: Politiker gestehen Fehler in Corona-Pandemie

08.03.2024 | 07:11 Uhr
Bei Kindern zu streng, bei Maßnahmen zu hart: Die (Ex-)Minister Lauterbach, Seehofer und Braun blicken auf Ihre Corona-Politik zurück - und räumen einem Bericht zufolge Fehler ein.
Vier Jahre nach Ausbruch der Corona-Pandemie ziehen deutsche Bundespolitiker Bilanz. Darunter: Der heutige Gesundheitsminister Lauterbach.Quelle: epa
Vier Jahre sind seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 vergangen. Jahre, in denen Virologen, Politik und Gesellschaft teils stritten - über Maßnahmen, Lockerungen und Impfungen. Nun, knapp ein Jahr nachdem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die Corona-Pandemie für beendet erklärte, räumen einige, an maßgeblichen Entscheidungen beteiligte Bundespolitiker gegenüber dem "Spiegel" Fehler im Umgang mit dem Coronavirus ein.

Lauterbach: Bei Kindern "zu streng" - Gesamtbilanz gut

Der Gesundheitsexperte und heutige Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte dem "Spiegel":
Der größte Fehler war, dass wir bei den Kindern zum Teil zu streng gewesen sind und mit den Lockerungsmaßnahmen wahrscheinlich etwas zu spät angefangen haben.
Karl Lauterbach

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Die Kinder seien zu wenig psychotherapeutisch betreut gewesen. "Wir haben Warnsignale übersehen", sagte Lauterbach, der bis Ende 2021 als SPD-Gesundheitspolitiker im Bundestag an den Beratungen und Entscheidungen beteiligt war. Gemessen daran, dass Deutschland eine vergleichsweise alte Bevölkerung habe, seien Länder wie Japan und Deutschland, die vorsichtig gewesen sind, allerdings sehr gut durch die Pandemie gekommen.
Jeder hat auch Fehler gemacht, aber unsere Gesamtbilanz ist gut.
Karl Lauterbach
Technisch sei man heute auf die nächste Pandemie viel besser vorbereitet, so Lauterbach. So könne man zu jedem Zeitpunkt viel schneller als vorher international und auch in Deutschland Impfstoffe entwickeln und produzieren.

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Seehofer würde teils "heute nicht mehr zustimmen"

Horst Seehofer (CSU), bis zum Regierungswechsel im Dezember 2021 Bundesinnenminister, sagte: "Wir haben Entscheidungen getroffen, denen ich heute nicht mehr zustimmen würde". Er nannte als Beispiel nächtliche Ausgangssperren, die kaum Wirkung auf die Unterbrechung der Infektionsketten gehabt hätten.
Zudem müsse man mit Forderungen nach einer Zwangsimpfung sehr vorsichtig sein, sagte Seehofer weiter, wie der "Spiegel" in einem am Donnerstagabend online veröffentlichten Beitrag berichtet: "Die konnte ja nicht einmal für die Pflegeheime und Krankenhäuser in Bayern umgesetzt werden."
Im Großen und Ganzen sei die Corona-Politik jedoch "in Ordnung", und entspreche dem, was seit Jahrzehnten bei solchen Pandemien Standard sei, so Seehofer.
Es geht immer um die zwei Punkte: Die Infektionsquelle zu identifizieren und sie zu unterbrechen.
Horst Seehofer

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Ex-Kanzleramtsminister Braun: Zu stark auf Impfstoffe gesetzt

Helge Braun, bis Ende 2021 Kanzleramtsminister im Kabinett von Angela Merkel (beide CDU), sagte dem "Spiegel", die Bundesregierung habe anfangs die Wirkmächtigkeit der Impfstoffe zu hoch eingeschätzt. Man sei davon ausgegangen, dass Geimpfte auch vor Ansteckungen sicher seien.
Wir haben das Impfen als eine Lösung für den Ausstieg aus der Pandemie beworben und eine Erwartung geschürt, die wir am Ende nicht erfüllen konnten.
Helge Braun
Auch schmerze ihn, dass es der Gesellschaft nicht gelungen sei, "die Vulnerablen optimal zu schützen", so Braun im "Spiegel". Anders sehe es bei den Masken aus: Corona habe gezeigt, wie wirkungsvoll das Tragen medizinischer Masken sei: "Schnell verfügbare FFP2-Masken ermöglichen uns in der nächsten Pandemie einen hohen Grad an Freiheit und Bewegung. Genau das also, was viele unserer Kritiker immer eingefordert haben."

"Jetzt müssen wir im Nachgang diskutieren, ob alle Maßnahmen sinnvoll waren", so der gesundheitspolitische Sprecher der FDP, Andrew Ullmann.

06.04.2023 | 04:43 min

FDP-Gesundheitspolitiker wollen Corona-Politik prüfen

Wie der "Spiegel" weiter berichtet, planen Gesundheitspolitiker der FDP, eine Enquetekommission "Pandemie" im Bundestag einzusetzen. Es gehe darum zu klären, ob Hilfen in die richtige Richtung geflossen sind und ob einzelne Maßnahmen berechtigt waren, sagte der FDP-Bundestagsabgeordnete Andrew Ullmann dem Magazin.
Quelle: EPD

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