: Finanz-Zertifikate auf dem Prüfstand

von Kai Dietrich
06.06.2024 | 07:12 Uhr
Nach vielen Jahren mit niedrigen Zinsen für Sparer war 2023 wieder ein besseres Jahr. Doch die höheren Zinsen kommen bei Sparern oft nur unzureichend an. Woran liegt das?

Im vergangenen Jahr haben Sparkassen und Volksbanken im großen Stil Finanz-Zertifikate verkauft. Diese Wertpapiere seien aber nichts für normale Sparer, so Verbraucherschützer. Für wen lohnen sich Finanz-Zertifikate wirklich?

27.05.2024 | 03:49 min
Die Zinsen bei Geldanlagen sind gestiegen, kämen aber nicht ausreichend bei Anlegern an, kritisieren Verbraucherschützer. Die Finanzaufsicht BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) geht davon aus, dass der Verkauf von sogenannten Anlage-Zertifikaten eine Rolle spielt und will die Umstände genauer prüfen.
BaFin-Präsident Mark Branson meinte am 14. Mai 2024 gegenüber Journalisten: "Diese Zertifikate boomen in einer Zeit, wo die Zinsmarge sich sehr ausgeweitet hat und die Zinsen für die Einleger sich nur zögerlich verbessert haben. Das ist kein Zufall. Wir nehmen dieses Thema ernst und schauen uns das natürlich an, weil es sehr auffällig ist."

Zertifikate sind ein komplexes Finanzprodukt

Der Anteil dieser Papiere stieg letztes Jahr um satte 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr an, auf 112 Milliarden Euro, Tendenz weiter steigend. Ganz vorn dabei: Volksbanken und vor allem Sparkassen. Verbraucherschützer wie Sandra Klug von der Verbraucherzentrale Hamburg sind davon alles andere als begeistert. Klug weist darauf hin, dass man grundsätzlich nur Produkte kaufen solle, die man versteht. Und Zertifikate seien wahnsinnig komplexe Produkte mit einem sehr hohen Beratungsaufwand. Die Leute verstünden oft überhaupt gar nicht, was sie da abgeschlossen hätten.

Anlagezertifikate

Der Wert eines solchen Zertifikats hängt von der Entwicklung eines anderen Werts ab, zum Beispiel einer Aktie, einer Währung oder eines Aktien-Index. Dieser Wert kann steigen oder sinken. Größter Nachteil sind aber die oft hohen Kosten, die auch im Ausgabepreis versteckt sind. Dazu sind mögliche Risiken für Kunden nicht immer erkennbar.
Sandra Klug: "Der Zertifikatmarkt ist sehr komplex und ein Zertifikat ist nicht wie das andere. Es gibt welche, die tatsächlich garantieren, dass das eingezahlte Kapital auch wieder ausgezahlt wird. Das bezahlt man natürlich. Dadurch wird so ein Papier dann teurer. Es gibt auch welche, die dann entsprechend prozentuale Abschläge nehmen und weniger auszahlen. Und wenn der Emittent, also der Herausgeber, pleite ist, dann kriegt man möglicherweise gar nichts zurück. Auch das Risiko gibt es."

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Zertifikate für Banken lukrativ

Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) antwortet auf Anfrage unter anderem: "Die zuletzt stark gestiegene Nachfrage (…) nach Zertifikaten ist vor allem dem langjährigen Niedrigzinsumfeld geschuldet." Auch das Spitzeninstitut der Volks- und Raiffeisenbanken DZ-Bank verweist auf die höheren Renditechancen von Anlage-Zertifikaten verglichen mit Bundesanleihen oder Tages- oder Festgeldangeboten.
Doch fragen die Kunden die Anlagen wirklich aktiv nach? Verbraucherschützerin Klug glaubt nicht daran. Für die Verbraucherschützerin ist klar: Zertifikate sind für Banken lukrativer. Denn: Das Geld würde verdient über Provisionen und Provisionen würden nur bezahlt, wenn Produkte gekauft werden. Das heißt, man bekomme keine Beratung, sondern immer ein Verkaufsgespräch. Für eine neutrale Beratung müsse man sich an einen Honorarberater oder an die Verbraucherzentralen wenden.

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Bei Geldanlage auf Kosten achten

Ihre Tipps für eine aus ihrer Sicht bessere Geldanlage: vor allem Kosten senken, denn die würden immer auf die Rendite drücken. Deswegen müsse man immer darauf achten, möglichst kostenarm anzulegen. Es gebe grundsätzlich recht gute Festgelder und Sparbriefe mit attraktiven Zinsen für einen bestimmten Zeitraum. Für größere Vermögen würden sich natürlich auch bestimmte Wertpapiere wie zum Beispiel kostengünstige ETFs als Geldanlage eignen.
Kai Dietrich ist Redakteur des ZDF-Magazins WISO.

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