: Stimmung "eisig wie seit langem nicht mehr"

19.11.2023 | 15:18 Uhr
Im Bundestag hat Prinzessin Victoria zum Volkstrauertag an die Opfer der Kriege in Ukraine und Nahost erinnert. Zuvor legte Boris Pistorius einen Kranz am Jüdischen Friedhof ab.
Schwedens Kronprinzessin Victoria hält eine Gedenkrede im Bundestag zum Volkstrauertag.Quelle: dpa
Kronprinzessin Victoria von Schweden hat zum Volkstrauertag bei der zentralen Gedenkstunde im Bundestag an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft erinnert.
"Die Menschheit steht vor Herausforderungen, die immer schwerer und dringlicher werden", sagte sie unter anderem mit Blick auf die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten.
Die Stimmung in der Welt ist so eisig wie seit langem nicht mehr.
Kronprinzessin Victoria von Schweden
Die russische Invasion in der Ukraine "bedroht den Frieden auf unserem gesamten Kontinent, erschüttert die Grundfesten der Weltordnung und verursacht unermessliches menschliches Leid". Der Krieg erinnere an die dunkelsten Kapitel der europäischen Geschichte.

Kronprinzessin: "Schutz von Zivilisten muss garantiert werden"

"Hinzu kommen die Entwicklungen im Nahen Osten nach den schrecklichen Angriffen der Hamas auf israelische Zivilisten", so die Kronprinzessin in ihrer Rede. "Wir sehen entsetzliche Bilder aus Gaza mit großem menschlichen Leid." Natürlich habe auch Israel das Recht, sich in Übereinstimmung mit dem Völkerrecht zu verteidigen.
Der Schutz aller Zivilisten, sowohl in Israel als auch in Gaza muss garantiert und das humanitäre Völkerrecht respektiert werden - zu jeder Zeit, unter allen Umständen.
Kronprinzessin Victoria von Schweden

Volkstrauertag im Zeichen von Kriegen

Die Kronprinzessin mahnte, niemals die Lehren aus den Schrecken von Krieg und Tyrannei zu vergessen. "Es ist eine Quelle der Hoffnung, dass die Regierungen und Völker im demokratischen Europa in einer schweren Zeit zusammenhalten. Die deutsche Erfahrung zeigt, dass es möglich ist, selbst die dunkelste Vergangenheit zu überwinden." Victoria, die eine deutsche Mutter hat, hielt ihre Rede auf Deutsch

Zum Volkstrauertag hat Verteidigungsminister Pistorius an die Opfer von Krieg und Gewalt gedacht. Zudem erinnerte er an die Betroffenen der Kriege in der Ukraine und Nahost.

19.11.2023 | 00:23 min
Mit der Gedenkstunde im Bundestag wurde an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft erinnert. Der Volkstrauertag stand dieses Jahr erneut unter dem Eindruck des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine. Hinzu kommt die Eskalation des Nahost-Konflikts.
Besondere Themen des diesjährigen Volkstrauertags sind darüber hinaus 70 Jahre Jugendarbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge sowie die deutsch-schwedische Geschichte.

Pistorius legt Kranz auf Jüdischem Friedhof nieder

Bei einer Gedenkveranstaltung auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin legten zuvor am Vormittag unter anderem Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), Berlins Kultursenator Joe Chialo (CDU) und die Präsidentin des Berliner Abgeordnetenhauses, Cornelia Seibeld (CDU), Kränze nieder.
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius legte einen kranz am Jüdischen Friedhof in Berlin nieder.Quelle: dpa
Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) erinnerte in seiner Gedenkrede an die jüdischen Soldaten, die im Ersten Weltkrieg gefallen sind. Zahlreiche Gräber finden sich auch auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin. "Es ist die Erinnerung daran, dass und wie sehr Juden und Judentum angefochtener und doch auch selbstverständlich gewordener Teil der deutschen Gesellschaft waren und wie sehr der mörderische Rassismus des Nazi-Regimes nicht nur das jüdische Volk fast vernichtet hat, sondern auch die deutsche Gesellschaft moralisch zerstört hat."

Brennende Synagogen, verwüstete Häuser: Diesen November jährte sich die Reichspogromnacht zum 85. Mal.

09.11.2023 | 03:01 min
Indem man hier und heute jüdischer Soldaten gedenke, "tun wir dies in dem Wissen, dass das, was gegenwärtig im Nahen Osten geschieht, mit deutscher Geschichte zu tun hat", sagte Thierse.
Indem wir hier der jüdischen Gefallenen in einem deutschen und europäischen Krieg gedenken, drücken wir auch unser Mitgefühl aus mit den Opfern der um ihre Existenz kämpfenden jüdischen Heimstatt Israel.
Wolfgang Thierse, ehemaliger Bundestagspräsident

Thierse: "Irritiert und entsetzt" über Antisemitismus

Thierse nahm auch Bezug auf die aktuelle Entwicklung in Deutschland nach dem Angriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober: "Wir sind irritiert und entsetzt über den hierzulande auf grelle Weise sichtbar und laut gewordenen Antisemitismus", sagte er.
Ein Antisemitismus, der nicht nur eingewandert ist, sondern auch einheimisch.
Wolfgang Thierse, ehemaliger Bundestagspräsident
Quelle: dpa, epd, ZDF

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