: Ukraine: 230 Panzer für die Gegenoffensive

von Christian Mölling, András Rácz
28.04.2023 | 18:49 Uhr
98 Prozent der zugesagten Ausrüstung hat die Nato laut ihrem Generalsekretär Stoltenberg geliefert. Das deutet auf großes Vertrauen in die geplante ukrainische Gegenoffensive hin.
Auch Polen hat bereits Leopard-Panzer an die Ukraine geliefert. (Archivbild)Quelle: Reuters
Am 27. April erklärte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, dass das Bündnis dazu beigetragen hat, mehr als neun ukrainische Brigaden für den bevorstehenden Gegenangriff auszurüsten. Er erwähnte ausdrücklich, dass die Nato 98 Prozent der zugesagten Ausrüstung geliefert hat, darunter 230 Panzer und 1.550 gepanzerte Fahrzeuge nicht näher bezeichneter Typen.
Diese Bemerkung Stoltenbergs ist überraschend datenreich und könnte durchaus auf das Vertrauen der Nato-Führung in den Erfolg der geplanten Gegenoffensive der Ukraine hindeuten.
ZDF-Reporter Dara Hassanzadeh mit einer Einschätzung zur angekündigten Gegenoffensive:

Russische Militärführung teilweise ausgewechselt

Russland hat einen umfangreichen Austausch hochrangiger militärischer Befehlshaber vorgenommen, insbesondere in den Bereichen Rekrutierung, Truppenaufbau und Logistik. Unter anderem ist General Michail Teplinskij wieder in eine Führungsrolle in der Ukraine zurückgekehrt.
Das ist insofern von Bedeutung, als Teplinskij sehr gute Beziehungen zur Wagner-Gruppe unterhielt, so dass sein Wiederauftauchen darauf hindeuten könnte, dass das russische Verteidigungsministerium wieder eine engere und reibungslosere Zusammenarbeit mit der Wagner-Gruppe anstrebt.
Das erste Anzeichen für die Rückkehr Teplinskijs war, dass er sich im Gefolge Putins befand, als der russische Präsident angeblich die Region Cherson besuchte.

Weiterhin keine Entscheidung um Bachmut

In Bachmut wurden die heftigen Kämpfe fortgesetzt, die durch schweren Regen immer wieder behindert worden waren. Die russischen Streitkräfte rücken weiter langsam in das Zentrum der Stadt vor und drängen die ukrainischen Verteidiger weiter nach Westen.
Die Kämpfe um Bachmut dauern an. ZDF-Reporter Dara Hassanzadeh berichtet vor wenigen Tagen:
Gleichzeitig führte die Ukraine einen begrenzten Gegenangriff durch und schaffte es, die Russen weiter von einer der wenigen verbliebenen Versorgungsrouten in die Stadt wegzuhalten. Die Straße ist zwar immer noch in Reichweite der russischen Infanteriewaffen, aber die Gefahr einer russischen Blockade konnte zumindest vorerst gebannt werden.
Im nördlichen Teil der Region Luhansk wurden die Stellungskämpfe entlang der Linie Svatove-Kreminna fortgesetzt. Die Ende Januar eingeleitete russische Offensive hat hier offenbar ihren Höhepunkt erreicht, ohne dass ein größeres Ergebnis erzielt wurde.

Ukrainische Streitkräfte errichten Brückenkopf am Dnipro

Den ukrainischen Streitkräften gelang es, einen Brückenkopf am Ostufer des Flusses Dnipro, nördlich von Oleshky in der Region Kherson, zu errichten. Noch ist unklar, ob die Ukraine in der Lage oder willens ist, diesen Brückenkopf zu einer Landoperation gegen den besetzten östlichen Teil der Region Cherson auszubauen.
Nichtsdestotrotz stellt die dauerhafte Präsenz ukrainischer Truppen am linken Ufer des Dnipro eine Bedrohung für die Flanke der russischen Verteidigungslinien dar und zwingt Russland, seine Kräfte zu teilen.

Raketenterror über der Ukraine

Am Abend des 27. und 28. April startete Russland eine Welle von tödlichen Raketenangriffen auf Ziele in der gesamten Ukraine. Mehrere Wohngebäude wurden getroffen, wobei mindestens 19 Zivilisten ums Leben kamen.
Nach einer zweimonatigen Pause wurde auch Kiew wieder angegriffen. Die ukrainische Führung versprach eine "gerechte Antwort", ging aber nicht auf Einzelheiten ein. Der Angriff offenbarte die Schwächen der ukrainischen Luftabwehr, welche immer noch nicht in der Lage ist, alle größeren Städte abzudecken, geschweige denn das gesamte Land.

Aus für Kreuzer "Peter der Große"

Die russische Presse berichtete, dass das Flaggschiff der russischen Nordflotte, der schwere, nuklearbetriebene Kreuzer "Peter der Große", wegen fehlender Mittel nicht modernisiert, sondern außer Dienst gestellt und schließlich abgewrackt werden soll.
Momentan ist "Peter der Große" Russlands einziger Überwasserkreuzer mit Atomantrieb. Allerdings ist es nicht das einzige Schiff der russischen Marine, dessen Modernisierung als zu kostspielig erachtet wurde; mehrere kleinere Überwasserschiffe und sogar einige Atom-U-Boote erlitten das gleiche Schicksal.
Dennoch zeigt der Verlust des Flaggschiffs, wie groß die finanziellen und technologischen Schwierigkeiten Russlands sind.
Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:

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