: "Wahrscheinlichkeit einer Rezession gesunken"

19.12.2022 | 11:52 Uhr
Der Ifo-Index steigt das dritte Mal in Folge - trotz Energiekrise stellt sich die Wirtschaft für 2023 auf bessere Zeiten ein. Die Gefahr einer Rezession ist noch nicht gebannt.
Industrieanlagen stehen auf dem Werksgelände des Chemiekonzerns BASF. Das Unternehmen wäre von einem potenziellen russischen Gas-Lieferstopp schwer betroffen. Quelle: dpa
Der Ifo-Geschäftsklimaindex sprang im Dezember auf 88,6 Zähler - von 86,4 Punkten im Vormonat, wie das Münchner Ifo-Institut zu seiner Umfrage unter rund 9.000 Führungskräften mitteilte. Ökonomen hatten lediglich mit 87,4 Punkten gerechnet.

Optimismus quer durch die Wirtschaft

Mit den laufenden Geschäften waren die Unternehmen zufriedener: Zuvor war dieser Lage-Indikator sechsmal in Folge gefallen. Auch die Erwartungen verbesserten sich merklich. "Die deutsche Wirtschaft schöpft zum Weihnachtsfest Hoffnung", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.
Laut Ifo-Experte Klaus Wohlrabe zieht sich die Aufhellung des Geschäftsklimas durch fast alle Branchen.
Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession ist mit diesen Ifo-Daten gesunken. Es gibt positive Signale, man kann aber nicht ausschließen, dass es dazu kommt.
Klaus Wohlrabe, ifo-Experte

Stimmung schlechter als Lage

Die Wirtschaft sehe zumindest einen Silberstreif am Horizont. Die Stimmung sei nach wie vor schlechter als die Lage, meint VP-Bank-Chefökonom Thomas Gitzel. Möglicherweise sei die Stimmung auch zu negativ: "Gerade das gibt Anlass zur Hoffnung, dass die erwartete Rezession kürzer und auch milder ausfällt als ursprünglich erwartet."
Jüngste Umfragedaten des Finanzdienstleister S&P Global bestätigen den Aufwärtstrend, wonach sich die Talfahrt der deutschen Wirtschaft zum Jahresende deutlich verlangsamt hat. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft rückte mit 48,9 Punkten näher an die Wachstumsschwelle von 50 Zählern heran und erreichte den höchsten Stand seit einem halben Jahr.

Vieles hängt vom Leitzins ab

Das Ifo-Institut erwartet für 2023 beim Bruttoinlandsprodukt ein minimales Minus von 0,1 Prozent. Auch wenn sich das Geschäftsklima nun vor der Jahreswende deutlich aufgehellt hat, bleibt nach Ansicht vieler Experten Vorsicht geboten: "Die allerjüngsten Entwicklungen dürften die Erwartungen demnächst wieder eintrüben", so LBBW-Volkswirt Jens-Oliver Niklasch.
"Dazu gehören der deutliche Rückgang der Gasspeicherfüllstände oder die Angst vor weiter steigenden Leitzinsen, die Ende der Vorwoche für einen Kursrutsch an den Finanzmärkten gesorgt haben."
Quelle: Reuters

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