: Lukaschenko droht Nato mit Hund auf dem Schoß

von Nils Metzger
26.03.2024 | 21:23 Uhr
Belarus-Diktator Lukaschenko lässt seine Truppen einen Schlag gegen die Nato üben. Mit dabei: Sein Schoßhund Umka. Eine perfekte Schurken-Karikatur, wäre die Lage nicht so ernst.
Diktator oder Bond-Bösewicht? Alexander Lukaschenko bei einer Militärübung mit seinem Zwergspitz Umka.Quelle: Telegram-Kanal Pul Pervy
Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko hat am Dienstag Panzertruppen nahe der Grenze zu Litauen inspiziert. Sie trainieren dort für eine mögliche Konfrontation mit der Nato. "Jede Provokation muss mit militärischen Mitteln gestoppt werden", sagte Lukaschenko gegenüber Pressevertretern.
Jede Verletzung der Staatsgrenzen hat die Zerstörung zur Folge. Sie verstehen nur die Sprache der Macht.
Alexander Lukaschenko droht der Nato
Die staatliche Nachrichtenagentur Belta verbreitete eine Zusammenfassung, der zufolge Lukaschenko betonte, dass weder er noch sein enger Verbündeter Wladimir Putin von sich aus Nachbarländer angreifen würden. "Glauben sie ernsthaft, dass wir und die Russen versuchen, sie anzugreifen? Warum graben sie Panzergräben?", sagte Lukaschenko unter Verweis auf die im Januar angekündigten Maßnahmen der baltischen Staaten, ihre Grenzen zu Russland und Belarus zu befestigen.
Lesen Sie hier die Hintergründe, wie sich die baltischen Staaten verteidigen wollen:

Lukaschenko lässt Eroberung der Suwalki-Lücke üben

Ein regierungsnaher belarussischer Telegram-Kanal veröffentlichte kurz darauf aber ein weiteres Video des Truppenbesuchs. Was Lukaschenko dort sagte, dürfte die Alarmglocken von Warschau bis Vilnius deutlicher schrillen lassen.
Darin lässt sich Lukaschenko von einem General die Ziele der laufenden Übung erklären - die gezielte Eroberung der Suwalki-Lücke in Folge einer wie auch immer gearteten "Provokation" der Nato. Die Suwalki-Lücke ist ein besonders verwundbarer Landkorridor an der polnisch-litauischen Grenze. Von Belarus und der russischen Exklave Kaliningrad aus könnten Lukaschenko und Putin das gesamte Baltikum vom restlichen Nato-Gebiet abschneiden.
So will das Baltikum seine Außengrenzen vor einem russischen Angriff absichern.
Das ist eine zentrale Sorge der baltischen Staaten wie auch Nato-Planer, die in den kommenden Jahren darum deutlich mehr Truppen nahe der Suwalki-Lücke stationieren wollen - so auch die deutsche Litauen-Brigade.

Die NATO-Ostflanke geht durch Litauen. Ab 2027 soll diese dort von der Bundeswehr verteidigt werden - dauerhaft und einsatztauglich. Noch fehlt es dafür an Soldaten und Material .

18.12.2023 | 02:38 min

General: Truppen werden für "reale Maßnahmen" vorbereitet

Das Video zeigt einen Wortwechsel zwischen dem Autokraten Lukaschenko und einem seiner Generäle. "Und wie viele Kilometer sind es von unseren Grenzen bis nach Russland, zum Kaliningrader Gebiet", fragt Lukaschenko. "42 Kilometer", die Antwort. "Also praktisch nichts", erwidert Lukaschenko. "Es ist falsch, dass sie sich so verhalten. Im Moment muss man sich mit den baltischen Republiken auseinandersetzen." Der General stimmt zu.
Lukaschenko bei Truppenübung
"Und Sie nehmen sich einen Teil Polens vor?", fragt Lukaschenko weiter Details der Übung ab. "Einen kleinen Teil", antwortete der Kommandeur. Lukaschenko will wissen, ob seine Truppen in der Lage wären, Teile Polens erfolgreich zu besetzen: "Der nördliche Teil, der nordöstliche Teil. Ist das geplant? (…) Werden Sie den mit Ihren Truppen halten?"
Der General lobt daraufhin die militärischen Vorbereitungen:
Es gibt militärische Planungsdokumente. Alle Aktionen sind geplant, die Fragen der Kampfbereitschaft werden ausgearbeitet, die Truppen werden vorbereitet.
Belarussischer Generalmajor Alexander Naumenko
Und es geht dem Militär offenbar nicht nur um theoretische Planspiele, sondern um konkrete Vorbereitungen auf Kampfhandlungen auf Nato-Gebiet: "Wir machen nicht nur Übungen im Feld, (…) die Offiziere kennen das reale Gelände, kennen die Straßen - so, dass sie vor Ort gute Entscheidungen treffen können und bereit sind für reale Maßnahmen", so Generalmajor Alexander Naumenko.

In Belarus finden zum ersten Mal seit den gewaltsam niedergeschlagenen Protesten im Sommer 2020 landesweite Wahlen statt. Die Opposition ruft aus dem Exil heraus zum Boykott auf.

25.02.2024 | 02:48 min

Schoßhund Umka kommt mit zur Militärübung

In den letzten Jahren musste Putin Lukaschenko mehrfach politisch und militärisch unter die Arme greifen, Moskau stellt die Autonomie seines belarussischen Nachbarn inzwischen mehr als nur in Frage. Das hat Lukaschenko oft den Vorwurf eingebracht, kaum mehr als Putins Schoßhund zu sein.
Lukaschenko besucht die Militärübung Zapad 2021. An seiner Seite der Zwergspitz Umka.Quelle: Telegram-Kanal Pul Pervy
Lukaschenkos Schoßhund wiederum ist ein realer Vierbeiner und hört auf den Namen "Umka". Wie bei vielen öffentlichen Auftritten des Diktators war der weiße Zwergspitz auch beim Truppenbesuch am Dienstag dabei. Was zu der absurden Szene führte, dass Lukaschenko während der Besprechungen mit seinen Offizieren vor sich den kleinen, weißen Hund kraulte. Die Assoziation mit Bösewichten wie aus den James-Bond-Filmen liegt nah.
Auch bei früheren Militärübungen war Umka dabei, bei Sportwettkämpfen jubelte Lukaschenko mit Hund auf dem Arm, beim Bankett zum Erntedankfest 2022 saß Umka umringt von Essen mitten auf der voll gedeckten Tafel. Beim Staatsbesuch in Usbekistan im gleichen Jahr schoben ihn Mitarbeiter in einem Kinderwagen der Delegation hinterher. "Er gehört zur Familie", sagte Lukaschenkos Ärztin Swetlana Konoschenko dem belarussischen Nachrichtenportal "Zerkalo".
Umka auf Staatsbesuch in Usbekistan

Lukaschenko will Stärke bekräftigen und verplappert sich

Nicht bei der Militärübung, sondern auf Telegram hat Lukaschenko am Dienstag einen sprichwörtlichen Bock geschossen. Die russische Führung versucht aktuell mit allen Mitteln eine Verbindung der Crocus-Attentäter in die Ukraine zu konstruieren. Eines der zentralen Narrative Putins: Sie hätten danach in die Ukraine zu fliehen versucht.
Nun teilte Lukaschenko jedoch auf Telegram mit, die Angreifer wären tatsächlich unterwegs nach Belarus gewesen - belarussische Sicherheitskräfte hätten sie davon aber abgehalten. Mit seinem Versuch, bei der eigenen Bevölkerung mit starkem Grenzschutz zu punkten, lässt er nun Putin schlecht aussehen.
Lesen Sie hier mehr zu den russischen Drohungen gegen das Baltikum in den vergangenen Jahren:

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