: Wie neue Medikamente bei Asthma helfen

von Thomas Förster
07.05.2024 | 06:11 Uhr
Asthma gehört zu den großen Volkskrankheiten. Patienten mit schwerem Verlauf konnte bisher nicht gut geholfen werden. Warum biologische Pharmazeutika das gerade ändern.

Dorota Mankowska leidet seit ihrer Jugend an schwerem Asthma. Kaum eine Behandlung hat ihr geholfen. Bis ein neues Medikament den Durchbruch bringt.

07.05.2024 | 04:53 min
Asthma bronchiale ist eine chronische Lungenkrankheit. Die Atemwege schwellen aufgrund einer Entzündung an und verengen sich. Patienten können nicht mehr ungehindert atmen. Die Folge: Atemnot, Husten, pfeifende Atmung. Fünf Millionen Erwachsene in Deutschland haben Asthma. Bei Kindern ist es die häufigste chronische Krankheit. Tendenz steigend.

Was Asthma auslöst

Die Ursachen für die Entstehung von Asthma sind noch nicht vollständig geklärt. Betroffene von allergischem Asthma reagieren mit einer Entzündung der Atemwege auf unterschiedliche Auslöser wie Hausstaubmilben, Nahrungsmittel oder Pflanzenpollen. Aber auch nicht-allergische Ursachen wie Medikamente oder Infektionen können Asthma auslösen.

Als Risikofaktoren gelten familiäre Vorbelastung, Umweltfaktoren wie Aktiv- und Passivrauchen, Übergewicht, Bewegungsmangel und schlechte Ernährung.

Standardtherapie bei Asthma: Kortison als Spray

Ein weit verbreitetes Medikament gegen die Volkskrankheit ist Kortison. Als Spray wird es über den Mund inhaliert und verteilt sich nicht im ganzen Körper. Es hemmt Entzündungen und unterdrückt allergische Reaktionen. Geringe Nebenwirkungen wie Heiserkeit oder Pilzbefall im Mund sind möglich. Kortison-Spray ist auch in symptomfreien Zeiten wichtig. Thomas Schultz, Facharzt für Lungen und Bronchialheilkunde sagt, Patienten mit leichtem Asthma können damit relativ beschwerdefrei leben.
Die inhalative Behandlung mit Kortison ist einfach die Basis der Asthmatherapie heute. Da hat sich nichts geändert. Das wird auch die nächsten Jahre sicherlich so bleiben.
Dr. Thomas Schultz, Facharzt für Lungen- und Bronchialheilkunde

Kortison in Tablettenform

Es gibt schwere Asthmafälle, bei denen Kortison-Spray als Dauermedikation nicht ausreicht. Betroffene konnten in den vergangenen Jahrzehnten dann nur noch mit Kortison in Form von Tabletten behandelt werden. Im Gegensatz zum Spray verteilt sich der Wirkstoff im ganzen Körper. Langfristig sind dadurch erhebliche potentielle Nebenwirkungen möglich wie Gewichtszunahme, Bluthochdruck, steigender Blutzuckerspiegel und Osteoporose. Daher wird auch bei schwerem Asthma meist versucht, Kortisontabletten schnell wieder abzusetzen.
Für akute Asthmaanfälle gibt es noch die sogenannten Notfallsprays. Diese wirken schnell, indem sie die Atemwege wieder weiten und damit die Luftnot lindern. Notfallsprays wirken aber nicht langfristig gegen die Entzündung der Atemwege.

Wie funktioniert unsere Atmung? Jeder Mensch atmet kontinuierlich ein und aus. Über Nase oder Mund saugen wir Luft durch die Luftröhre in die Lunge.

25.04.2022 | 01:32 min

Biologika: Eine neue Generation von Medikamenten

Biologika werden mit Hilfe spezieller biotechnologischer Verfahren hergestellt. Sie werden aus lebenden Zellen gewonnen und bestehen aus Eiweißverbindungen. Die Wirkstoffe werden meist unter die Haut gespritzt. Ihr großer Vorteil: Sie wirken viel gezielter als herkömmliche Medikamente und sind vergleichsweise nebenwirkungsarm. Möglich ist ein Ausschlag oder eine Reizung der Haut an der Einstichstelle. Außerdem kann sich die Anfälligkeit für Infekte erhöhen.

Wie Biologika wirken

Biologika greifen an bestimmten Stellen in den biochemischen Mechanismus der Erkrankung ein. Zum Beispiel an der asthmatischen Entzündungsreaktion, an der verschiedene Zellen beteiligt sind. Diese kommunizieren über Botenstoffe miteinander. Biologika können einzelne dieser Botenstoffe gezielt neutralisieren. Im Gegensatz dazu wirken Kortisontabletten viel unspezifischer, weil sie das gesamte Immunsystem herunter regulieren.

Einschränkungen bei der Asthma-Therapie mit Biologika

Biologika sind meist teuer: Bis zu 25.000 Euro kostet eine Asthmatherapie pro Patient und Jahr. Das liegt an der aufwendigen Entwicklung und Produktion sowie am Patentschutz. Erst wenn der Patentschutz ausläuft und Nachahmerprodukte hergestellt werden können, dürften die Preise sinken. Daher werden Biologika erst verschrieben, wenn andere Therapiekonzepte keinen Erfolg haben.
Wir werden das nicht für jeden Patienten brauchen. Also 90 Prozent der Asthmatiker kann man gut einstellen mit den herkömmlichen Medikamenten.
Dr. Thomas Schultz, Facharzt für Lungen- und Bronchialheilkunde

Ziel: Beschwerdefreiheit ohne Kortison

Biologika eröffnen neue Therapiemöglichkeiten. Mediziner sprechen bei schwerem Asthma erstmals von einer Art Heilung, einer so genannten Remission.
Die Krankheit ist noch da, aber sie macht keine Beschwerden.
Dr. Thomas Schultz, Facharzt für Lungen- und Bronchialheilkunde
Die Kriterien für eine Remission sind bei Patienten erreicht, die mindestens ein Jahr symptomfrei sind, eine stabile Lungenfunktion haben und keine Kortisontabletten brauchen. In einer Studie waren dies 38 Prozent der Patienten mit schwerem Asthma. Das bedeutet aber keine Heilung im klassischen Sinne, denn die Patienten sind nur frei von Beschwerden, solange sie die Biologika nehmen.

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