: Nur ein Debütant: Nagelsmanns sanfter Umbruch

von Frank Hellmann, Frankfurt
29.08.2024 | 13:27 Uhr
Julian Nagelsmann vermeidet beim Neuaufbau der Nationalelf brachiale Änderungen. Auch mit nur einem Neuling wird der Kader stark verjüngt.
Trifft im Kreise der DFB-Elf auf seine Stuttgarter Mannschaftskameraden Alexander Nübel, Maximilian Mittelstädt, Chris Führich und Deniz Undav: Angelo Stiller.Quelle: Marco Steinbrenner/DeFodi Images
Die Umgebung ist vertraut. Die neue Länderspielsaison soll ganz bewusst dort beginnen, wo aus Sicht von Julian Nagelsmann bei der Heim-EM alles ein bisschen zu früh endete. Nicht auf dem DFB-Campus in Frankfurt, sondern auf dem Homeground am Sitz des Noch-Ausrüsters Adidas in Herzogenaurach versammelt sich daher ab Montag die deutsche Nationalmannschaft.
Dort bereitet sie sich auf die Nations-League-Spiele gegen Ungarn in Düsseldorf (7. September, 20.45 Uhr ZDF live) und gegen die Niederlande in Amsterdam (10. September, 20.45 Uhr, RTL) vor.
Der 23er-Kader dafür ist zwar stark verjüngt, aber gar nicht groß verändert worden - diesen Kunstgriff hat der Bundestrainer geschickt hinbekommen. Denn lediglich Angelo Stiller stößt zu dem erlauchten Kreis, der sich viel Vertrauensvorschuss erworben hat.
"Generell waren wir sehr zufrieden, wie jeder einzelne Spieler bei der EM seine Rolle ausgefüllt hat. Deshalb möchten wir jetzt in den ersten Spielen nach dem Turnier dem EM-Kader die Chance geben, sich wieder zu präsentieren", begründete Nagelsmann seinen Verzicht auf allzu radikale Rochaden.
Das sind für den Moment insgesamt genügend Veränderungen.
Bundestrainer Julian Nagelsmann

Angelo Stiller ist erster Anwärter aufs Kroos-Erbe

Viele schauen nun natürlich auf Angelo Stiller, Leistungsträger beim VfB Stuttgart: Beim DFB werden Spielwitz, Handlungsschnelligkeit und Lernwille des gebürtigen Münchners seit langem hochgeschätzt.
Ausgebildet wurde Stiller von 2010 bis 2020 beim FC Bayern, wo sein Trainer in der zweiten Mannschaft am Ende Sebastian Hoeneß hieß. Dieser lotste das Talent danach erst zur TSG Hoffenheim und im Sommer 2023 schließlich zum VfB Stuttgart.

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Kein Spieler ist so eng mit dem Erfolgscoach der Schwaben verbunden wie der 23-Jährige, den Nagelsmann schon während der EM als möglichen Erben von Toni Kroos ins Spiel brachte. Nur sollte die Öffentlichkeit vielleicht nicht erwarten, dass ein Novize sofort die Strippen in Kroos-Manier zieht.

Kein Platz für Nadiem Amiri

Zudem dürfte Aleksandar Pavlovic vom FC Bayern gleich gegen Ungarn vor ansprechender Kulisse - 43.000 Tickets sind verkauft - auf Herz und Nieren getestet werden. Der 20-jährige Aufsteiger hatte in der EM-Vorbereitung beim Benefizspiel gegen die Ukraine (0:0) in Nürnberg debütiert, ehe eine Mandelentzündung dazwischenkam.
Zu Nagelsmanns Gedankenspielen könnte gehören, Jamal Musiala zentraler und defensiver einzusetzen - zuletzt hatte der 21-jährige Edeltechniker vorrangig offensiv am Flügel gezaubert.
Keine Berücksichtigung fand Nadiem Amiri vom FSV Mainz 05, der sich wegen seiner guten Form Hoffnungen auf ein DFB-Comeback gemacht hatte.

Altersschnitt bei unter 27 Jahren

Der Altersschnitt ist stark abgesunken, weil ja auch Manuel Neuer (38) und Thomas Müller (34) nicht mehr dabei sind. Nur noch bei 26,8 statt fast 30 Jahren liegt das Mittel, was mit Blick auf die WM 2026 in die USA, Kanada und Mexiko Hoffnung machen könnte.
Antonio Rüdiger pausiert in den nächsten beiden Spielen, ebenso wie Leroy Sane. Der Abwehrchef von Real Madrid soll "nach einem intensiven Sommer" in Absprache mit dem Bundestrainer die Zeit zur Regeneration nutzen. Auch Sane soll nach seiner Leistenoperation nicht gleich wieder stark belastet werden.

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Nagelsmann verzichtete in seiner Videobotschaft darauf, seine Planspiele vertiefend zu erklären. Damit bleiben zwei Kardinalfragen vorerst unbeantwortet: Wird Marc-André ter Stegen wirklich zur offiziellen Nummer eins benannt, worauf der 32-Jährige im Grunde seit fast einem Jahrzehnt hinarbeitet?
Und bekommt Joshua Kimmich die Kapitänsbinde, was dem Selbstverständnis des 29-Jährigen entsprechen dürfte? Fragen, die Nagelsmann wohl am Montag beantworten wird, wenn er sich in Herzogenaurach aufs Podium vor die Presse begibt.

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