Interview

: Sofortige Waffenruhe "Belohnung für Hamas"

22.03.2024 | 09:53 Uhr
Der UN-Sicherheitsrat will über eine Resolution abstimmen, die eine sofortige Waffenruhe im Gaza-Krieg fordert. Israels Botschafter Prosor sieht darin eine "Belohnung für Hamas".

Ron Prosor, israelischer Botschafter in Deutschland, sagt zur UN-Resolution, "dass ein Waffenstillstand morgen sein kann, wenn Hamas die Geisel wieder zurück nach Hause bringt."

22.03.2024 | 06:38 min
Die USA gelten als engster Verbündeter Israels im Gaza-Krieg. Angesichts steigender ziviler Opfer und einer drohenden Hungernot verstärken die USA nun aber den Druck. Am Freitagmorgen (9:00 Uhr Ortszeit, 14:00 Uhr MEZ) soll ein Resolutionsentwurf im Weltsicherheitsrat zur Abstimmung eingebracht werden.
Auch das aktuelle Politbarometer zeigt: Eine Mehrheit der Befragten hält das militärische Vorgehen Israels im Gazastreifen angesichts der vielen zivilen Opfer nicht für gerechtfertigt. Im Gespräch mit dem ZDF-Morgenmagazin verteidigt der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, dennoch die Pläne für eine Offensive in der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen.
Sehen Sie das Interview in voller Länge im Video und lesen Sie hier Auszüge.
Das sagt Prosor zu …

… den Forderungen nach einem sofortigen Waffenstillstand

Für den israelischen Botschafter ist die Freilassung der Geiseln, die noch in der Gewalt der radikal-islamischen Hamas sind, eine notwendige Bedingung für einen Waffenstillstand. Dieser sei dann möglich, wenn "die Hamas die Geiseln wieder zurück nach Hause bringt".

Im UN-Sicherheitsrat ist die Forderung der USA und der EU nach einer Waffenruhe im Gaza-Krieg gescheitert. Russland und China hatten dagegen ein Veto eingelegt.

22.03.2024 | 00:14 min
Es sei klar, dass ein Waffenstillstand andernfalls eine "Belohnung für Hamas" sei, sagt Prosor und fügt an:
Warum sollen sie dann die Geiseln zurück nach Hause bringen?
Ron Prosor, israelischer Botschafter in Deutschland

… der humanitären Lage im Gazastreifen

Israel wisse um das Dilemma und das Leiden der palästinensischen Bevölkerung in Gaza, betont Israels Botschafter. "Das verstehen wir, aber wir verstehen auch, dass wir diese Terror-Strukturen nicht dort so lassen können."

Netanjahu hält an einer israelischen Bodenoffensive in Rafah fest und will sich auch nicht dem Druck der USA beugen. 1,5 Millionen Menschen halten sich aktuell in der Stadt auf.

20.03.2024 | 00:22 min
Das israelische Vorgehen im Gazastreifen verteidigt Prosor. Bevor man etwas tue, rufe man die Zivilbevölkerung mit dem Appell an, "irgendwo anders" hinzugehen. Der israelische Botschafter verweist dabei auf die Sicherheitszonen und betont, dass es diese in der Vergangenheit gegeben habe und es sie auch in Zukunft geben werde.
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Auf die Frage, wohin die Zivilisten gehen sollen, antwortet der Botschafter ausweichend:
Wir werden auf jeden Fall nicht in Rafah hinein [gehen], bevor wir die Bevölkerung zu sicheren Zonen bringen.
Ron Prosor, israelischer Botschafter in Deutschland
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… zu möglichen Plänen nach dem Krieg

Für Prosor ist klar, dass man zusammen "etwas Neues" ohne die Hamas aufbauen müsse.
Wenn wir diese Terrororganisation nicht beseitigen, können wir Frieden in dieser Region nie schaffen.
Ron Prosor, israelischer Botschafter in Deutschland
Eine dauerhafte Präsenz Israels im Gazastreifen sieht der Botschafter nicht: "Ja, es ist uns klar, dass wir in Gaza nicht bleiben", meint Prosor, betont dabei aber, dass auch die Hamas in Gaza nicht bleibe.

Die USA wollen dem UN-Sicherheitsrat ihren Resolutionsentwurf über einen "sofortigen Waffenstillstand" in Verbindung mit der Geiselfreilassung im Gazastreifen zur Abstimmung vorlegen.

22.03.2024 | 02:04 min
Schießlich verweist der israelische Botschafter auf das sogenannte Abraham-Abkommen. Prosor setzt auf eine Zusammenarbeit der internationalen Gemeinschaft mit arabischen Staaten, etwa Saudi-Arabien, um dieses Abkommen zu erweitern, "damit wir wirklich in dieser Region auch Frieden schaffen können".
Im Rahmen des von den USA vermittelten Abraham-Abkommens hatten sich die Beziehungen mehrerer arabischer Staaten zu Israel normalisiert, darunter die Vereinigten Arabischen Emirate, Marokko und Bahrein. Bemühungen um eine ähnliche Annäherung zwischen Saudi-Arabien und Israel erlitten aber durch den Großangriff der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel und die folgende israelische Militäroffensive im Gazastreifen einen herben Rückschlag.
Quelle: Mit Material von dpa, AFP

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