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: Muss Wasser teurer werden?

von Eva Schmidt und Annika Keilen
07.08.2023 | 04:09 Uhr
Auch wenn es gerade viel regnet, hat die Trockenheit im Frühjahr auch eine neue Diskussion über den Wasserpreis ausgelöst. Ist die Ressource Wasser in Deutschland zu billig?
Keine Selbstverständlichkeit: Frisches Leitungswasser aus einem WasserhahnQuelle: Imago
"Wasserentnahmeverbot" hat schon jetzt das Zeug zum Wort des Jahres. Viele Kommunen ziehen die Reißleine und untersagen, Wasser aus Flüssen und Bächen zu entnehmen. Den Rasen zu sprengen, ist vielerorts nur noch abends oder nachts erlaubt.
Die Selbstverständlichkeit, mit der wir bislang in Deutschland mit der Ressource Wasser umgegangen sind, ist vorbei. Zwar sinkt der individuelle Wasserverbrauch in der Tendenz seit vielen Jahren.
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Hoher Wasserverbrauch im Sommer

Aber in den heißen Sommermonaten zeigen sich deutliche Peaks. Denn die Menschen duschen mehr oder befüllen ihre Pools: Beim privaten Wasserverbrauch gibt es im Sommer eine Steigerung von bis zu 60 Prozent.
Kein Wunder also, dass der Ruf nach einem höheren Wasserpreis laut wird. Einige Kommunen stimmen ihre Bürgerinnen und Bürger auch schon darauf ein.
Im Vergleich zu anderen Ressourcen wie Öl oder Gas zahlt man in Deutschland für Wasser nur Cent-Beträge: im Bundesdurchschnitt pro Kopf und pro Tag 27 Cent. Preisspiralen wie im Energiebereich sind ausgeblieben.
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Mit dem Wasserpreis den Verbrauch steuern?

Aber könnte der Wasserpreis nicht ein Steuerungsmittel gegen die Trockenheit sein? Ein klares Nein kommt vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW): "Wie hoch müsste denn der Wasserpreis steigen, damit Menschen wirklich zum Einsparen gezwungen würden?", fragt Martin Weyand, BDEW-Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser.
Ich halte das Instrument eines steigenden Wasserpreises im Sinne einer Nachfragesteuerung für keine sachgerechte beziehungsweise zielorientierte Lösung.
Martin Weyand, BDEW-Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser
Schließlich sei Wasser das wichtigste und gleichzeitig nicht ersetzbare Lebensmittel. Es müsse für jeden Geldbeutel erschwinglich bleiben. Aber im Hochsommer etwa Pools zu befüllen, gehöre auf den Prüfstand.

Der Deutsche Wetterdienst warnt vor einem zu warmen und zu trocknen Sommer. Längerfristig wird das auch Folgen für unsere Wasserversorgung haben.

11.06.2023 | 01:36 min

Experte: Auf die großen Wasserverbraucher blicken

Auch Harald Kunstmann, Hydrologe an der Universität Augsburg, vertritt die Auffassung, dass der Wasserpreis als Steuerungselement gegen die Dürre "nur sehr begrenzt funktioniert". Die privaten Haushalte sollten nicht zu sehr belastet werden.
Auch bei der Körperhygiene mit dem Wasser zu sparen, helfe als Mittel gegen die Dürre nur wenig, so Kunstmann. Stattdessen sollte dem Hydrologen zufolge besser genauer bei den großen Wasserplayern wie Industrieanlagen oder landwirtschaftlichen Betrieben hingesehen werden.
Viele Kommunen wüssten nicht immer genau, "wer gerade wieviel Wasser seiner Konzession verbraucht". Daher wäre ein Monitoring des Wasserverbrauchs sehr wichtig.
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Industrie soll über Wiederverwendung von Wasser nachdenken

Auch der BDEW sieht nicht nur die privaten Haushalte in der Pflicht, Wasser zu sparen. Viele Industriebetriebe beispielsweise benötigen große Wassermengen zur Kühlung von Anlagen. Für diese Kühlung ist allerdings nicht überall eine hohe Wasserqualität erforderlich. Daher, so der Vorschlag von Weyand, sollte die Industrie verstärkt über eine Wiederverwendung von Wasser nachdenken.

Mehr Regenwasser nutzen?

Zu jeder Tages- und Nachtzeit den Hahn aufdrehen und Wasser in bester Trinkqualität genießen: Das ist ein Luxus, den es fast nur in Deutschland gibt. Aber warum brauchen wir selbst für die Toilettenspülung Wasser in Trinkqualität? Wäre es nicht sinnvoller, mehr Regenwasser zu sammeln und Brauchwasserleitungen in Gebäuden einzubauen?
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Technisch sei das möglich, meint Harald Kunstmann, "aber solche grundsätzlich sinnvollen Auflagen können als Eingriff ins private Umfeld bei vielen Menschen auch zu Akzeptanzproblemen führen". Das habe die Debatte über die Energiewende gezeigt.
Die Trockenheit ist ein regionales Problem. Deutschland insgesamt ist immer noch ein wasserreiches Land mit hoher Trinkwasserqualität. Um sie aber für alle Regionen zu bewahren, ist ein besseres Wassermanagement effektiver als eine Preisspirale in Gang zu setzen.

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