: Zusammenhalt in Israel: "Das ist unser 9/11"

von Alica Jung
22.10.2023 | 16:32 Uhr
Noch vor wenigen Wochen gingen Hunderttausende Israelis gegen die geplante Justizreform ihrer Regierung auf die Straße. Nach dem Hamas-Terror zählt nur die Einheit im Land.

Die Sorge, dass sich der Krieg im Nahen Osten ausweiten könnte, wächst. Der Verteidigungsminister der USA hat angekündigt, zusätzliche Truppen in Bereitschaft zu versetzen.

22.10.2023 | 01:32 min
Auf dem Messegelände von Tel Aviv, wo Israel vor vier Jahren noch den Eurovision Songcontest gefeiert hat, ist nun das Zentrum der Nothilfe des Landes entstanden. Direkt unter der großen Messehalle stapeln sich im Parkgeschoss gespendete Kleidung, Spielzeug und Nahrungsmittel.
Inzwischen sind es 15.000 Freiwillige, die sich nach dem Angriff der Hamas am 7. Oktober zusammengeschlossen haben, um die rund 300.000 Binnenflüchtlinge aus dem Süden Israels nahe Gaza zu unterstützen. In dieser Region fand der Terroranschlag statt.

Einheit statt Protest in Israel

Miki Roitman hat die großangelegte Hilfe mit auf die Beine gestellt. Sie erklärt, viele die geflohen sind, hatten keine Möglichkeit, irgendetwas mitzunehmen. Roitman ist Juristin, kämpft eigentlich für Frauenrechte in Israel und war Teil einer von vielen Bewegungen, die seit Januar immer wieder gegen die geplante Justizreform von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu protestiert haben.

Das Messegelände von Tel Aviv ist das Zentrum der israelischen Nothilfe geworden. Tausende Freiwillige organisieren hier Hilfe für all die Notleidenden.

20.10.2023 | 02:01 min
Nach dem Angriff der Hamas war klar, dass ihre geplante Demonstration nicht stattfinden wird, doch das Netzwerk, das sie sich über Monate aufgebaut haben, sollte ihnen nun unwahrscheinlich nutzen.
All diese Gruppen haben sich entschieden, die Proteste zur Seite zu legen, wir sind alle für Israel jetzt.
Miki Roitman, Juristin und Kämpferin für Frauenrechte
Nur einen Tag später haben sich die Freiwilligen über ihre Messenger-Gruppen organisiert, jeder und jede bringt sein Know-how mit ein.

Nach ihrer Flucht erhalten viele israelische Bürger Hilfe von Ehrenamtlichen. Sie übernehmen Patenschaften und organisieren Unterkünfte, Haushaltsgeräte, Kuscheltiere.

20.10.2023 | 02:27 min

Suche nach Geiseln mithilfe Künstlicher Intelligenz

Professor Karine Nahon ist eigentlich Informationswissenschaftlerin und leitet im Hilfszentrum nun ein Team, das online nach vermissten Israelis sucht. Die Freiwilligen hätten sogar neue KI Algorithmen für die Suche entwickelt, sagt Prof. Nahon.
Spracherkennung, Gesichtserkennung, alles, was helfe zu ermitteln, wer wann wo zuletzt gesehen wurde. Sie versuchen den Status aller Vermissten zu klären, ob sie Geiseln sind, noch am Leben oder tot.
Das Team sei in den letzten anderthalb Wochen das Haupt-Informations-Zentrum geworden, meint Nahon. Wenn sie Ergebnisse ermittelt haben, leiten sie diese an die Sicherheitsbehörden und Familien weiter. Die größte Herausforderung sind die Bilder, die sie täglich zu sehen bekämen, abgeschlachtete Kinder und verstümmelte Leichen.
Das ist unser 9/11.
Prof, Karine Nahon, Informationswissenschaftlerin

Zwei Geiseln werden von der Hamas freigelassen und Gaza erhält humanitäre Hilfen. ZDF-Korrespondent Peter Böhmer berichtet über die aktuelle Lage.

21.10.2023 | 01:08 min

Israelische Filmproduzentin: "Jetzt ist das meine Familie"

Sie sehen Bilder und hören Geschichten der Opfer, die sie wohl nie mehr vergessen können. Aber sie wüssten, dass sie mit ihrer Arbeit etwas Gutes tun. Es hilft ihnen, nicht untätig und vor allem zusammen zu sein.
Esther Grego ist Filmproduzentin und unterstützt hier nun jeden Tag. Jemand hätte sie gefragt: Noch vor ein paar Wochen wart ihr doch wie Feinde in Israel?
Ich habe gesagt, vielleicht werden wir auch wieder Feinde sein, aber jetzt ist das meine Familie.
Filmproduzentin Esther Grego
ZDFheute Infografik
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Sie wollen sich wieder sicher fühlen in ihrem Land, sie haben doch nur dieses eine, sagen viele. Doch jeden Tag fliegen Raketen, fast 200 Geiseln sind noch immer vermisst. Aktuell fühle sie sich unsicher, meint Miki Roitman.
Vor fünf Jahren ist sie bewusst aus Frankfurt am Main nach Tel Aviv gezogen, hier wollte sie unbedingt leben, weil sie das Meer so liebt. Sie hofft, dass sie gemeinsam eine Lösung finden werden, wie sie hier sicher und friedlich leben können.

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