: Fracking statt LNG? Das deutsche Gas-Dilemma

von Volker Wasmuth
19.03.2023 | 09:44 Uhr
Deutschland braucht dringend Gas - und sucht nach Lösungen, um sich langfristig unabhängig von russischen Lieferungen zu machen. Was ist der richtige Weg aus der Energiekrise?

In deutschen Böden lagern Billionen Kubikmeter Gas – genug, um das Land zwei Jahrzehnte zu versorgen. Mit Fracking kann der Schatz gehoben werden. Besteht dabei Gefahr für Mensch und Natur?

19.03.2023 | 28:45 min
Auf der Suche nach Alternativen zu den Gas-Importen aus Russland steckt Deutschland Milliarden Euro in LNG-Terminals und geht umstrittene Liefer-Deals mit Katar ein. Große Tanker transportieren das Flüssiggas nun über lange Seewege nach Europa. Während der gesamten Lieferkette - von der Produktion über den Transport bis hin zur Gas-Erwärmung am Zielort - können Lecks auftreten, das Treibhausgas Methan könnte entweichen.
Die LNG-Transporte belasten deshalb die deutsche C02-Bilanz. Mit heimischer Gasförderung würde ein erheblicher Teil der transportbedingten Emissionen wegfallen. Deshalb machen sich immer mehr Wissenschaftler und Experten stark für heimisches Erdgas. Doch wie hoch ist der Preis für Deutschland?

Doku planet e: Fracking in Deutschland

In deutschen Böden lagern Billionen Kubikmeter Gas – genug, um das Land zwei Jahrzehnte zu versorgen. Mit Fracking kann der Schatz gehoben werden. Besteht dabei Gefahr für Mensch und Natur? Sehen Sie die Doku dazu am Sonntag, den 19. März 2023, um 15:45 oder in der Mediathek.

Gasförderung im eigenen Land

Im Jahr 2021 förderte Deutschland rund 5,2 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Das entspricht rund fünf Prozent des damaligen deutschen Gesamtverbrauchs. Die meisten Gas-Ressourcen liegen in Niedersachsen und am Niederrhein. Die Fördermengen sind seit Jahren rückläufig; noch zur Jahrtausendwende förderten die Firmen jährlich viermal so viel heimisches Gas wie heute.

Deutschland steckt in einem Gas-Dilemma. LNG, verflüssigtes Erdgas, soll den Wegfall der russischen Lieferungen ausgleichen. Doch der Preis dafür ist hoch.

01.02.2023 | 02:01 min
Einer, der aus wirtschaftlichem Interesse ein Umdenken fordert, ist Ludwig Möhring. Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Erdgas, Erdöl und Geoenergie will die Eigenförderung wieder ankurbeln. Möhring glaubt, dass Deutschland dabei auch nicht vor der Fracking-Technologie zurückschrecken sollte:
Wenn man die Erdgasförderung ernsthaft und in großen Mengen ausweiten will, ist die einzige Option der Einstieg in die Schiefergasproduktion in Deutschland und damit auch der Einsatz der Fracking-Technologie.
Ludwig Möhring, Bundesverband Erdgas, Erdöl und Geoenergie

Fracking - eine umstrittene Technologie

Beim Fracking wird ein Wasser-Sand-Chemikalien-Mix unter hohem Druck in den Boden geleitet. Dadurch entstehen Risse im Gestein - und das dort enthaltene Erdgas wird freigesetzt. Das Gas wird dann durch die Bohrleitungen an die Oberfläche gepresst.

Die Diskussion über Fracking in Deutschland nimmt wieder Fahrt auf. Was sind die Vor- und Nachteile dieser Technologie?

15.09.2022 | 01:59 min
Unter deutschen Böden lagern erhebliche Schiefergasreserven. Sie könnten unser Land über mehrere Jahrzehnte mit Energie versorgen. Doch die Fracking-Technologie als Weg zur Förderung von Schiefergas ist in Deutschland seit 2017 verboten - zu groß ist die öffentliche Sorge vor Umweltschäden: Methanaustritte, Erderschütterungen oder die Verschmutzung des Trinkwassers drohen.
Durch negative Erfahrungen beispielsweise in den USA wurde die Debatte rund ums Thema Fracking in Deutschland bisher sehr emotional geführt.
Jetzt glauben auch Wissenschaftler, dass eine umweltverträgliche Schiefergasproduktion möglich ist. Mohammed Amro von der Technischen Universität Bergakademie Freiberg ist der Überzeugung, dass Fracking eine sichere Technologie ist, wenn man die benötigten Informationen über den Untergrund kennt.
Wissenschaftlich gesehen besteht keine Gefahr - unter der Voraussetzung, dass man die biomechanischen Informationen hat und sie entsprechend auswertet.
Mohammed Amro, Technische Universität Bergakademie Freiberg

Schnelle Lösung nicht in Sicht

Auch die Wirtschaftswissenschaftlerin Xenia Matschke von der Universität Trier fordert, dass Deutschland Fracking nicht von vornherein ausschließen sollte:
Wenn Fracking in Deutschland stattfindet, könnten wir darauf achten, wie vorgegangen wird. Das können wir nicht, wenn wir die Dinge nur importieren.
Xenia Matschke, Universität Trier
Doch Umweltschützer und Anwohner sind skeptisch. Den "richtigen Weg" aus der Energiekrise gibt es nicht. Der Einsatz von Fracking in Deutschland könnte uns zwar unabhängig von Gas-Importen machen. Doch wegen der Genehmigungsverfahren würde es mindestens zwei bis drei Jahre dauern, bis uns das erste heimische Schiefergas fließt.

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