: EVG hält weitere Streiks für möglich

26.04.2023 | 11:37 Uhr
Die Tarifgespräche zwischen Bahn und EVG sind erneut gescheitert. Die Konfliktparteien warfen sich gegenseitig vor, nicht verhandlungsbereit zu sein. Weitere Streiks sind möglich.

Die dritte Verhandlungsrunde zwischen der DB und der EVG ist erneut gescheitert. Die EVG lehnt das Angebot seitens der DB ab, besteht auf eine Lohnerhöhung von mindestens 650 Euro im Monat und droht mit weiteren Streiks.

26.04.2023 | 01:33 min
Die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Bahn und der Eisenbahngewerkschaft EVG sind erneut gescheitert. "Die dritte Verhandlungsrunde ist beendet. Wir haben uns einen riesigen Schritt auf die Gewerkschaft zubewegt. Auf der anderen Seite ist Stillstand", sagte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler. Er betonte:
Wir sind die ganze Zeit verhandlungsbereit.
Martin Seiler, Bahn-Personalchef
Die Gewerkschaft äußerte sich "höchst irritiert" über das Ende der Gespräche und stellte weitere Warnstreiks in Aussicht. Konkrete Pläne nannte Verhandlungsführer Kristian Loroch keine. "Statt gemeinsam nach Wegen zu suchen, wie wir ins Verhandeln kommen, packt der Verhandlungsführer der DB AG seine Koffer und verlässt den Verhandlungsort", teilte er mit.
Das kann bedeuten, dass es zu neuen Streiks kommt.
Kristian Loroch, EVG

Bahn legte neues Angebot vor

Die Gespräche waren am Dienstag in Fulda wieder aufgenommen worden. Die Bahn legte ein neues Angebot vor, das sich am Tarifabschluss im Öffentlichen Dienst orientiert. Neben einem steuer- und abgabenfreien Ausgleich der Inflation von insgesamt 2.850 Euro sieht es eine stufenweise Erhöhung ab März des kommenden Jahres von insgesamt 10 Prozent für die unteren und mittleren sowie 8 Prozent für die oberen Lohngruppen vor.
Die Gewerkschaft lehnte das Angebot als nicht verhandlungsfähig ab. Dass die Gewerkschaft das Angebot als nicht einmal verhandelbar bezeichnet, sei "sehr sehr bemerkenswert", sagte Bahn-Personalvorstand Seiler.

Mindestlohn spielt wichtige Rolle bei Tarifstreit

Knackpunkt der Verhandlungen bei der Deutschen Bahn bleibt auch die Frage des Mindestlohns. Rund 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten diesen nur über Zulagen. Noch vor den inhaltlichen Tarifgesprächen will die EVG den gesetzlichen Mindestlohn von 12 Euro je Stunde in den Tariftabellen festsetzen. Die Bahn wiederum bietet einen Mindestlohn von 13 Euro, will diesen aber erst ab August 2024 in die Tabellen aufnehmen. Das lehnt die Gewerkschaft strikt ab.
Einmalzahlungen wie vom Konzern vorgeschlagen, lehnt die EVG ab. "Das Ping-Pong von Forderungen und Angeboten muss jetzt aufhören, wir müssen ohne Vorbehalte am Tisch zu Lösungen kommen", forderte die Bahn. Es gehe um Kompromisse für beide Seiten.
Die Gespräche sind Teil der Tarifrunde in der Eisenbahnbranche. Neben der Bahn verhandelt die EVG mit rund 50 weiteren Unternehmen. Der nächste Verhandlungstermin bei der Bahn ist für Ende Mai angesetzt. Die EVG hatte bereits am Freitag mit einem achtstündigen Warnstreik den Bahnverkehr in ganz Deutschland weitgehend lahmgelegt.
Quelle: dpa, AFP, Reuters

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