: "Hamas hat Interesse an zivilen Opfern"

13.10.2023 | 18:07 Uhr
Nach den Terrorangriffen der Hamas ist die Lage für betroffene Zivilisten prekär. "Die Hamas hat Interesse an zivilen Opfern auf beiden Seiten", erklärt ein Nahost-Experte im ZDF.

Auf beiden Seiten habe die Hamas Interesse an zivilen Opfern, erklärt Yaron.

13.10.2023 | 13:38 min
Nach dem blutigen Angriff der islamistischen Hamas wird eine baldige Bodenoffensive Israels erwartet. Wie gut die israelische Armee vorbereitet ist und wie die Situation für betroffene Zivilisten aussieht, erklärt der israelische Journalist und Experte für den Nahost-Konflikt, Gil Yaron, bei ZDFheute live.
Sehen Sie das ganze Interview oben im Video oder lesen Sie hier Auszüge:
Das sagt Yaron dazu, ...

... welche Rolle zivile Opfer für die Hamas spielen

"Die Hamas hat Interesse an zivilen Opfern auf beiden Seiten", erklärt Yaron. Auf israelischer Seite habe sie Interesse an zivilen Opfern, um Israel zu schwächen und zu zermürben.

Riad Othman von Medico International berichtet, dass Menschen im Gazastreifen an Orte fliehen, wo auch keine Vorräte mehr sind. Er befürchtet den Ausbruch von Cholera und Typhus.

13.10.2023 | 07:22 min
Im Gazastreifen habe sie es aus einem anderen Grund auf Zivilisten abgesehen:
Hier möchte sie sich als Opfer darstellen und die Israelis als Aggressor darstellen.
Gil Yaron, israelischer Journalist und Nahost-Experte
Je mehr Palästinenser im Gazastreifen ums Leben kämen, desto größer würde der internationale Druck auf Israel, die Militäroperationen gegen die Hamas einzustellen und desto größer sei die Chance der Hamas, diese Militäroperation zu überleben, meint Yaron. "Das ist ein ganz kaltes Kalkül."

... wie gut Israel für eine Bodenoffensive vorbereitet ist

Laut Yaron sei einer der Gründe, warum die Bodenoffensive noch nicht stattgefunden habe, der, dass nun alle Pläne nochmal konkret überprüft und einstudiert würden. Dabei werde auch geschaut, wie man die eigene Opferzahl minimieren kann.

Nach dem Angriff der Hamas rückt die israelische Bodenoffensive offenbar immer näher. Israel fordert Zivilisten auf, den Norden Gazas zu verlassen und sich in den Süden zu begeben.

13.10.2023 | 01:36 min
Die bessere Ausrüstung der israelischen Armee würden dabei in vieler Hinsicht unnütz. "Wenn Sie in einen Tunnel reingehen müssen, um die Hamas zu finden, da hilft Ihnen kein F-16 Kampfbomber und da hilft Ihnen auch nicht der modernste israelische Panzer. Da müssen Sie am Ende zu Fuß rein."
Das sind sehr schwierige Kampfbedingungen, die den Israelis da bevorstehen.
Gil Yaron, israelischer Journalist
Die Tunnel in Gaza seien dabei ein wichtiger Teil der Hamas-Strategie. "Die Hamas hat im Prinzip den ganzen Gazastreifen untertunnelt." Die Terrororganisation habe kilometerlange Stollen durch den Boden getrieben, erläutert der Journalist.
Da befinden sich ihre Munitionsfabriken. Da befinden sich ihre Waffendepots, ihre Kommandozentralen.
Gil Yaron, Nahost-Experte
Die Tunnel dienten auch dazu, die israelischen Truppen in Hinterhalten zu überraschen und anzugreifen, sagt Yaron. Ein Kampf in solchen Tunneln sei deshalb für den Angreifer sehr schwer.
ZDFheute Infografik
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... was ein Erfolg einer israelischen Bodenoffensive für Folgen hätte

Dazu hat der Nahost-Experte eine klare Meinung:
Damit ist keiner der Nahost-Konflikte gelöst, auch nicht der zwischen Israelis und Palästinensern.
Gil Yaron, israelischer Journalist
Der Grund, warum Israel den Gazastreifen bisher nicht erobern wollte, sei, dass es als Folge für alle Aspekte des Lebens von 2,3 Millionen Palästinensern verantwortlich sei:
Auf einmal ist die israelische Armee dann verantwortlich für deren Schuldbildung, für deren Gesundheitsversorgung, für deren Strom, für deren Wasser und für deren Müllabfuhr.
Gil Yaron, israelischer Journalist

Die Hamas hindert manche palästinensische Zivilisten offenbar an der Flucht aus dem Norden Gazas. Michael Bewerunge mit Details.

13.10.2023 | 01:28 min
Das wolle keiner in Israel, denn es sei klar, wenn die Israelis anfangen müssten, sich darum zu kümmern, würden sie sich auch zum Ziel für Attentate überlebender Hamas-Mitglieder machen. Insofern sei das wahrscheinlich eine der Fragen, die das israelische Kabinett berate.

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