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: Wozu die Ukraine ATACMS-Raketen braucht

25.04.2024 | 16:30 Uhr
Sie haben eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern und sollen ihre Ziele präzise treffen: ATACMS-Raketen der USA. Was Kiew mit der Waffe vorhat - und was sie mit Taurus verbindet.

Nach der Freigabe des Milliarden-Hilfspakets kündigt US-Präsident Biden weitere Lieferungen an, ATACMS-Raketen sind bereits im Einsatz. Doch: Die Lage an der Front ist schwierig.

25.04.2024 | 01:37 min
Die USA haben die Lieferung von ATACMS-Raketen an die Ukraine bestätigt. Was über die Waffe bekannt ist, was sie von Taurus unterscheidet - und warum sie für Kiew wichtig ist.

Was ist ATACMS?

Beim Army Tactical Missile System - abgekürzt ATACMS - handelt es sich um eine Kurzstreckenrakete mit einer Reichweite bis zu 300 Kilometern. Sie wird mit Streumunition bestückt, die sich beim Abfeuern in der Luft öffnet und Hunderte sogenannter Bomblets statt eines großen einzelnen Sprengkopfes freisetzt. ATACMS werden vom Boden zu Zielen am Boden abgefeuert und sollen dabei besonders präzise treffen. Neuere Modelle sind lenkungsfähig, ältere nicht.

Nachdem die USA die Freigabe für die Ukraine-Hilfe erteilt hat, will das Land umgehend Waffen liefern. Was das für den Krieg bedeutet, berichtet ZDF-Reporter Luc Walpot.

25.04.2024 | 01:04 min
Hersteller Lockheed Martin beschreibt die Vorteile der Waffe auf seiner Webseite wie folgt: "Das Army Tactical Missile System (ATACMS) ist ein konventionelles Boden-Boden-Artilleriewaffensystem, das in der Lage ist, Ziele zu bekämpfen, die weit über die Reichweite der vorhandenen Kanonen, Raketen und anderen Flugkörper der Armee hinausgehen."
ATACMS-Raketen werden von den Plattformen HIMARS und MLRS M270 abgefeuert.
Lockheed Martin über ATACMS

Was ist der Unterschied zur vorherigen ATACMS-Lieferung?

Die USA hatten der Ukraine erstmals im vergangenen Jahr ATACMS-Raketen geliefert - damals noch mit einer Reichweite von 165 Kilometern. Der Lieferung aus den USA folgte nach anfänglichem Zögern. Grund dafür war die Sorge, dass damit auch Ziele in Russland angegriffen werden könnten. Kiew bekräftigt immer wieder, das nicht tun zu wollen.

Warum wollen die Ukrainer ATACMS?

Die ukrainische Seite hofft, dass die ATACMS-Raketen mit größerer Reichweite es ihr ermöglichen, russische Ziele in der gesamten Tiefe des besetzten ukrainischen Territoriums, einschließlich der Krim, anzugreifen. Kiew setzt auf die Waffe, um damit militärische und logistische Ziele im Hinterland der Front treffen können und so den Nachschub der russischen Besatzungstruppen speziell im Süden zu stören.

Die Kämpfe in der Ukraine gehen unvermindert weiter. Besonders in Awdijiwka gibt es heftige Kämpfe. Bei ZDFheute live ordnet Militärexperte Lange die aktuelle Kriegslage ein.

19.10.2023 | 33:18 min
Der Nationale Sicherheitsberater des Weißen Hauses, Jake Sullivan, sagte über die ATACMS: "Sie werden viel bewegen." Gleichzeitig machte er deutlich, dass es keine "Wunderwaffe" im Krieg zwischen Russland und der Ukraine gebe.
"Es wäre besser gewesen, man hätte der Ukraine diese Fähigkeit schon früher gegeben, aber sie wird der Ukraine im Süden auf jeden Fall jetzt helfen", sagt Militärexperte Nico Lange im Gespräch mit ZDFheute über die ATACMS-Lieferung der USA.

Was ist der Unterschied zum deutschen Taurus?

Wegen ihrer Reichweite werden ATACMS-Raketen oft mit den deutschen Taurus-Marschflugkörpern verglichen, welche Kiew ebenfalls fordert. Das Taurus-System ist für die Zerstörung von Bunkern und geschützten Gefechtsständen in bis zu 500 Kilometern Entfernung geeignet.
Zu den Waffen mit Reichweite über Hunderte Kilometer zählen neben ATACMS und Taurus auch die Marschflugkörper Storm Shadow und Scalp, die Kiew aus Großbritannien und Frankreich bekommen hat.
Nico Lange hält es für "sinnvoll", wenn neben ATTACMS-Raketen auch das Taurus-System geliefert würde, "weil die Fähigkeiten sich gut ergänzen würden".
Das würde der Ukraine helfen, dort im Krieg zu den eigenen Gunsten die Dinge zu wenden.
Nico Lange, Militärexperte und Politikberater

Die Forderungen bleiben vehement – doch Bundeskanzler Scholz will keine Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine liefern. Was kann das viel diskutierte Waffensystem?

05.03.2024 | 03:23 min

Wird Deutschland jetzt Taurus liefern?

Trotz der ATACMS-Lieferung der USA bekräftigt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) seine Taurus-Absage. Was die Marschflugkörper der Bundeswehr mit einer Reichweite von 500 Kilometern angehe, "wird sich meine Entscheidung nicht ändern", sagte Scholz auf einer Pressekonferenz mit dem britischen Premierminister Rishi Sunak in Berlin. "Meine Entscheidung ist sehr klar, was das eine Waffensystem betrifft", sagte er mit Blick auf Taurus.
Meine Entscheidung ist aber auch klar, dass wir weiter der größte Unterstützer der Ukraine in Europa sein werden, dass wir weiter mit Großbritannien die beiden sein werden, die das meiste tun.
Olaf Scholz (SPD), Bundeskanzler

Warum hat Scholz Bedenken beim Taurus?

Scholz begründete sein Nein bisher vor allem damit, dass eine Zielkontrolle, um den Einsatz von Taurus gegen russisches Territorium auszuschließen, nur mithilfe von Bundeswehrsoldaten möglich sein könnte; damit könnte Deutschland aber zur direkten Kriegspartei werden.
Wie Experten Scholz' Taurus-Absage bewerten, lesen Sie hier:
Einem Bericht von "t-online" zufolge könnte es jedoch noch weitere Gründe für die Absage geben. Unter Berufung auf eine "mit dem Vorgang vertraute Person" berichtete die Nachrichtenwebsite im März über eine Sondersitzung des Verteidigungsausschusses.
Dort soll Generalinspekteur Carsten Breuer das technische und operative Verfahren zur Taurus-Zielsteuerung erläutert haben. Es gehe um hohe und komplexe Datenmengen, die offenbar von speziellen technischen Systemen aufbereitet werden müssen. Diese technischen Anlagen allerdings gebe es demnach nur in begrenztem Maße.
Würden diese an die Ukraine mitgeliefert, stünden sie der Bundeswehr nicht mehr zur Verfügung, könnten also die eigene Verteidigungsfähigkeit nachhaltig schwächen, sagte Breuer demnach.

Die Debatte um eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern in die Ukraine wird weiter angeheizt. Offenbar wurden geheime Details zur deutschen Verteidigungsfähigkeit geleakt.

16.03.2024 | 01:41 min
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Quelle: AP, dpa, AFP, ZDF

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