Update

: Noch keine Zeitenwende im deutschen Fußball

von Thomas Reichart
28.11.2022 | 05:14 Uhr
Katar könnte für Deutschland zur "Wir haben verstanden"-WM werden. Es wäre ein großer Gewinn nach dem "Wir sind blind"-Titel 2014.
Thomas Reichart

Guten Morgen,

haben Sie gestern geguckt und steckt Ihnen das Spanien-Spiel auch noch emotional in den Knochen? Der Zusammenhang von Partie und Psyche müsste dringend einmal genauer erforscht werden.
Viel mehr wissen wir natürlich über das Verhältnis von Partie und Politik. Als Deutschland 1954 Weltmeister wurde, war das ein "Wir sind wieder wer"-Titel des Wirtschaftswunder-Landes. 1974 war es ein "Wir sind ich"-Titel mit überragenden Spielerpersönlichkeiten auf dem Platz und einer sich individualisierenden Gesellschaft im Land. 1990 dann "Wir sind eins" - der Einheits-Titel.
Und 2014? Mit dem Wissen von heute muss man sagen, dass das der "Wir sind blind"-Titel war. Es war das Jahr, als Putin die Krim von der Ukraine annektierte. Und Deutschland seine Abhängigkeit von russischem Gas trotzdem fahrlässig weiter erhöhte - in der irrigen Vorstellung, dass wer verlässlich liefert, wohl auch ein friedliebender Potentat sein müsse.
Der Fußball hat nach den Titeln jeweils Phasen der Selbstüberschätzung und bitteren Enttäuschung erleben müssen. Und dem Land ging das oft nicht anders.
Ob es aktuell diesen Zusammenhang wieder gibt, ist noch nicht ausgemacht. Die Bundesauswahl in Katar erschien mir im ersten Spiel gegen Japan jedenfalls auch nur bedingt abwehrbereit - ungefähr so wie die Bundeswehr, die auf Besserung infolge der Zeitenwende noch wartet.
Das Spanien-Spiel macht da ein bisschen Hoffnung. Wie auch die Tatsache, dass der DFB nach dem furchtsamen Einknicken gegenüber der FIFA bei der "One Love"-Binde, dann doch noch eine Antwort gefunden hat, als sich die Mannschaft beim ersten Teamfoto den Mund zuhielt.
Das war natürlich wenig im Vergleich zu den heldenhaften Spielern des Iran, die ihre eigene Hymne nicht mitsangen aus Protest gegen das brutale Mullah-Regime. Und ganz sicher noch kein Ausweis für eine Zeitenwende im deutschen Fußball. Aber es hat zumindest das Potential, dass dies für den DFB die "Wir haben verstanden"-WM wird. Egal, wie weit das Team am Ende kommt.
Kommen Sie gut durch die Woche
Thomas Reichart, ZDF-Hauptstadtkorrespondent

Was im Ukraine-Krieg passiert ist

Luftalarm in mehreren ukrainischen Gebieten: Die Ukraine meldet Raketenangriffe auf Cherson und die Großstadt Krywyj Rih.
Russland begrenzt nach ukrainischen Angaben weiterhin Getreide-Ausfuhren: Es komme zu Verzögerungen von Schiffskontrollen. "Es war üblich, 40 Inspektionen pro Tag durchzuführen, jetzt gibt es aufgrund der Position Russlands fünfmal weniger Kontrollen", schreibt der ukrainische Infrastrukturminister Olexander Kubrakow auf seiner offiziellen Facebook-Seite.
Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.

Was heute noch wichtig ist

Deutscher Ethikrat stellt Empfehlung vor: Im Fokus stehen die "Pandemie und psychische Gesundheit" mit Blick unter anderem auf Kinder und Jugendliche.
EU-Entwicklungsminister treffen sich: Thema ist unter anderem die Krisenreaktion in der Ukraine und in Afghanistan.
Gipfel im Kanzleramt wegen Munitionsbeschaffung: Mit Fachleuten aus der Rüstungsindustrie soll über die Krise bei der Munitionsbeschaffung für die Bundeswehr beraten werden. "Es wird ein Gespräch mit ausgewählten Vertretern der Rüstungsindustrie auf Beamtenebene geben", so eine Regierungssprecherin. Die Bundeswehr leidet unter einem dramatischen Munitionsmangel, weil jahrelang zu wenig bestellt wurde.
Aktuelle Corona-Zahlen und -Grafiken zur Situation in Ihrem Landkreis und zur allgemeinen Lage in Deutschland.

Fußball-WM in Katar

DFB-Elf verhindert Niederlage gegen Spanien: Deutschland braucht nun zwingend einen Sieg gegen Costa Rica für den Einzug in das WM-Achtelfinale.
Was steht heute bei der WM an: Portugal und Cristiano Ronaldo könnten sich vorzeitig einen Platz im Achtelfinale sichern. Brasilien muss ohne Neymar auskommen.
Ergebnisse, Spielplan und Hintergründe gibt es gebündelt auch auf unserer Themenseite zur Fußball-Weltmeisterschaft 2022.

Zahl des Tages

9. Niclas Füllkrug ist der Träger dieser Rückennummer und hat die Fußball-Nationalmannschaft gerade eben noch vor der Niederlage im WM-Spiel gegen Spanien bewahrt. Werder Bremens Füllkrug schoss in der 83. Spielminute den Ausgleich und rettete den wichtigen Punkt.

Ein Lichtblick

Rekord für den guten Zweck: In Dresden wurde am Wochenende der größte Stollen der Welt verkauft. Laut dem Rekord-Institut Deutschland war das traditionelle Adventsgebäck mehr als 1.000 Meter lang. Insgesamt sollten rund 5.000 Stücke aus dem XXL-Striezel gewonnen werden.

Gesagt

Und ihr in Deutschland werdet so von einer Abhängigkeit in die nächste geraten. So einfach ist das.
Mohammad Al-Sabban, saudischer Energie-Experte
Lange galten die Golfmonarchien als "Bösewichte" der Klimakonferenzen. Mit der Energiekrise sind sie nun stark gefragt. Unsere Korrespondentin Golineh Atai hat Ökonom Mohammad Al-Sabban zum Gespräch getroffen. Laut dem saudischem Energie-Experten habe Deutschland "mit der Beschlagnahmung russischer Gasinfrastruktur Vertrauen verspielt".

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Quelle: ZDF
Zusammengestellt von Christian Harz und Jan Schüßler.
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