: Ukrainische Offensive schreitet voran

von Christian Mölling, András Rácz
05.08.2023 | 19:08 Uhr
Angriffe aus der Luft und zu See: Die Ukraine hat Russland in der zurückliegenden Woche empfindlich getroffen. Auch die Bodenoffensive schreitet voran.
Ukrainische Panzerhaubitze feuert auf russische Stellungen bei BachmutQuelle: dpa
Zu Lande stießen die ukrainischen Streitkräfte sowohl an der Frontlinie in Saporischschja als auch bei Bachmut weiter vor. Im Süden, bei Robotyne, erreichten sie die erste Hauptverteidigungslinie der Russen. Aufgrund der Bedrohung durch Landminen und der Priorität der Ukraine, ihre eigenen Kräfte zu schonen, geht der Vormarsch nur langsam voran.
Bei Bachmut stießen die Ukrainer erfolgreich südlich der Stadt vor. Die russischen Gegenangriffe waren erfolglos. Die Vororte Andriiwka, Klischtschiwka und Kurdumiwka könnten bald befreit werden.

Dr. Christian Mölling ...

Quelle: DGAP
... ist Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin und leitet dort das Programm Sicherheit, Verteidigung und Rüstung. Er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themenkomplexen Sicherheit und Verteidigung, Rüstung und Technologie, Stabilisierung und Krisenmanagement. Für ZDFheute analysiert er regelmäßig die militärischen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.

Dr. András Rácz ...

Quelle: DGAP
... ist Associate Fellow im Programm Sicherheit und Verteidigung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Er forscht und publiziert zu Streitkräften in Osteuropa und Russland und hybrider Kriegsführung.

Schwerer Angriff durch ukrainische Marinedrohnen

Am Morgen des 4. August griffen ukrainische Marinedrohnen den russischen Hafen von Noworossijsk an. Während einige der Drohnen abgefangen werden konnten, traf eine von ihnen das russische große Landungsschiff der Ropucha-Klasse, Olenogorskiy Gorniak. Das Schiff war eines der drei Landungsschiffe der Baltischen und der Nordflotte, die kurz vor dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine verlegt worden waren. Die eingesetzten ukrainischen Marinedrohnen haben Berichten zufolge eine Nutzlast von 450 Kilogramm Sprengstoff.
Nach den bei Redaktionsschluss dieses Berichts vorliegenden Videoaufnahmen blieb die Olenogorskiy Gorniak zwar schwimmfähig, ist aber durch das in den Rumpf eingedrungene Wasser außer Gefecht gesetzt und erheblich auf die Seite gekippt. Russland versucht, das Schiff in das örtliche Schiffsreparaturwerk zu schleppen. Selbst wenn dies gelingt, wird das Landungsschiff für lange Zeit außer Gefecht gesetzt sein.
Läuft die ukrainische Gegenoffensive nun besser? Militärexperte Michael Karl im Interview:

Trotz russischer Minen kommt die ukrainische Gegenoffensive jetzt besser voran als zuletzt, weil die Ukraine ihr Vorgehen geändert habe, so Militärexperte Michael Karl.

02.08.2023 | 08:18 min
Eine noch wichtigere Folge ist der weit verbreitete Einsatz ukrainischer Marinedrohnen, der wahrscheinlich jeden russischen Versuch, Getreidetransportschiffe zu entern oder zu kapern, vereitelt. Die Drohnen stellen nämlich eine äußerst ernste Bedrohung für Überwasserschiffe dar und der Angriff auf Noworossijsk hat gezeigt, dass sie tatsächlich die nötige Reichweite haben, um auch aus großer Entfernung anzugreifen.

Drohnenangriffe auf Moskau

Moskau wurde in dieser Woche zweimal von ukrainischen Drohnen angegriffen. Russland behauptet, sie seien alle abgeschossen worden, aber die Wracks trafen ein Hochhaus, in dem sich Büros russischer Ministerien befinden. Der Schaden war minimal, es kamen keine Menschen ums Leben. Die Angriffe haben jedoch gezeigt, dass die Ukraine tatsächlich in der Lage ist, solche Drohnen zu bauen, die Moskau erreichen und die russische Luftabwehr umgehen können, mit Ausnahme der hoch entwickelten Systeme zum Schutz der Hauptstadt.
Je nachdem, wie viele solcher Drohnen die Ukraine in der Lage ist zu bauen, könnten die gezielten Angriffe auf russisches Gebiet nicht nur fortgesetzt, sondern auch intensiviert werden. Bei parallelen Angriffen steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass Drohnen die Luftverteidigung überwinden.

Nach russischen Angaben gab es in der vergangenen Nacht wieder Drohnenangriffe auf Moskau. Es soll ein Bürogebäude getroffen worden sein. Über Verletzte ist bisher nichts bekannt.

01.08.2023 | 02:17 min

Neue Wege im Getreideexport?

Am 1. August fuhren drei Handelsschiffe, angeführt von der in türkischem Besitz befindlichen AMS 1, durch ukrainische Hoheitsgewässer zum Donauhafen Ismail. Ihre Fahrt wurde aus der Luft von einem US-Aufklärungsflugzeug vom Typ P8 Poseidon sowie von einer Reihe anderer Flugzeuge begleitet. Die Reise war ein Test für Russlands Drohung, alle Schiffe, die versuchen, ukrainische Hoheitsgewässer zu durchqueren, als potenzielle Waffenschmuggler zu behandeln.
Die russische Marine unternahm nichts. Sollten die AMS 1 und die anderen Schiffe unbeschadet auch den Rückweg antreten, könnte dies ein künftiges Modell für die Intensivierung des Exports ukrainischen Getreides auf dem Seeweg sein, das heißt für Handelsschiffe, unter Beobachtung aus der Luft und Aufzeichnung aller sonstigen Bewegungen.
Kann Kroatien beim Getreideexport helfen?

Kroatien will die Ukraine beim Getreideexport unterstützen. Dafür sollen kroatische Häfen an der Donau und Adria genutzt werden, erklärte der ukrainische Außenminister.

01.08.2023 | 00:17 min

Russland setzt Angriffe aus der Luft fort

Russland hat weiterhin Drohnen- und Raketenangriffe auf ukrainische Infrastrukturziele geflogen. Einen Tag, nachdem die AMS 1 Ismail erreicht hatte, schlug eine russische Rakete in einem Getreidelager-Hafen ein und zerstörte etwa 60.000 Tonnen Getreide. Der Angriff war besonders besorgniserregend, weil diese Anlage nur wenige hundert Meter von der Grenze zum Nato-Mitglied Rumänien entfernt liegt.
Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:

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