: Das Comeback des Bitcoins

von Frank Bethmann
01.11.2023 | 13:17 Uhr
Kryptowährungen legten zuletzt kräftig zu. Grund dafür sind die Zinsen, der Nahost-Konflikt und ETF-Gerüchte. Die Zukunft des Bitcoins dürfte vor allem von einer Sache abhängen.
Er ist wieder da: Der Bitcoin gewinnt zuletzt an Wert. Doch es gibt auch negative Nachrichten für Krypto-Enthusiasten.Quelle: Reuters
Normal ist anders. Seit 15 Jahren existiert der Bitcoin nun. Bis heute weiß man nicht, wer genau dahintersteckt: ein Individuum oder ein unbekanntes Kollektiv? Klar ist nur, fast alles rund um die bekannteste Kryptowährung der Welt ist extrem.
Von dem Anspruch, ein Zahlungssystem zu sein, das ohne Einfluss von staatlichen Einrichtungen oder Banken funktioniert. Über die Anziehungskraft für Kriminelle, die gerne mit Hilfe von Bitcoins Geld waschen und Sanktionen umgehen. Bis hin zu seinen rasanten Kursbewegungen: In der Spitze müssen fast 70.000 US-Dollar für einen Bitcoin bezahlt werden.
Dann wird es ruhig. Der Wert der Cyberdevise pendelt sich lange zwischen 20.000 und 25.000 US-Dollar ein. Bis, wie aus dem Nichts, vergangene Woche der Kurs zeitweise wieder auf über 35.000 US-Dollar steigt.

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Falschmeldung sorgt für Kurs-Rally beim Bitcoin

Verantwortlich dafür eine Meldung, eine Falschmeldung obendrein: Die US-Börsenaufsicht SEC habe den ersten "direkt" börsengehandelten Bitcoin-Fonds (ETF) genehmigt. Kurze Zeit später stellt sich heraus: das stimmt nicht. "Wahnsinn, wie eine solche Falschmeldung den Markt bewegen kann", sagt Timo Emden vom gleichnamigen Analysehaus.
Aber man hofft offenbar, dass es passiert.
Timo Emden, Kryptoexperte
Gleich mehrere große Finanzkonzerne, unter ihnen der größte Vermögensverwalter der Welt, Blackrock, haben längst einen Antrag gestellt für einen solchen Fonds, der den Kurs des Bitcoins exakt nachbildet und so das Cybergeld an den Börsen leichter handelbar machen würde.

Börsengehandelter Fonds (ETF) wäre Ritterschlag

Was fehlt ist die Zulassung. Die aber werde kommen, so schätzen es die Fachleute ein, das sei nur noch eine Frage der Zeit. "Wenn große Fondsanlagegesellschaften in Amerika ein entsprechendes Produkt auflegen könnten, dann", ist sich Stefan Scharffetter von der Baader Bank sicher, "kommt der Bitcoin etwas aus der Zocker- und Spekulationsecke heraus".
Es wäre so etwas wie ein Ritterschlag für die älteste Cyberdevise. So sieht es auch Emden, der aber noch einen anderen Grund für den Höhenflug des Bitcoins vermutet: "Sicher spielt auch die Wette auf ein Ende der steigenden Zinsen in den USA aber auch hierzulande eine Rolle." Die Märkte gehen inzwischen davon aus, dass das in sechs bis neun Monaten der Fall sein könnte.

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Zinsentwicklung und Nahost-Konflikt treiben Kurs ebenfalls

In dem Augenblick, in dem sich andeutet, dass die Zinsen für sichere Anlagen wie Festgeld oder Tagesgeld nicht mehr steigen oder sogar sinken könnten, werden Bitcoin und Co. wieder interessant. Die Anleger sind dann eher bereit, bei der Anlage höhere Risiken einzugehen. "Das Zinsargument ist natürlich nicht zu unterschätzen", findet auch Scharffetter. Ein Grund sei auch der Nahost-Konflikt:
Nicht zuletzt ist auch der Nahost-Konflikt, der aus dem Ruder gelaufen ist, ein Stück weit für den Anstieg des Bitcoins verantwortlich.
Stefan Scharffetter, Baader Bank
Ab und an würden Anleger ihr Geld in Krisenzeiten eben nicht nur in Gold anlegen, sondern auch in Bitcoin. Nicht umsonst trägt die Cyberdevise den Beinamen "digitales Gold".
Doch ist dieses Fluchtmuster beim Bitcoin längst nicht so ausgeprägt wie beim Edelmetall, so Emden. Da geschehe es willkürlicher, mehr nach dem Motto: "Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt."

"Unabhängiger" Bitcoin mehr denn je von der Wall Street abhängig

Wichtigster Grund für den starken Anstieg des Bitcoins bleibt daher, da sind sich Scharffetter und Emden unabhängig voneinander einig, die Aussicht darauf, dass die amerikanische Börsenaufsicht in absehbarer Zeit Bitcoin-ETFs zum Handel zulässt. Spricht sie sich dagegen aus, wird der Bitcoin vermutlich so schnell an Wert verlieren, wie er zuletzt dazugewonnen hat.
Für die, die hinter der Idee des Bitcoins stehen, ist das eine bittere Erkenntnis. Sie schufen einen Gegenentwurf zu den etablierten Währungen. Sie wollten ein von Staat und bestehenden Finanzsystemen unabhängiges Zahlungsmittel, müssen aber nun erkennen, dass der Erfolg des Bitcoins zunehmend mehr von Entscheidungen der Politik und der Wall Street abhängig ist.

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