: Der "Koloss von Lößnig" geht ans Netz

von Stefan Kelch
24.10.2023 | 17:15 Uhr
5.000 Leipziger kamen zur Einweihung des neuen Heizkraftwerkes Süd im Leipziger Stadtteil Lößnig. Künftig sollen 60 Prozent der Leipziger ans Fernwärmenetz angebunden werden.
Einweihung in Lößnig: Deutschlands erstes Wasserstoffkraftwerk geht in Betrieb.Quelle: dpa
Kaum am Netz hat das neue Heizkraftwerk schon einen Spitznamen: Der "Koloss von Lößnig". Der Koloss ist ein gigantischer Wärmespeicher, der rund 700 Leipziger Haushalte mit Wärme versorgen könnte.
Der kupferfarbene Quader steht unübersehbar in der Stadtlandschaft. Er gehört zum Heizkraftwerk Leipzig-Süd. Das - nach eigenen Angaben - weltweit sauberste Heizkraftwerk. Am Anfang der Woche wurde es eingeweiht. Probeweise lief es schon seit Ende 2022.
In ihm arbeiten zwei supermoderne Gasturbinen. Die seien "derart effizient, dass sie schon heute Erdgas so gründlich verbrennen, dass CO2 kaum noch nachweisbar ist". Der Pressesprecher der Leipziger Stadtwerke, Frank Viereckl beteuert weiter, dass die Emissionen "so niedrig" seien wie bei keinem anderen Gaskraftwerk. Kohlenmonoxid sei im Rauchgas nicht mehr nachweisbar und die Stickoxidemissionen seien minimal.

Die Bundesregierung hat das Ausbauziel verdoppelt, wie viele Anlagen es zur Wasserstofferzeugung bis 2030 geben soll. Ein Drittel des künftigen Bedarfs soll aus Deutschland kommen.

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Ziel: CO2-Neutralität durch Wasserstoff

Angesagtes Ziel aber bleibe, gar kein CO2 mehr zu emittieren. Und es gibt dafür sogar schon ein Datum - 2038. Dann soll dieses Kraftwerk nur noch mit grünem Wasserstoff betrieben werden. Wasserstoff also, der mit Strom aus Erneuerbaren Quellen wie Wind und Sonne erzeugt wurde. Vorbereitet ist alles.
Die Super-Turbinen des Kraftwerkes könnten prinzipiell schon heute nur mit Wasserstoff laufen - wenn es denn Wasserstoff gäbe. Und so stellt sich das Projektleiter Thomas Brandenburg vor: "Ab 2025 werden wir das technische Machbare unter Beweis stellen. Dann brauchen wir noch ein, zwei Jahre bis zu 100 Prozent Wasserstoff."
Das hängt natürlich ab von der kommerziellen Verfügbarkeit von Wasserstoff.
Thomas Brandenburg, Projektleiter

Laut Experten ist die Energiewende ohne beträchtliche Mengen an Wasserstoff nicht zu schaffen. Die Bundesregierung will die Anstrengungen deswegen verdoppeln.

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Heizkraftwerk soll Energieversorgung sichern

Für die Stadt Leipzig ist der Koloss von Lößnig ein in doppelter Hinsicht großes Ding. Deren angestrebtes Ziel einer klimaneutralen Stadt komme man mit diesem Werk ein ganzes Stück näher, sagt der Oberbürgermeister Jung, "und wir sichern die Energieversorgung". Denn mit dieser Art der Energieerzeugung könne man maßgeblichen Einfluss nehmen auf die Energie-Preise für die Bürger.
Gedacht ist, dass das Heizkraftwerk nur dann ans Netz geht, wenn Erneuerbare Energien wie Sonne und Wind nicht ausreichen, um genügend Energie und Wärme zu produzieren. Nur dann läuft das Heizkraftwerk mit Volllast - übrigens geräuschlos. Lediglich Wasserdampf könne man eventuell sehen, mehr nicht.

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Warum das grüne Projekt aktuell einen Haken hat

Projektleiter Brandenburg meint, man könne an wirklich kalten Tagen ein Drittel der Wohnungen versorgen, an lauen Tagen auch gut die Hälfte der Leipziger. OB Jung will künftig 60 Prozent der Haushalte an die Fernwärme anschließen - jetzt sind es 30 Prozent.
Bei aller Euphorie gibt es auch Dämpfer. Vorerst muss Wasserstoff - so er mal bezahlbar sein wird - in Lkw angeliefert werden. Denn es muss erst noch eine 17 Kilometer lange hauptsächlich von Steuermitteln bezahlte Pipeline gebaut werden bis nach Leuna und eine Ringleitung um Leipzig. In Leuna bauen sie gerade eine riesige Elektrolyseanlage für Wasserstoff.
Das war's aber noch nicht zum Thema CO2-neutraler Energieproduktion in Leipzig, sagt Frank Viereckl, der Sprecher der Leipziger Stadtwerke - auf dem Gelände neben dem Kraftwerk bohrt man bereits Löcher für eine mögliche oberflächennahe Geothermie - also Wärme aus der Erde.

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