber Männern. Wie können Paare das intern etwas abfedern?

06.03.2023 | 05:55 min
Matthes empfiehlt, langfristig zu denken und zu planen. Denn für Frauen bedeute Mutterwerden oft einen dauerhaften Karriereeinschnitt sowie langfristige Teilzeitarbeit. Dies ziehe wiederum finanzielle Abhängigkeit vom Partner und im Alter eine niedrige Rente nach sich.

Rechtlicher Anspruch auf den Arbeitsplatz

Mit der Rückkehr aus der Elternzeit hat man wieder Anspruch auf einen Arbeitsplatz, wie er im Arbeitsvertrag vertraglich festgehalten ist. Das bezieht sich auf den Arbeitsumfang, Arbeitsort und die Tätigkeit. Es besteht kein Anspruch auf den exakt gleichen, alten Arbeitsplatz - außer es gibt eine vertragliche Vereinbarung dazu.

Viele Arbeitgeber bieten problemlos die Möglichkeit, auf den ursprünglichen Arbeitsplatz zurückzukehren. Sie sollten aber darauf achten, das konkret zu vereinbaren und festzuhalten. Meret Matthes weist darauf hin, dass die Pause von der Erwerbsarbeit aus guten Gründen erfolgt sei und jeder die Möglichkeit bekommen solle, sich in Ruhe wieder einzuarbeiten.

Betreuung des Kindes organisieren

Zentral mit Blick auf die Rückkehr aus der Elternzeit ist die Betreuung des Kindes. "Die Organisation der Betreuung sollte so früh wie möglich erfolgen. Betreuungsplätze sind begehrt und oft rar", weiß Tanja Jakob, Bewerbungs- und Karriere-Coach.

Die Kita-Gebühren schwanken in Deutschland stark. Je nach Wohnort und Einkommen fallen null oder mehrere hundert Euro im Monat an, so das Institut der Deutschen Wirtschaft.

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Eine Fremdbetreuung ist beispielsweise durch eine Krippe, eine Tagesmutter oder einen Kindergarten möglich. "Dabei ist es ratsam, sich bei mehreren Einrichtungen gleichzeitig anzumelden, um die Chancen auf einen Betreuungsplatz zu erhöhen", so Jakob.
Meret Matthes, Bereich Frauen- und Gleichstellungspolitik der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, betont, dass insbesondere Frauen, die einmal in Teilzeit anfangen zu arbeiten, Gefahr liefen, in einer Teilzeitfalle zu landen.
Um dieses Risiko zu minimieren, raten wir dazu, eine Reduzierung der Arbeitszeit so lang wie möglich nur befristet mit dem Arbeitgeber zu vereinbaren.
Meret Matthes, Bereich Frauen- und Gleichstellungspolitik der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di

In Kontakt bleiben

Damit der Wiedereinstieg nach der Elternzeit auch auf fachlicher und kollegialer Ebene gut verläuft, ist ein zumindest lockeres Dranbleiben am Job sowie dessen Umfeld wichtig. Das rät Tanja Jakob vor allem Müttern, die oft länger während der Elternzeit pausieren.

Eine Studie des Statistischen Bundesamtes ergab, dass Frauen knapp 30 Stunden pro Woche mit unbezahlter Arbeit verbringen. Bei Männern sind es rund 9 Stunden weniger.

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"Die Vorbereitung auf den Wiedereinstieg beginnt idealerweise schon während der Elternzeit. Es ist ratsam, sich kontinuierlich über Entwicklungen im Berufsfeld zu informieren, zum Beispiel mithilfe von Branchen-Newslettern oder über soziale Netzwerke", sagt Jakob. Zudem sei es hilfreich, den Kontakt mit Kollegen und Vorgesetzten aufrecht zu erhalten. "Sichtbar und informiert zu bleiben, erleichtert den Wiedereinstieg", so Jakob.

Wann sollte man Organisatorisches beim Arbeitgeber klären?

Vor der Rückkehr ist es sinnvoll, sich mit Personalabteilung, Vorgesetzten, Betriebsrat oder vergleichbaren Stellen abzusprechen. Wann der beste Zeitpunkt für diese Gespräche ist, hängt von individuellen Wünschen und betrieblichen Gegebenheiten sowie von der Länge der Elternzeit ab.

Tanja Jakob rät, ein Gespräch mit dem Vorgesetzten mindestens drei bis sechs Monate vor dem Wiedereinstieg zu führen. Dies böte beiden Seiten ausreichend Zeit, um den Wiedereinstieg zu planen. Themen wie Arbeitszeiten, Teilzeitmodelle und Aufgabenbereiche sollten dabei klar und transparent kommuniziert werden.

Emotionale Hürden nehmen

Wer nach der Elternzeit wieder arbeitet, muss auch damit klarkommen, sein Kind nicht mehr die ganze Zeit um sich zu haben. "Das Vermissen des Kindes während der Arbeitszeit ist eine normale und verständliche emotionale Reaktion", sagt Tanja Jakob. Es sei wichtig, diese Gefühle anzunehmen und offen mit dem Partner oder Freunden darüber zu sprechen.
Daher sollte der Alltag so organisiert werden, dass genügend Qualitätszeit mit dem Kind eingeplant werden kann. Kleine Rituale wie gemeinsames Frühstücken oder das Vorlesen am Abend können helfen, die Bindung zu stärken und emotionale Nähe zu gewährleisten.
Quelle: dpa-Custom Content

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