: Deutschland um 1,7 Grad wärmer geworden

28.11.2023 | 14:37 Uhr
Deutschland hat sich wegen des Klimawandels um durchschnittlich 1,7 Grad erwärmt und verliert massiv Wasser. "Die Klimakrise zwingt uns zum Handeln", sagte Umweltministerin Lemke.

Die Auswirkungen der Erderwärmung sind auch in Deutschland spürbar. Einem Klima-Bericht der Bundesregierung zufolge sind insbesondere Hitzewellen und Wassermangel die Folgen.

28.11.2023 | 01:33 min
Der Klimawandel beschert Deutschland laut einer Studie zunehmend Hitzewellen und massive Wasserverluste.

Starker Anstieg der Lufttemperatur

Wie aus einem am Dienstag in Berlin vorgestellten Monitoringbericht zur deutschen Klimaanpassungsstrategie hervorgeht, hat sich die Lufttemperatur im Jahresdurchschnitt 2022 um 1,7 Grad Celsius im Vergleich zum Jahr 1881 erhöht. Mit den immer häufigeren Rekord-Hitzewellen in den vergangenen Jahren habe sich Deutschland damit stärker erwärmt als die übrige Welt mit 1,2 Grad, erklärte Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne).
Das ZDFheute-Klimaradar zeigt, im Oktober diesen Jahres lag die Temperatur in Deutschland sogar um 3,7 Grad höher als im Durchschnitt in der frühindustriellen Zeit:
ZDFheute Infografik
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Gleichzeitig nehme das Tempo des Temperaturanstiegs zu. Lemke betonte, "das zeigt, dass wir darauf reagieren müssen". Der Präsident des Umweltbundesamtes, Dirk Messner, sagte mit Blick auf die Tatsache voraus, dass neun der zehn wärmsten Jahre in Deutschland im 21. Jahrhundert lagen: Wenn von 2030 auf diese heißesten Jahre zurückgeschaut werde, würden sie "zu den kühlsten gehören". Er fügte hinzu:
Die Hitze ist in Deutschland angekommen.
Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes

Der Klimawandel ist für den Menschen ungesund. Özden Terli erklärt in 3D, warum dem Menschen die warme und feuchte Luft in Zukunft zu schaffen macht.

28.11.2023 | 01:03 min

Deutschland ist Region mit höchsten Wasserverlusten weltweit

Laut Bericht gehört Deutschland auch zu den Regionen mit dem höchsten Wasserverlust weltweit. Demnach verliert Deutschland jährlich 2,5 Kubikkilometer Wasser - und damit seit der Jahrtausendwende die Menge des Bodensees. Wälder und Feuchtgebiete litten, die Kosten des Extremwetters summierten sich allein seit 2018 auf 80 Milliarden Euro. Lemke und Messner mahnten ambitionierte Anpassungsstrategien in allen Bereichen an, unter anderem im Gebäudesektor, zur Anpassung der Wälder und im Agrarsektor.
Die Schmerzgrenze des Planeten ist erreicht.
Steffi Lemke, Bundesumweltministerin

Laut einer Studie von internationalen Wissenschaftlern verliert mehr als jeder zweite See an Wasser. Die umliegenden Städte würden mit ihrem Verbrauch die Austrocknung verstärken.

19.05.2023 | 00:19 min
"Die Klimakrise zwingt uns zum Handeln." Das gelte trotz der Debatte über den Bundeshaushalt. Lemkes "Aktionsprogramm natürlicher Klimaschutz" sollte eigentlich bis 2026 mit vier Milliarden Euro aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) finanziert werden, die jetzt infrage stehen.

Bundesamt: Mit Anpassungsstrategien Kosten vermeiden

Messner sprach von extremen Kosten, die zumindest teilweise durch eine Strategie zur Klimaanpassung vermieden werden könnten. Ohne dies müssten jährlich Schäden zwischen zehn und 30 Milliarden Euro einkalkuliert werden. Bis zur Mitte des Jahrhundert könnte sich diese also auf bis zu 900 Milliarden Euro summieren.
Ein Teil davon fiele auf Landwirtschaft und Wälder, die unter Dürreperioden litten. Allein im Hitzejahr 2020 seien 20-mal so viele Fichten abgestorben wie in den zehn Jahren zuvor zusammen. Der Hering in den deutschen Küstengewässern drohe asuzusterben. Ohne Böden, Landwirtschaft und Wasser könne man nicht existieren, betonte Messner.
Darüber hinaus sind aber die Ökosysteme zugleich für den Kampf gegen den Klimawandel selbst von herausragender Bedeutung.
Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes
Von der Hitze und der steigenden Zahl an Hitzetoten seien zum Beispiel Großstädte besonders betroffen. Hier seien die Temperaturen teilweise um zehn Grad höher als im Umland, sagte Messner. Er plädiert für sogenannte Schwammstädte mit viel Wasser und viel Grün, da es in Städten deutlich heißer werde als auf dem Land. Allein in den Jahren 2018 bis 2020 sind laut Bericht schätzungsweise rund 19.300 Menschen der Hitze zum Opfer gefallen.
Quelle: Reuters, epd

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