: IAEA-Chef: Situation um AKW "unberechenbar"

07.05.2023 | 01:55 Uhr
Rafael Grossi sieht "sehr reale Risiken" rund um Europas größtes Kernkraftwerk in Saporischschja. Zuvor hatten die Besatzer eine Verlagerung der Menschen aus dem Ort angekündigt.

Die Internationale Atomenergiebehörde warnt vor einem „ernsten atomaren Unfall“ am Atomkraftwerk Saporischschja. Aus Sicht des IAEA-Chefs wird die Situation immer unberechenbarer.

07.05.2023 | 00:24 min
Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, hat vor einer zunehmend unberechenbaren Lage rund um das frontnahe ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja gewarnt.
"Die allgemeine Situation rund um das Atomkraftwerk Saporischschja wird zunehmend unberechenbar und potenziell gefährlich", sagte Grossi auf der Website der Agentur.
Ich bin sehr besorgt über die sehr realen Risiken für die nukleare Sicherheit und die Sicherung des Kraftwerks.
Rafael Grossi, Chef der IAEA
Weiter schrieb er: "Wir müssen jetzt handeln, um das Risiko eines schweren Nuklearunfalls und die damit verbundenen Folgen für die Bevölkerung und die Umwelt zu vermeiden."

Russland will Menschen in frontnahmen Gebiet verlegen

Grossi sprach diese Warnung angesichts der angekündigten Verlegung von Menschen aus der nahe gelegenen Stadt Enerhodar aus, wo der Großteil des AKW-Personals lebt. Diese war am Freitag von russischen Besatzern angeordnet worden, da der Beschuss an 18 frontnahen Ortschaften in der Region zunehme.
Laut Grossi bleiben die Mitarbeiter zwar vor Ort, doch die Situation wird dennoch "zunehmend angespannt, nervenaufreibend und herausfordernd" für sie und ihre Familien. Dauerstress kann laut IAEA zu Fehlern und Unfällen im AKW führen.

Vorstoß durch Gebiet Saporischschja Richtung Meer?

Der IAEA-Chef forderte erneut eine Vereinbarung zwischen der Ukraine und Russland, um das AKW vor Angriffen zu schützen. Grossi hatte im März das Atomkraftwerk Saporischschja, die größte Nuklearanlage Europas, besucht, um mit beiden Seiten über ein Sicherheitsabkommen für den Betrieb des Kraftwerks zu sprechen.
Russland hatte im vergangenen September die Annexion von vier ukrainischen Regionen, darunter die Region Saporischschja, bekannt gegeben. In näherer Zukunft wird mit einer ukrainischen Gegenoffensive gerechnet. Als eine Möglichkeit gilt dabei ein militärischer Vorstoß im Gebiet Saporischschja in Richtung der Küste des Asowschen Meeres.
Russland hatte zuletzt davor gewarnt, dass Hochwasser die Sicherheit um das AKW Saporischschja gefährde.
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Quelle: Reuters, dpa

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