: Israel stimmt Geisel-Abkommen mit Hamas zu

22.11.2023 | 02:26 Uhr
Israel und die radikal-islamische Hamas haben sich auf eine viertägige Waffenruhe verständigt. Im Gegenzug sollen 50 israelische Geiseln freigelassen werden, so Netanjahus Büro.

Nach fast sieben Wochen Krieg sollen Geiseln aus der Gewalt der Hamas freikommen, mindestens 50 Frauen und Kinder. Im Gegenzug sagte Israel unter anderem vier Tage Waffenruhe zu.

22.11.2023 | 01:36 min
Israels Regierung hat einer mehrtägigen Feuerpause im Gaza-Krieg sowie dem Austausch von Geiseln gegen palästinensische Häftlinge zugestimmt. Eine Mehrheit des Kabinetts stimmte für eine entsprechende Vereinbarung mit der islamistischen Hamas, wie das Büro von Regierungschef Benjamin Netanjahu in der Nacht auf Mittwoch mitteilte.
Laut israelischer Regierung sollen mindestens 50 Frauen und Kinder, die in den Gazastreifen entführt worden waren, im Gegenzug für eine viertägige Feuerpause freigelassen werden. Israelischen Medien zufolge soll es sich um 30 Kinder, acht Mütter sowie zwölf ältere Frauen handeln. Ob darunter auch Israelis mit Zweitpass sind, war zunächst unklar.
Die islamistische Hamas hat die Feuerpause sowie die Freilassung von 50 israelischen Geiseln im Austausch für 150 palästinensische Häftlinge bestätigt. Nach schwierigen Verhandlungen unter Vermittlung Katars und Ägypten sei ein Abkommen erzielt worden, so die Hamas auf Telegram.

Israel und Hamas haben sich auf eine Waffenruhe und die Freilassung von 50 Geiseln einigen können. Wie die Vereinbarung in Israel aufgenommen wird, berichtet Michael Bewerunge.

22.11.2023 | 00:55 min
Katar bestätigte die Vereinbarung zur Feuerpause zwischen Israel und Hamas. Der Beginn der viertägigen Kampfpause werde innerhalb der nächsten 24 Stunden bekannt gegeben, teilte das Außenministerium in Katar mit. Zudem soll demnach die Hamas 50 Geiseln freilassen und im Gegenzug eine noch unbestimmte Zahl Palästinenser aus israelischen Gefängnissen entlassen werden. In Israel wird erwartet, dass die schrittweise Freilassung der Geiseln bereits am Donnerstag beginnen könnte.
Reaktionen auf die Vereinbarung:

Biden hofft auf humanitäre Hilfe

"Es ist wichtig, dass alle Aspekte dieses Deals voll und ganz umgesetzt werden", sagt US-Präsident Joe Biden über die vereinbarte Feuerpause zwischen Israel und der Hamas. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu habe sich dazu verpflichtet, eine "verlängerte Pause" zu unterstützen, damit sichergestellt sei, dass nicht nur sämtliche Geiseln freigelassen werden könnten, sondern auch humanitäre Hilfe zu Palästinensern im Gazastreifen gelange. Er hoffe zudem, dass durch den Deal einige US-Bürger freikämen, die von der Hamas in den Gazastreifen verschleppt worden seien. Biden versprach, nicht eher zu ruhen, "bis sie alle freigelassen worden sind".

Baerbock spricht von "Durchbruch"

Die vereinbarte Freilassung von 50 Geiseln sei ein "Durchbruch", erklärt Bundesaußenministerin Annalena Baerbock auf der Plattform X - "auch wenn nichts auf der Welt ihr Leid ungeschehen machen kann". "Die humanitäre Pause muss genutzt werden, um lebensnotwendige Hilfe zu den Menschen in Gaza zu bringen."

Von der Leyen kündigt weiter Hilfslieferungen an

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen rief die Hamas zur Freilassung aller Entführten auf. Jeder Tag, den Mütter und Kinder durch Terroristen gefangengehalten würden, sei zu viel. Zugleich kündigte sie an, die Europäische Union werde ihr Möglichstes tun, um die Waffenpause für eine Verstärkung der humanitären Hilfe zu nutzen. Der zuständige Kommissar Janez Lenarcic solle so schnell wie möglich weitere Lieferungen nach Gaza veranlassen, um die Krise dort zu lindern.

Ähnlich äußerte sich EU-Ratspräsident Charles Michel. Man müsse die Pause in den Feindseligkeiten zu nutzen, um ein Maximum an humanitärer Hilfe für die Bedürftigen zu ermöglichen, schrieb er auf X. Dabei dankte er Katar und Ägypten für die Vermittlung bei der jetzt ausgehandelten Vereinbarung.

Ägyptens Präsident: Bemühen um "dauerhafte Lösungen"

Ägypten will sich nach Worten von Präsident Abdel Fattah al-Sisi weiterhin für "dauerhafte Lösungen" im Nahost-Konflikt einsetzen. Diese müssten "Gerechtigkeit und Frieden herstellen und dem palästinensischen Volk legitime Rechte garantieren". Er begrüßte die Einigung zwischen Israel und der islamistischen Hamas. Ägypten war 1979 das erste arabische Land, das einen Friedensvertrag mit Israel unterzeichnete. Im Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern hatte Kairo zuvor schon mehrfach vermittelt.

Abbas fordert umfassende Lösung für Nahost-Konflikt

Auch Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas begrüßt die Vereinbarung. Er hebt dabei die Bemühungen Katars und Ägyptens bei der Vermittlung hervor und fordert zugleich umfassendere Lösungen für den Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern. Abbas wolle eine längere Waffenruhe und "die Umsetzung einer politischen Lösung, die auf internationaler Legitimität beruht", heißt es in einer Erklärung seines Beraters Hussein Al-Scheich.

Auch Moskau und Peking begrüßen Vereinbarung

Moskau begrüße das "Abkommen zwischen Israel und Hamas über eine viertägige humanitäre Pause", erklärte die russische Außenministeriumssprecherin Maria Sacharowa auf Telegram. Auch die chinesische Außenministeriumssprecherin Mao Ning erklärte, Peking begrüße die "vorläufige Waffenstillstandsvereinbarung" und äußerte die Hoffnung, dass dies zur Linderung der "humanitären Krise" und zum "Abbau der Spannungen" beitragen werde.

Humanitäre Hilfe für Gaza möglich

Beiden Seiten zufolge umfasst die Vereinbarung eine viertägige Waffenpause. Laut Hamas handelt es sich bei den 150 Häftlingen um Frauen sowie Häftlinge unter 19 Jahren.
Informationen der "Times of Israel" zufolge sollen die Geiseln in die jeweilige Stadt oder Ortschaft zurückkehren, "in der sie vor ihrer Inhaftierung lebten, einschließlich im Westjordanland und in Ost-Jerusalem". Die Waffenruhe ermögliche auch humanitäre Hilfe für den Gazastreifen.

Israel hat sich mit der Hamas auf einen Deal geeinigt: Die Freilassung von 50 Geiseln gegen eine viertätige Feuerpause. Michael Bewerunge zu weiteren Details der Vereinbarung.

22.11.2023 | 01:56 min

Einfahrt "Hunderter" Lkw nach Gaza

Zudem soll Israel zugestimmt haben, die Einfahrt von "Hunderten" Lastwagen mit humanitären Gütern im gesamten Gazastreifen zu erlauben. Während der Feuerpause soll Israel demnach auch über sechs Stunden täglich den Flugverkehr im Norden des Küstengebiets einstellen. Eine offizielle Bestätigung aus Israel zu den Punkten der Vereinbarung stand zunächst aus.
Laut Medienberichten sieht das Abkommen vor, dass weitere Hilfsgüter, darunter Treibstoff nach Gaza gebracht werden. Nach Angaben des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu soll das Rote Kreuz zudem Zugang zu den restlichen Geiseln bekommen.

Netanjahu wirbt im Kabinett um Zustimmung

Zuvor hatte Regierungschef Netanjahu in seinem Kabinett um Zustimmung für ein Abkommen über die Freilassung von durch die radikalislamische Hamas verschleppten Geiseln geworben. Es sei "eine schwierige Entscheidung, aber die richtige Entscheidung", sagte Netanjahu am Dienstagabend.
US-Präsident Joe Biden habe dazu beigetragen, den "Rahmen" des Abkommens zu verbessern, um die Freilassung von "mehr Geiseln zu einem niedrigeren Preis" zu umfassen, sagte Netanjahu. Der "gesamte Sicherheitsapparat" Israels unterstütze den Plan "vollkommen".
Am 7. Oktober hatten hunderte Kämpfer der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas Israel überfallen und dort Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt.
ZDFheute Infografik
Mehr
Mehr
Mehr
Quelle: dpa, AFP, Reuters

Thema

Aktuelle Nachrichten zum Nahost-Konflikt