: "No Labels" schürt Sorge bei Demokraten

von Leonie Georg, Washington
19.07.2023 | 17:18 Uhr
Ein potenzieller Drittkandidat von der überparteilichen Gruppe "No Labels" besorgt die US-Demokraten. Wie könnte eine solche Kandidatur die Präsidentschaftswahlen beeinflussen?
"Deine Stimme zählt": Ein Banner erinnert US-Wähler an den Wahltag in der Spring Garden Street in Philadelphia.Quelle: Tom Gralish/The Philadelphia Inquirer via AP
Im Rennen um das Weiße Haus könnte ein Drittparteikandidat ins Spiel kommen. "No Labels", eine überparteiliche Bewegung erwägt für die Präsidentschaftswahl 2024 einen Kandidaten aufzustellen, falls es zu einem Duell zwischen Präsident Joe Biden und dem ehemaligen Präsidenten Donald Trump kommen sollte.
Viele Demokraten befürchten, dass Präsident Biden wichtige Stimmen an einen Drittkandidaten verlieren könnte, da seine Zustimmungsquote unter den Wählern aktuell sehr niedrig ist. In einer landesweiten Umfrage gaben zudem 44 Prozent der Wähler an, dass sie offen dafür sind, den möglichen Kandidaten einer dritten Partei in Betracht zu ziehen. Der Anteil der Demokraten war dabei höher, als der der Repubilkaner.

Was ist "No Labels"?

Die Gruppe "No Labels" wurde als Reaktion auf die zunehmende Polarisierung nach der Tea-Party-Welle im Jahr 2010 gegründet. "No Labels" beschreibt sich selbst als eine überparteiliche Bewegung, die "Extreme bekämpft".
Sie sei für alle Amerikaner, die sich von der extremen Linken sowie der extremen Rechten distanzieren wollten, sagen die Mitglieder.

Duell zwischen Biden und Trump möglich

Laut Umfragen sind die Wähler über ein mögliches neues Rennen zwischen Präsident Biden und dem ehemaligen Präsidenten Trump nicht glücklich. Trump liegt aktuell unter republikanischen Wählern deutlich vorne.
Nach dem Sturz über einen Sandsack: Ist Biden zu alt für eine zweite Amtszeit?
Ron De Santis, der Gouverneur von Florida, der bisweilen als Trumps größter Gegner im parteiinternen Wahlkampf der Republikaner galt, ist momentan mit finanziellen Schwierigkeiten in seiner Kampagne konfrontiert und hat niedrige Umfragewerte.

Demokrat Joe Manchin unterstützt "No Labels"

Der umstrittene demokratische Senator von West Virginia, Joe Manchin, sowie der republikanische Gouverneur von Utah, Jon Huntsman, besuchten vergangenen Montag eine Veranstaltung der Gruppe in New Hampshire.
Manchin stellt sich im Senat oft gegen die politischen Ziele seiner eigenen Partei und stimmt nicht selten im Sinne der Republikaner ab.
Spekulationen wurden bereits laut, Manchin erwäge eine Präsidentschaftskandidatur für die Drittpartei und trete somit als Konkurrent von Präsident Biden innerhalb seiner eigenen Partei an. Manchin winkte ab. Es würde sinngemäß "den Karren vors Pferd spannen."

Drittkandidat könnte Wiederwahl Bidens beeinflussen

Meg Kinnard, USA-Politikreporterin für die "Associated Press", betont, dass im Hinblick auf den Verlauf des letzten Wahlkampfs, eine Drittparteikandidatur die kommenden Wahlen beeinflussen könnte:
In einigen Bundesstaaten wie Arizona, wo Präsident Joe Biden 2020 mit weniger als einem halben Prozentpunkt gewann, besteht die Sorge, dass eine Anstrengung Dritter seiner Kandidatur möglicherweise schaden könnte
Meg Kinnard, USA-Politikreporterin
Experten sehen keinen Weg zum Sieg für einen Drittkandidaten. Sie befürchten eher, dass eine Wählerwanderschaft Präsident Biden die Wiederwahl kosten und Trump einen Vorteil verschaffen könnte.
ZDF-Korrespondentin Claudia Bates über die erneute Kandidatur des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump:
"No Labels"-Gründerin Nancy Jacobson sagte, sie wolle die Bemühungen der Gruppe für 2024 einstellen, wenn dadurch die Gefahr bestehe, dass Donald Trump gewinne. Jacobson fügte hinzu:
Wir werden es für keine Seite verderben. Der einzige Grund ist, zu gewinnen.
"No Labels"-Gründerin Nancy Jacobson

Erfolg der US-Drittparteien bisher gering

Drittkandidaten kommen im US-Wahlkampf immer wieder vor. Bisher hat noch keiner von ihnen die Präsidentschaftswahl gewonnen. Der erfolgreichste Drittkandidat war Ross Perot im Wahlkampf 1992. Einige Stimmen sagen, Perot hat George H.W. Bush damals die Wahl gekostet. Gewonnen wurde die Wahl seinerzeit vom Demokraten Bill Clinton.

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