: Keratokonus - Gefahr für die Sehkraft

von Bianca Koch
11.06.2024 | 07:18 Uhr
Bei einem Keratokonus verformt sich die Hornhaut und wird immer dünner. Dadurch lässt die Sehkraft immer mehr nach. Wie man die Augenkrankheit erkennt und was man dagegen tun kann.

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Ein Keratokonus gehört zu den häufigsten Erkrankungen der Hornhaut. Dabei wölbt sich diese kegelförmig vor. Die Verformung der Hornhaut nimmt im Laufe der Zeit zu und kann das Sehvermögen stark beeinträchtigen. In Deutschland erkrankt pro Jahr etwa einer von 2.000 Menschen. Meist beginnt die Krankheit im jungen Erwachsenenalter, zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr, und kommt rund 20 Jahre später zum Stillstand.

Keratokonus ist häufig erblich bedingt

Die genauen Ursachen sind nicht vollständig geklärt. Allergien wie Heuschnupfen, die zu häufigem Augenreiben führen, sind ein Risikofaktor, sagt Walter Sekundo, Facharzt für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Marburg.
Man vermutet, dass die Hornhaut durch die mechanische Einwirkung weicher wird.
Prof. Dr. Walter Sekundo, Augenarzt, Universitätsklinikum Marburg
Neurodermitis, Asthma bronchiale und das Down-Syndrom sind weitere Risikofaktoren. Auch genetische Faktoren spielen eine Rolle. So ist die Wahrscheinlichkeit einen Keratokonus zu entwickeln erhöht, wenn ein Familienangehöriger betroffen ist.

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So macht sich ein Keratokonus bemerkbar

Die Hornhautverformung betrifft zunächst nur ein Auge, nach einiger Zeit meist auch das zweite. Verschwommenes, verzerrtes Sehen sowie Lichtempfindlichkeit können erste Anzeichen sein. Das nachlassende Sehvermögen wird mit Brille oder Kontaktlinsen ausgeglichen. Diese müssen immer wieder angepasst werden, da sich die Sehstärke häufig ändert. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um das Fortschreiten der Erkrankung zu stoppen und die Sehfähigkeit zu erhalten.

Diagnose mittels Topographie der Hornhaut

Die Diagnose stellen Augenärzte mithilfe einer Hornhaut-Topographie. Dabei wird mit einer Spezialkamera eine farbige "Höhenkarte" der Hornhaut erstellt. Mit dieser kann der Augenarzt Höhe und Position des Hornhautkegels genau bestimmen und Veränderungen über Zeiträume hinweg messen. Im fortgeschrittenen Stadium ist die Vorwölbung der Hornhaut auch mit bloßem Auge zu erkennen.

Kontaktlinsen verbessern die Sicht

Die Therapie richtet sich nach dem Stadium der Erkrankung und wie schnell sie voranschreitet. Bei fortgeschrittenem Keratokonus kommen formstabile Kontaktlinsen zum Einsatz. Sie schwimmen auf der Tränenflüssigkeit, die sich zwischen Hornhaut und Linse befindet, wodurch Unebenheiten ausgeglichen werden.
Die meisten Betroffenen können mit Kontaktlinsen ein Leben lang gut sehen. Das Voranschreiten der Erkrankung können sie aber nicht verlangsamen. Sie würden die Hornhaut lediglich abflachen, erklärt Augenarzt Sekundo. Bei Betroffenen könne so der Eindruck entstehen, der Keratokonus entwickele sich nicht weiter. Bei längerer kontaktlinsenfreier Zeit wölbe sich die Hornhaut aber wieder nach vorne, so der Experte weiter. Die Vorwölbung kommt normalerweise von allein zum Stillstand, wenn die Patienten älter werden.

Geschwächte Hornhaut vernetzen

Um die zunehmende Vorwölbung der Hornhaut aufzuhalten und das Sehvermögen zu stabilisieren, hat sich das Riboflavin-UVA-Cross-Linking durchgesetzt. Für die Behandlung wird die Hornhaut mit Riboflavin, einem Vitamin aus dem B-Komplex, benetzt und anschließend mit UVA-Licht bestrahlt. Dadurch entstehen "Brücken" zwischen den Kollagenfasern, die die Hornhaut stabilisieren.
Bei den meisten Patienten kann die Krankheit durch ein einmaliges Cross-Linking aufgehalten oder verbessert werden.
Prof. Dr. Walter Sekundo, Augenarzt, Universitätsklinikum Marburg
Der aktuelle Zustand der Hornhaut wird quasi konserviert, sodass sie sich nicht weiter verformt. Nur drei Prozent der Patienten benötigen ein zweites Cross-Linking.

Verschiedene Verfahren der Vernetzung

Das UVA-Cross-Linking kann auf unterschiedliche Arten durchgeführt werden. Am häufigsten wird die Epi-off-Methode angewendet.

Bei der Epi-off-Methode wird zuerst die äußerste Schicht der Hornhaut (Hornhautepithel) entfernt, damit das Riboflavin vor der Bestrahlung besser in die Hornhaut eindringen kann. Die Erfolgsquote dieser Variante ist hoch. Allerdings besteht ein geringes Infektionsrisiko und die Augen schmerzen in den ersten Tagen nach dem Eingriff.

Bei der Epi-on-Methode wird das Epithel nicht entfernt. Es besteht daher auch kein Infektionsrisiko. Nachteil dieser Variante ist, dass das Riboflavin nicht so gut in die Hornhaut eindringen kann und die Vernetzung zwischen den Kollagenfasern nicht so stark ausgeprägt ist.

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Hornhauttransplantation als letzter Ausweg

Ist der Hornhautkegel so steil, dass Kontaktlinsen nicht mehr halten, kann nur noch eine Hornhauttransplantation den Betroffenen zu einem ausreichenden Sehvermögen verhelfen. Dabei wird die eigene Hornhaut entfernt und durch eine Spenderhornhaut ersetzt.
Im Regelfall brauchen Patienten nur Kortison-Tropfen und auch die noch nicht einmal lebenslang.
Prof. Dr. Walter Sekundo, Augenarzt, Universitätsklinikum Marburg
Deshalb sei eine Hornhauttransplantation bei Keratokonus in aller Regel sehr erfolgreich, so der Augenexperte.

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