: Katar liefert Medikamente für Hamas-Geiseln

17.01.2024 | 17:00 Uhr
Zwischen Israel und Hamas ist unter katarisch-französischer Vermittlung eine Einigung zur Lieferung von Medikamenten erzielt worden. Zwei Flugzeuge sind in Ägypten gelandet.

Im umkämpften Gazastreifen gibt es etwas Erleichterung. Israelische Geiseln sollen Medikamente erhalten, im Gegenzug bekommt auch die palästinensische Zivilbevölkerung Hilfe.

17.01.2024 | 01:33 min
Im ägyptischen Küstenort Al-Arisch landeten am Mittwoch zwei katarische Flugzeuge mit Hilfsgütern aus Katar und Frankreich, wie ein Vertreter des ägyptischen Roten Halbmonds bestätigte. Es handle sich um Essen und Medizin.

Medikamente für israelische Geiseln

Israelischen Medien zufolge soll ein Teil der Medizin für die Geiseln bestimmt sein. Von Ägypten aus sollen sie demnach in den Gazastreifen geschafft werden, heißt es vom Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu.
Wie der Sender Al-Dschasira unter Berufung auf das französische Außenministerium berichtete, sollten 45 Geiseln Medikamente für die Behandlung verschiedener chronischer Erkrankungen erhalten. Demnach solle die Medizin für circa drei Monate reichen. Ein israelischer Regierungssprecher teilte mit, ein Drittel der verbliebenen 132 Geiseln im Gazastreifen sei chronisch krank.

Die Sorge um die israelischen Geiseln wird immer größer. Zum 100. Kriegstag im Gazastreifen haben Zehntausende Menschen bei einer Kundgebung in Tel Aviv ihre Freilassung gefordert.

14.01.2024 | 00:24 min

Medikamente und Hilfsgüter für Palästinenser

Im Gegenzug solle humanitäre Hilfe für die Palästinenser in den Gazastreifen geliefert werden, hatte das katarische Außenministerium bereits am Dienstag erklärt. Die Vereinbarung sei mit französischer Unterstützung erzielt worden. Es ist die erste Vereinbarung zwischen den Kriegsparteien seit dem Ende einer einwöchigen Waffenruhe Ende November.
Hamas-Anführer Mussa Abu Marsuk schrieb auf der Plattform X (vormals Twitter), die Islamistenorganisation habe mehrere Bedingungen für das Abkommen gestellt. Unter anderem fordere die Hamas, dass für jede für die Geiseln bestimmte Kiste mit Medikamenten im Gegenzug Tausend Kisten mit Arzneimitteln geliefert werden, die den palästinensischen Zivilisten im Gazastreifen zugutekommen sollen.

Medikamenten für Geisel: Hamas stellte Bedingungen auf

Weiterhin sei Bedingung, dass Israels Armee die Medikamenten-Lieferungen nicht inspiziere. Die für die Kontakte mit den Palästinensern und humanitäre Hilfe zuständige israelische Cogat-Behörde werde die Lieferungen, die in fünf Lastwagen transportiert werden sollen, jedoch prüfen, berichtete das Nachrichtenportal "Times of Israel".
Israel besteht normalerweise darauf, alle Hilfslieferungen zu kontrollieren, ehe sie in das palästinensische Küstengebiet gebracht werden, da befürchtet wird, dass Waffen geschmuggelt werden können.

Wochenlange Verhandlungen über Medikamente für Geiseln

Über die Versorgung chronisch kranker Geiseln mit notwendigen Medikamenten war wochenlang zuvor verhandelt worden. Die Hamas befürchtet laut Al-Dschasira, dass die Medizin vorab so präpariert werden könnte, dass sie verfolgbar wäre und Israel damit herausfinden könnte, wo sich die Geiseln befinden.
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Die Hamas hatte bei ihrem Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober rund 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Derzeit werden in dem Küstenstreifen noch 136 Menschen festgehalten. Israel geht davon aus, dass etwa zwei Dutzend von ihnen nicht mehr leben.

USA optimistisch bezüglich einer Freilassung von Geiseln

Die USA zeigten sich ihrerseits am Dienstag optimistisch, dass derzeit unter der Vermittlung Katars geführte Gespräche bald eine neue Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas über die Freilassung von Geiseln im Gegenzug zu einer Waffenruhe erreicht werden könnte.
Ich will öffentlich nicht zu viel sagen, aber wir sind optimistisch, dass sie Früchte tragen und dass sie bald Früchte tragen.
John Kirby, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA
Kirby nannte es zudem "bedeutend", dass Israel angekündigt habe, die intensive Phase des Krieges gegen die Hamas herunterfahren zu wollen.
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Verwandte der Hamas-Geiseln vorübergehend nicht in Bundestag gelassen

Unterdessen hat die Unionsfraktion scharfe Kritik daran geübt, dass eine Besuchergruppe aus Familienangehörigen entführter Hamas-Geiseln wegen T-Shirts mit Fotos ihrer Verwandten vorübergehend nicht in den Bundestag gelassen wurde.
Laut "Bild"-Zeitung hatten die Besucher einen Termin beim Unionsfraktionsvorsitzenden Friedrich Merz (CDU). Sie hätten die Sicherheitspforte aber nicht passieren dürfen, da ihnen bedeutet worden sei, dass sie auf ihrer Bekleidung politische Botschaften trügen.
Es war erniedrigend für die Angehörigen der israelischen Geiseln.
Jürgen Hardt, außenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion
Eine Sprecherin des Bundestags betonte: "Niemand wurde 'abgewiesen'." Die gesamte Gruppe sei anschließend in den Bundestag gekommen. "Jedoch haben die Verzögerungen zu Irritationen geführt, die wir sehr bedauern."
Quelle: dpa, AFP, Reuters, AP

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