: Strom-Autobahn soll Verbraucher entlasten

21.05.2024 | 11:09 Uhr
Deutschland und Großbritannien bringen ihre Energiepartnerschaft voran - ein neues Untersee-Kabel soll die Länder verbinden. Dadurch würden Verbraucher entlastet, sagen Experten.

Das deutsche Stromnetz war bisher noch nicht mit dem Großbritanniens verbunden, mit einer neuen Seekabelverbindung ändert sich das nun.

21.05.2024 | 01:33 min
Eine Untersee-Stromtrasse soll künftig die Stromnetze von Großbritannien und Deutschland verbinden. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) reiste dafür am heutigen Dienstag zum Spatenstich nach Wilhelmshaven.
Das klimaneutrale Stromsystem braucht Flexibilität. Deshalb bauen wir nicht nur die Stromnetze in Deutschland aus, sondern sorgen auch für Stromtrassen zu unseren Nachbarn.
Wirtschaftsminister Robert Habeck
Die enge deutsch-britische Zusammenarbeit auf diesem Gebiet sei "ein gutes Vorzeichen für weitere Kooperationsprojekte", so Habeck weiter.

720 Kilometer lange Trasse

Die Trasse NeuConnect verbindet auf einer Länge von etwa 720 Kilometer die Übertragungsnetze Deutschlands und Großbritanniens. Die Stromverbindung soll vom geplanten Umspannwerk Isle of Grain in der Grafschaft Kent zum Umspannwerk Fedderwarden im Stadtgebiet von Wilhelmshaven verlaufen. Dabei quert sie auch das Hoheitsgebiet der Niederlande. Die Länge des deutschen Teils der Leitung gab das Wirtschaftsministerium mit 193 Kilometer an.
In der Nordsee ist die Trasse als Unterseekabel und auf der deutschen Landseite als Erdkabel geplant. Die Verbindung mit einer Kapazität von 1,4 Gigawatt soll bis zu 1,5 Millionen Haushalte mit Strom versorgen können. Sie soll 2028 in Betrieb gehen.

Experte: Austausch erhöht Versorgungssicherheit

Der Energieexperte Harald Bradke vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI) erhofft sich durch die neue Stromverbindung Entlastungen für Verbraucherinnen und Verbraucher.
"Diese Interkonnektoren ermöglichen den Stromaustausch zwischen den Stromnetzen in Europa und erhöhen damit den Wettbewerb und die Versorgungssicherheit", erklärte Bradke.

Vor einem Jahr wurden die letzten Atomkraftwerke Deutschlands abgeschaltet. Seitdem ist der Strompreis gefallen. Ein Experte sagt: Mit Atomkraft wäre Strom noch billiger.

16.04.2024 | 03:08 min
Bis die innerdeutschen Stromtrassen von Norden nach Süden fertig ausgebaut sind, werde durch die neue Leitung auch deutscher Windkraftstrom nach Großbritannien fließen. Das entlaste die deutschen Stromkunden, denn derzeit müssen Anlagen bei einem hohen Windstromangebot an den deutschen Küsten abgeregelt werden.
ZDFheute Infografik
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Importware: Günstiger Strom aus Windparks

Längerfristig geht der VDI-Experte davon aus, dass große Windparks vor Schottland günstigen Strom nach Deutschland liefern werden:
Aufgrund des schleppenden Ausbaus der Stromerzeugung aus Windenergie bei uns, ist zu erwarten, dass sich Deutschland zumindest mittelfristig von einem Strom-Exportland zu einem Strom-Importland entwickeln wird, wie es bereits 2023 der Fall war.
Harald Bradke, Verein Deutscher Ingenieure
Deutschlands Stromnetz ist bereits seit Jahren mit denen seiner Nachbarn verbunden. Bis 2022 erwirtschafteten die Stromerzeuger so einen Exportüberschuss. 2023 wurde erstmals mehr importiert als exportiert.

Gut 50 Prozent des deutschen Stroms wird durch Erneuerbare Energien erzeugt. 27 Prozent davon durch Windenergie. Eine Bilanz der Branche zeigt, dass Offshore-Anlagen deutlich ausgebaut werden müssen.

30.01.2024 | 01:44 min
Dazu beigetragen hatte in geringem Maße auch das Abschalten der letzten deutschen Atomkraftwerke, vor allem war es aber eine Preisfrage: Besonders im Norden Europas sei viel günstiger Windstrom produziert worden, erklärte Bradke. Deshalb seien "die teureren fossilen deutschen Kraftwerke nicht benötigt" worden.
Quelle: AFP

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