: #machdeinkreuz - Kollektiv wirbt fürs Wählen

von Selma Kniehl
08.06.2024 | 14:17 Uhr
Bei der letzten Landtagswahl in Sachsen gab es deutlichen Spielraum bei der Beteiligung. Kulturschaffende werden nun aktiv und entwerfen Plakate, um zum Wählen zu motivieren.
Wahlplakate verschiedener Parteien und Protestplakate in Dresden.Quelle: Robert Michael/dpa
"Kommt, zieht eure Turnschuhe an, lauft zur Wahlurne!" - so beschreibt Henriette Grahnert ihr Plakat für die Kampagne #machdeinkreuz. Die Leipziger Künstlerin wuchs selbst in einem systemkritischen Elternhaus in der DDR auf. "Das hat sich bei mir alles eingeprägt", bekräftigt sie. "Uns Kindern wurde früh eingebläut, nichts von Zuhause in der Schule zu erzählen."
Da wird es umso verständlicher, als Grahnert noch einmal ansetzt: "Freie Wahlen sind etwas sehr Kostbares und Demokratie nicht selbstverständlich!"

Netzwerk will Zeichen für Demokratie setzen

Aus diesem Grund engagiert sie sich im Kollektiv Kompliz*, einem Netzwerk von über 140 Initiativen und Einrichtungen in ganz Sachsen. Bereits seit 2017 hat es sich Kompliz* zum Ziel gemacht, möglichst viele Initiativen, Institutionen, Vereine und engagierte Einzelpersonen, die sich für ein demokratisches Sachsen einsetzen, miteinander ins Gespräch zu bringen und zur Zusammenarbeit anzuregen.

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Für die neueste Aktion #machdeinkreuz haben Künstler*innen, die in Sachsen leben und arbeiten - darunter Henriette Grahnert, David Schnell, Maja Bährmann und viele mehr -, 39 Plakate gestaltet und bewerben damit die kommende Wahl. Die Plakate stehen kostenfrei zum Download bereit.
"Die Leute drucken sich das selber aus und kleben die Plakate zum Beispiel für Demos auf Schilder. Oder sie benutzen sie als Flyer", erläutert Ludwig Henne, Kulturwissenschaftler und Mitinitiator von Kompliz*.
Durch die freie Zugänglichkeit wird aktive Teilhabe ermöglicht, ohne selbst etwas entwerfen oder gestalten zu müssen.
Ludwig Henne, Kollektiv Kompliz*

Kollektiv: "Menschen dazu ermutigen, wählen zu gehen"

Das Ziel? Wählen gehen! Denn keineswegs alle, die zur Wahl berechtigt sind, nehmen ihr Recht auch wahr. Dabei braucht es in diesen Zeiten jede Stimme. Gerade einmal 66,5 Prozent der Wahlberechtigten beteiligten sich 2019 an den sächsischen Landtagswahlen.
"Meiner Meinung nach gelingt es den extrem rechten Strukturen leider sehr gut, die eigenen Leute für Wahlen zu mobilisieren. Wir wollen mit unserer Aktion dagegenhalten und viele andere Menschen dazu ermutigen, wählen zu gehen", sagt Ludwig Henne weiter.
Zusätzlich sammelt #machdeinkreuz für die Aktion "schöner wählen" Ideen für die kreative, ansprechende Gestaltung von Wahlurnen.

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Künstlerin Grahnert: Miteinander im Gespräch bleiben

Henriette Grahnert lebt seit Kurzem in Birkwitz bei Pirna. In der Stadt, die seit Ende 2023 den deutschlandweit ersten Oberbürgermeister hat, der für die AfD sein Amt bekleidet. Man kriege schon mit, dass die Leute in ländlichen Gegenden nicht so eine große Hemmschwelle gegenüber rechtem Gedankengut haben, so Grahnert.
Aber die Hauptsache sei der Austausch und miteinander im Gespräch zu bleiben. "Es geht bei #machdeinkreuz um keine spezielle Partei, ich finde es wichtig, dass sich die Leute durch unsere Plakate angesprochen fühlen. Gerade Jugendliche oder jemand, der Politik nicht so spannend findet. Wenn es jemandem peinlich ist, was er wählt, muss er es ja nicht sagen", so Grahnert.
Oft wird nicht gewählt, sei es aus Frustration oder aus Kapitulation den vielen verschiedenen Parteien gegenüber.
Henriette Grahnert, Kollektiv Kompliz*

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Kollektiv: "Wir wollen alle miteinbeziehen"

Neben der Plakataktion pflegt Kompliz* auch eine Datenbank mit über 60 Initiativen. Die Datenbank ist offen und ermöglicht Teilhabe an Events und Demokratiefesten - und: Künstler*innen können sich eintragen und bei den verschiedenen Events mitwirken. Konservative Formate haben dort ebenso Platz wie Angebote der queeren Community. Die Datenbank ermöglicht das Nebeneinander und die Vermischung der unterschiedlichsten Angebote.
Wichtig sei dabei, dass die Angebote Kommunikationsräume schaffen, um sich austauschen zu können und über die Gespräche möglicherweise ein Nach- und Umdenken zu bewirken. "Auf dem Land gibt es nun mal wenig Gesprächsraum, wenig Kultur und wenig Kneipen", so Henne.
Aber wir wollen alle miteinbeziehen. Vom Musikverein bis zur Freiwilligen Feuerwehr.
Ludwig Henne, Kollektiv Kompliz*

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