: Wie ist die Lage in den Kliniken?

12.11.2023 | 07:42 Uhr
Die Lage im Gazastreifen bleibt unübersichtlich. Verschiedene Ärzte und Organisationen berichten von Angriffen vor allem auf die Al-Schifa-Klinik. Das weist Israels Armee zurück.

Die islamistische Hamas hat laut Israels Ministerpräsident Netanjahu die Kontrolle über den nördlichen Teil des Gazastreifens verloren. Indes gingen die Gefechte in der Nacht weiter.

12.11.2023 | 00:26 min
Schwere Gefechte zwischen der israelischen Armee und Hamas-Kämpfern haben offenbar für chaotische Zustände in den Krankenhäusern im Norden des Gazastreifens gesorgt. Sollten die Kämpfe nicht gestoppt oder zumindest die Patienten evakuiert werden, "werden diese Krankenhäuser zu Leichenhallen", teilte Ärzte ohne Grenzen an diesem Sonntag mit. Die Lage in der Al-Schifa-Klinik, dem größten Krankenhaus in dem Küstengebiet, sei "katastrophal", erklärte die Hilfsorganisation.

Israel dementiert Angriffe auf Krankenhaus

Die israelische Armee dementierte Angriffe auf das Krankenhaus. "In den vergangenen Stunden wurden Falschinformationen verbreitet, wir würden das Al-Schifa-Krankenhaus umzingeln und angreifen", sagte Armeesprecher Daniel Hagari am Samstagabend.
Die Hamas lügt über das, was in den Krankenhäusern passiert.
Israelischer Armeesprecher Daniel Hagari
Der Armeesprecher betonte, es gebe weiterhin "eine festgelegte Passage, um das Krankenhaus zu betreten oder zu verlassen". Die Armee werde zudem die Evakuierung von Säuglingen aus der Klinik unterstützen. Ein weiteres Krankenhaus, die Rantisi-Kinderklinik, sei bereits "evakuiert" worden, nachdem "ein Terrorist" der dort tausend Menschen festgehalten habe, ausgeschaltet worden sei, sagte Hagari.

Das Al-Schifa-Krankenhaus, die größte Klinik im Gazastreifen, ist nach Angaben eines Arztes nicht mehr in Betrieb. Neben Stromknappheit stehe das Gebäude unter Beschuss.

11.11.2023 | 00:24 min

Krankenhaus als Kommandozentrale der Hamas?

Israel wirft der im Gazastreifen herrschenden radikalislamischen Hamas immer wieder vor, Kliniken wie das Al-Schifa-Krankenhaus als Verstecke und Kommandozentralen zu nutzen und Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen, was die Hamas bestreitet.
Auch Israels Regierungssprecher Eylon Levy betonte am Dienstagabend in einem Interview mit dem irischen Nachrichtensender "RTÉ news", dass sowohl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als auch sonst "keine unabhängige Organisation" andere Quellen habe als die Hamas.
Eylon Levy postete sein Interview auf X
Die WHO äußerte sich auch in diesem Fall besorgt. Ein Chirurg, der für die Ärzte ohne Grenzen im Al-Schifa-Krankenhaus arbeitet, berichtete über den Tod zweier Frühchen aufgrund von Stromausfällen. Auch ein erwachsener Patient sei wegen des Ausfalls seines Beatmungsgeräts gestorben. Es gebe kein Wasser, keinen Strom und keine Lebensmittel für die Patienten, unter ihnen Dutzende Babys. Auf dem Krankenhausgelände suchten außerdem zahlreiche Zivilisten Zuflucht.
ZDFheute Infografik
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Klinik-Direktor: Dutzende Leichen

Das Krankenhaus sei "vollkommen umzingelt" und es gebe Bombardements in der Nähe, erklärte der Direktor des Krankenhauses, Mohammed Abu Salmija. Das medizinische Team könne nicht arbeiten und Dutzende Leichen könnten nicht fortgeschafft und beerdigt werden. 
Ahmed al-Mokhallalati, ein leitender plastischer Chirurg im Al-Schifa Krankenhaus im Gazastreifen, erklärt gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, die Bombardierung im Umfeld des Krankenhauses dauere seit mehr als 24 Stunden an: "Es ist ein totales Kriegsgebiet. Es herrscht eine völlig unheimliche Atmosphäre hier im Krankenhaus." Die meisten Mitarbeiter und Flüchtlinge, hätten das Krankenhaus verlassen. 500 Patienten seien geblieben.
Andere Zeugen in dem Krankenhaus berichteten der Nachrichtenagentur AFP am Telefon, es gebe ununterbrochen Schüsse, Luftangriffe und Artilleriefeuer in der Nähe des Krankenhauskomplexes. Über eine nahe dem Krankenhaus installierte Live-Kamera von AFP waren den ganzen Samstag über Schüsse und Explosionen zu hören.

In Israel haben Tausende für die Freilassung der von der islamistischen Hamas entführten Geiseln demonstriert. Zudem forderten die Menschen ein Ende der Angriffe auf Gaza.

12.11.2023 | 00:15 min

Gräueltaten an Zivilisten in Israel

Mit ihren Angriffen im Gazastreifen reagiert die israelische Armee auf den beispiellosen Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel. Hunderte Islamisten waren am 7. Oktober nach Israel eingedrungen und hatten Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt, darunter zahlreiche Kinder. Laut aktualisierten israelischen Angaben wurden 1.200 Menschen in Israel getötet und mehr als 240 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Quelle: AFP, Reuters

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