: WHO plant Evakuierung der Al-Schifa-Patienten

19.11.2023 | 06:47 Uhr
Mitarbeiter der WHO haben das Schifa-Krankenhaus besucht, sie schildern dessen desolaten Zustand. Die verbliebenen 291 Patienten sollen nun aus der Klinik evakuiert werden.

Mitarbeiter der Weltgesundheitsorganisation sind erschüttert über die Verhältnisse in der Klinik. Rund 300 Patienten sind im Gebäude, in das die israelische Armee eingedrungen ist.

19.11.2023 | 01:44 min
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat nach einem Besuch des Al-Schifa-Krankenhauses eine vollständige Evakuierung der größten Klinik im Gazastreifen gefordert.

WHO: Schifa-Klinik eine "Todeszone"

Die WHO arbeite mit Hochdruck an einem Plan zur Rettung der verbliebenen Patientinnen und Patienten. Das schrieb WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus in der Nacht zum Sonntag auf dem Kurznachrichtenportal X.
Experten der WHO hätten die unter der Kontrolle der israelischen Armee stehende Klinik zuvor eine Stunde lang besucht. Das Krankenhaus sei eine "Todeszone", die Lage dort "verzweifelt", hieß es in der Erklärung zu dem Besuch.

Die WHO will versuchen, die restlichen Patienten aus dem umkämpften Schifa-Krankenhaus zu retten. Die Washington Post berichtet derweil über eine fünftägige Feuerpause.

19.11.2023 | 00:28 min

Verlegung der 291 Patienten in andere Kliniken geplant

291 Patienten und 25 medizinische Mitarbeiter befänden sich derzeit noch im Al-Schifa-Krankenhaus. Die WHO erklärte weiter, in den kommenden Tagen würden mehrere Evakuierungseinsätze organisiert, um die verbleibenden Patienten rasch ins Nasser-Krankenhaus und das Europäische Krankenhaus im Gazastreifen zu evakuieren, obwohl diese bereits überfüllt seien.
Bei ihrem Besuch hätten die Mitarbeiter der WHO eine desolate Lage vorgefunden. Es gebe dort kein Wasser, keinen Strom und keine Nahrungsmittel mehr und kaum noch medizinischen Bedarf.
In dem WHO-Bericht heißt es, der Großteil der in Al-Schifa verbliebenen Patienten hätten komplexe Knochenbrüche oder Amputationen, Verbrennungen, Brust- oder Bauchverletzungen erlitten. 29 Patienten hätten schwere Verletzungen der Wirbelsäule und seien nicht in der Lage, sich ohne medizinische Hilfe zu bewegen. Viele Verletzte litten zudem an schweren Infektionen, da es an Antibiotika mangle und die hygienischen Bedingungen mangelhaft seien.

Waffen und eine Kommandozentrale der Hamas seien in der Al-Schifa-Klinik gefunden worden, so das israelische Militär. Die von der Hamas geleitete Gesundheitsbehörde widerspricht.

15.11.2023 | 02:32 min

WHO fordert sofortige Feuerpause

Das Team habe am Eingang des Krankenhauses ein Massengrab vorgefunden und sei informiert worden, dass dort mehr als 80 Menschen begraben seien, schrieb die Weltgesundheitsorganisation in der Mitteilung am Samstag. Es habe Spuren von Schüssen und Gewehrfeuer gegeben. Die Gänge und das Gelände des Krankenhauses seien voller medizinischer und anderer Abfälle, was das Infektionsrisiko erhöhe.
Der Mangel an sauberem Wasser, Treibstoff, Medikamenten, Nahrungsmitteln und anderen wichtigen Hilfsgütern in den vergangenen sechs Wochen habe dazu geführt, dass das Krankenhaus im Wesentlichen nicht mehr als medizinische Einrichtung funktioniere.
Angesichts dieser erbärmlichen Situation und des Zustands vieler Patienten, darunter Babys, bat das Personal um Unterstützung bei der Evakuierung von todkranken Patienten, die dort nicht mehr versorgt werden können.
Tedros Adhanom Ghebreyeses, WHO-Chef
Man arbeite mit Partnern daran und verlange Unterstützung für diesen Plan. Ghebreyesus nannte weder Israel, dessen Militär das Krankenhaus eingenommen hat, noch die im Gazastreifen regierende extremistische Palästinenserorganisation Hamas beim Namen. "Die derzeitige Situation ist unerträglich und nicht zu rechtfertigen", schrieb er. "Feuerpause. JETZT", fügte er hinzu.
Die israelische Armee sucht auf dem Gelände der Al-Schifa-Klinik seit Tagen nach der Hamas-Einsatzzentrale, die sie unter dem weitläufigen Komplex vermutet. UN-Angaben zufolge hatten sich vor Eintreffen der israelischen Armee auf dem Gelände am Mittwoch rund 2.300 Patienten, Verletzte und Vertriebene in dem Krankenhauskomplex befunden. 
Quelle: dpa, AFP

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