: Die geheime Sprache der Einbrecher

von Sina Groß
28.09.2023 | 12:26 Uhr
Die dunkle Jahreszeit ist Hochsaison für Einbrecher. Mit modernen Formen von "Gaunerzinken" überprüfen diese, ob jemand zu Hause ist. Wie man reagiert und sein Haus schützt.

Im wahrsten Sinne "Spurensuche" in mehreren deutschen Städten: Die Polizei zeigt uns die neuesten Tricks der Gauner. Was Zinken bedeuten und was wir tun müssen.

28.09.2023 | 03:56 min
Ein Kreuz an der Wand, ein Strich auf dem Zaun, eine gezackte Linie auf dem Garagentor: Mithilfe solcher "Gaunerzinken" kommunizieren Kriminelle bereits seit Jahrhunderten und markieren mögliche Einbruchsziele. Doch die kleinen, aufgemalten Symbole wie ein auf dem Kopf stehendes T als Zeichen für eine alleinstehende Person, eine Art Gartenzaun als Zeichen für "Hier gibt es Geld" oder eine gezackte Linie für "bissiger Hund" werden heutzutage kaum mehr genutzt.

Wie sahen Gaunerzinken früher aus?

  • Ein waagrechter Strich und drei senkrechte Striche: Hier gibt es etwas.
  • Ein waagrechter und ein senkrechter Strich: alleinstehende Person
  • Eine Raute: unbewohntes Haus/unbewohnte Wohnung
  • Ein waagrechter Strich und zwei senkrechte Striche: alte Leute
  • Eine gezackte Linie: bissiger Hund
  • Ein Kreis mit zwei parallelen Linien darin: Leute rufen Polizei.
  • Ein durchgestrichener Kreis: Vorsicht, nicht vorsprechen oder nichts zu holen
  • Buchstabe "T": tagsüber einbrechen
  • Buchstabe "N": nachts einbrechen

Wie Einbrecher heutzutage kommunizieren

Inzwischen sei die "Gaunersprache" in der Neuzeit angekommen, erklärt Polizeihauptkommissar Simon Triller von der Abteilung Einbruchschutz der Polizei Mainz: "Hier im Bereich vom Polizeipräsidium Mainz hatten wir den Fall, dass über ein paar Wochen hinweg verschiedene Plastik-Klemmen in Gartentore oder Haustüren reingeklemmt wurden, um zu schauen, ob der Hausbewohner zu Hause ist oder längerfristig abwesend." Die seien dann etwa drei Zentimeter groß, werden verdeckt in den Türspalt reingesteckt und sind transparent, sodass sie dann beim Herannähern an das Haus gar nicht auffallen.
Öffnet jemand die Tür, fallen die Streifen häufig unbemerkt zu Boden. Wird die Tür nicht geöffnet, schlussfolgern die Täter bei ihrer Wiederkehr, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit niemand zu Hause ist. Anstatt von Plastikstreifen nutzen Täter auch Werbeflyer, die in Tore und Türen geklemmt werden oder durchsichtiges Klebeband im unteren Drittel von Türen, das sich beim Öffnen löst.

Hermann Wenning zeigt, wie man Haus oder Wohnung gezielt vor Einbrechern schützen kann. Und er muss es wissen, denn in den 90er Jahren saß er selbst wegen Einbruchs im Gefängnis.

08.09.2023 | 07:01 min

Spähtrupps markieren potenzielle Einbruchsziele

Auch in Mühlheim an der Ruhr tauchten vor wenigen Wochen Markierungen an Rollläden auf, die darauf schließen lassen, dass Spähtrupps potentielle Einbruchsziele auskundschaften, erklärt Sylvia Czapiewski von der Polizei Essen. "In dem einen Fall war es ein Hölzchen, das jemand zwischen die Rollläden gesteckt hat. In dem anderen Fall war es ein Blatt, was von einem Baum war, das zusammengerollt zwischen die Fensterläden geklemmt worden ist."
Über solche Markierungen können Einbrecher gerade in der Sommerzeit, wenn auch viele im Urlaub sind, feststellen, ob Häuser und Wohnungen unbewohnt sind und Einbrüche auch am helllichten Tag stattfinden können.

Achtung bei verschobenen Gegenständen

In manchen Fällen werden nicht nur kleine Gegenstände angebracht, sondern auch vorhandene von den Einbrechern verschoben: wie beispielsweise Fußmatten, Mülltonnen oder Blumentöpfe. Bleiben diese längere Zeit an der platzierten Stelle stehen, könnte das ein Anzeichen für eine längere Abwesenheit der Bewohner sein. Czapiewski warnt: "Man sollte immer mal gucken, ob sich da was verändert hat. Auch, wenn man den Eindruck hat, das ist jetzt zufällig hingeworfener Müll, der da nicht hingehört."
Bitte unbedingt zeitnah wegräumen, um ganz klar zu signalisieren: Hier ist jemand zu Hause.
Sylvia Czapiewski, Polizei Essen

Super-Recognizer sind Menschen, die sich überdurchschnittlich gut Gesichter einprägen und wiedererkennen können. Diese Fähigkeit hilft unter anderem im Kampf gegen Verbrechen.

25.09.2023 | 03:03 min

Was man bei Gaunerzinken tun kann

Wer einen verdächtigen Gegenstand rund um sein Haus entdeckt, sollte diesen fotografieren, aber unangetastet lassen, und umgehend die Polizei informieren. Als Beweismittel können Sie der Polizei das Foto zukommen lassen. Ist die Markierung aufgemalt, sollte sie fotografiert und anschließend entfernt werden. Auf jeden Fall auch die Nachbarn informieren, damit diese gewarnt sind.
Wichtig sei laut Polizei auch, in der Zeit nach Entdeckung der Gaunerzinken aufmerksam zu bleiben: "Ganz wichtig ist eine wachsame Nachbarschaft, die Augen und Ohren offenhält, die möglicherweise ganz schnell feststellt, hier treibt sich eine Person in der Gegend rum, die hier gar nicht hingehört," rät Sylvia Czapiewski.

So schützen Sie Ihr Heim vor Einbrechern

  • Sperren Sie die Haustür ab - über Nacht oder auch, wenn Sie nur kurz aus dem Haus gehen.
  • Schließen Sie die Fenster, wenn Sie nicht zu Hause sind. Gekippte Fenster und Terrassentüren sind eine Einladung für Diebe.
  • Lassen Sie abends die Rollläden herunter. Sie sind eine zusätzliche Hürde für Einbrecher.
  • Bringen Sie Bewegungsmelder an schlecht einsehbaren Stellen Ihres Grundstücks an.
  • Verstecken Sie den Wohnungsschlüssel nicht unter der Fußmatte, einem Blumentopf oder Stein in der Nähe der Haustür.
  • Informieren Sie Ihre Nachbarn, bevor Sie in den Urlaub fahren.
  • Entfernen Sie "Kletterhilfen" wie Leitern, Kisten oder Rankgitter, damit Einbrecher nicht in obere Stockwerke gelangen.

Bei einem Einbruch in einen Schreibwarenladen in Thüringen gelingt es der Überwachungskamera, den Täter perfekt zu filmen – auch dank seiner eigenen Mithilfe.

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