: Wie Krankengymnastik auch Haustieren hilft

von Jennifer Gesslein
05.09.2024 | 06:05 Uhr
Auch bei Tieren kann eine Physiotherapie helfen, die Gesundheit zu erhalten oder wiederherzustellen. Wie das geht und welches Tier besonders davon profitiert.

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Eine Physiotherapie bei Tieren ist sinnvoll, wenn der Bewegungsapparat gestört ist. Ursache dafür können Unfälle wie ein Kreuzbandriss sein, aber auch eine Operation, etwa bei einem Bandscheibenvorfall. Auch bei chronischen Erkrankungen wie einer Arthrose können physiotherapeutische Maßnahmen helfen.
Niklas Bolesta ist überzeugt, dass man grundsätzlich alle Säugetiere physiotherapeutisch behandeln kann. Man müsse allerdings schauen, wie gut sie bei Übungen mitmachen, so der Tierphysiotherapeut.
Dem Menschen kann ich erklären, was er zu tun hat. Bei Tieren ist das schwieriger.
Niklas Bolesta, Tierphysiotherapeut
Vor allem Tiere, die gut auf Leckerlis reagieren, können physiotherapeutisch gut behandelt werden, etwa Hunde und Pferde. Eine Behandlung ist aber auch bei Katzen oder Hasen möglich, sagt Bolesta.

Welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt

Grundsätzlich werden zwei Behandlungsarten unterschieden: Die passive und die aktive Bewegungstherapie.
Zur passiven Therapie zählen Massage, Dehnung und Gymnastik. Aber auch die Anwendung von thermischen Reizen mit Kälte oder Wärme, elektrischen Impulsen und die Ultraschalltherapie. Passives Training fördert die Durchblutung, löst Verspannungen, lindert Schmerzen, lockert die Muskulatur und bereitet das Tier auf den aktiven Teil vor.
Bei der aktiven Behandlung muss das Tier selbst trainieren. Hier werden vor allem Muskeln aufgebaut. Dabei liegen drei Bereiche im Fokus, erklärt Bolesta: "Das sind Stabilität, Beweglichkeit und Tiefenwahrnehmung."

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Stabilität und Beweglichkeit werden durch ein Balancetraining, zum Beispiel auf einem Wackelbrett, Balancekissen, Trampolin oder Gymnastikball, gefördert. Auch auf einem Wasserlaufband können Muskeln aufgebaut werden. Dabei wird der erhöhte Widerstand im Wasser genutzt, gleichzeitig werden die Gelenke geschont.
Bei Übungen zur Tiefenwahrnehmung wird die Koordination der Beine trainiert. Vor allem nach Unfällen oder Operationen müssen die Tiere wieder lernen sich auf ihre Beine zu verlassen und sie richtig zu koordinieren. Für das Training eignet sich am besten ein Parcours mit Stangen und Hütchen.

Wie man einen guten Physiotherapeuten findet

Die Berufsbezeichnung Tierphysiotherapeut ist kein geschützter Begriff und kann auch ohne Ausbildung verwendet werden. Um einen seriösen und guten Physiotherapeuten für das Haustier zu finden, hilft grundsätzlich die Empfehlung des Tierarztes oder anderer Tierbesitzer.

Darüber hinaus helfen folgende Fragen bei der Suche nach einem geeigneten Therapeuten:

  • Auf welchen Erkrankungen und Tierarten liegt die Spezialisierung?
  • Welche Zertifikate und Weiterbildungsscheine kann der Therapeut vorweisen?
  • Wie lange wird der Beruf bereits ausgeübt?

Entscheidend ist meist die erste Therapiestunde. Seriöse Therapeuten beobachten, wie sich das Tier bewegt, tasten den Körper ab und achten auf Signale des Tieres. Sie erklären, welche Therapien sie warum vorschlagen und informieren über den zeitlichen Rahmen und die Kosten. Vorsicht bei fragwürdigen Heilversprechen und Therapien, die sich ausschließlich auf alternative Methoden ohne wissenschaftlichen Hintergrund stützen.

Das sollten Tierbesitzer beachten

Für Niklas Bolesta ist es wichtig, beim Training auf die Signale des Tieres zu achten. Zwar bringt er seine tierischen Patienten an ihre Grenzen, überschreitet sie aber nicht. Sein Tipp beim Hund: "Wenn er zeigt, dass irgendetwas unangenehm ist, sollte man zumindest reagieren." Man müsse nicht sofort alles abbrechen, aber dem Tier zeigen, dass man es wahrgenommen habe. Zum Beispiel, indem man den Druck bei Massagen verringert.

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Dauer und Kosten einer Physiotherapie bei Tieren

Die Dauer einer Physiotherapie ist abhängig vom Krankheitsbild und der Mitarbeit von Halter und Tier. Bei einem Kreuzbandriss beim Hund etwa kann eine Therapie innerhalb von zwölf Wochen beendet werden.
Wenn es zu Komplikationen kommt, kann sich die Behandlung aber auch ausweiten.
Niklas Bolesta, Tierphysiotherapeut
Eine Therapie könne sich ebenso deutlich verkürzen, wenn der Besitzer den Prozess durch regelmäßige Übungen zu Hause unterstütze, erklärt Bolesta.
Die Kosten sind abhängig von Tierart, Diagnose und Aufwand der Behandlung. So kann die Therapie nach einem Kreuzbandriss bei einem Hund etwa 600 Euro kosten, die einzelne Therapiestunde bei einem Pferd dagegen bei etwa 100 bis 150 Euro liegen.

Krankenversicherung bei Tieren

Auch für Haustiere gibt es Krankenversicherungen. Eine solche Versicherung kann sich unter Umständen lohnen. Allerdings ist es ratsam sich genau zu informieren und auch das Kleingedruckte zu lesen. Für Tiere gibt es keine Standardisierung und jede Versicherung bietet unterschiedliche Leistungen zu unterschiedlichen Preisen an.

Alternativ zu einer Krankenversicherung kann ein extra Sparbuch Sicherheit bieten. Auf das kann monatlich ein Betrag eingezahlt werden - als Puffer für etwaige Arzt-, Behandlungs-, Operations- und Physiotherapiekosten.

Physiotherapie hält Tiere fit

Physiotherapeutischen Übungen können die Gesundheit von Tieren erhalten, auch im Alter. Ein Parcours mit Stöcken in unterschiedlichen Abständen und Höhen trainiert Balance und Stabilität. Massagen und passive Gymnastik halten die Muskeln und Sehnen geschmeidig. Manchmal lohnt auch eine Stunde beim Therapeuten, um sich Übungen zeigen zu lassen. Denn ist das Haustier gut trainiert, kann es ohne Verletzungsgefahr alltägliche Hindernisse bewältigen.

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Quelle: ZDF
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