: Luftangriff auf Rafah - wie die Welt reagiert

27.05.2024 | 21:04 Uhr
Nach dem Angriff auf Rafah spricht Israels Präsident von einem "tragischen Fehler". Das Entsetzen über die vielen zivilen Toten ist groß - weltweit. Die Reaktionen im Überblick.

Bei einem Luftangriff des israelischen Militärs nahe Rafah ist auch ein Flüchtlingslager getroffen worden. Israels Armee leitet nun eine Untersuchung zu dem Angriff ein.

27.05.2024 | 01:30 min
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat den tödlichen Luftangriff Israels in Rafah israelischen Medien zufolge als "tragischen Fehler" bezeichnet. Die Tragödie sei trotz der israelischen Bemühungen, Schaden von Zivilisten abzuwenden, geschehen, sagte Netanjahu am Montagabend. Nach Angaben der von der Terrororganisation Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden mindestens 45 Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt.
Die Hilfsorganisation Roter Halbmond erklärte, der Angriff habe eine humanitäre Schutzzone getroffen - Israels Armee wies die Berichte zurück. Ein Faktencheck von ZDFheute widerlegt diese Behauptung ebenfalls.
Dennoch gibt es heftige Kritik an der israelischen Regierung. Die Reaktionen im Überblick:

Nach dem Angriff auf ein Flüchtlingslager habe die "palästinensische Autonomiebehörde Israel klar vorgeworfen, das sei ein absichtlicher Angriff", erklärt Luc Walpot, ZDF-Korrespondent in Ramallah. Dies "bestreitet Israel jedoch".

28.05.2024 | 03:04 min

USA: "Herzzerreißende" Bilder aus Rafah

Die Regierung der USA hat sich erschüttert über die zahlreichen toten Zivilisten gezeigt. Man tausche sich mit der israelischen Armee und Partnern vor Ort aus, um die Umstände zu klären. Die Bilder von dem Lager, in dem "Dutzende von unschuldigen Palästinensern" getötet worden seien, seien "niederschmetternd" und "herzzerreißend", erklärte in Washington ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus. Er mahnte Israel:
Wie wir deutlich gemacht haben, muss Israel alle möglichen Vorkehrungen treffen, um die Zivilbevölkerung zu schützen.
Sprecher des Nationalen US-Sicherheitsrats

Die USA haben Israel aufgefordert, mehr humanitäre Hilfe im Gazastreifen zuzulassen.

25.05.2024 | 00:27 min

Entsetzen auch bei EU und Vereinten Nationen

Der Chefdiplomat der Europäischen Union, Josep Borrell, zeigte sich "entsetzt über die Nachrichten aus Rafah über israelische Angriffe, bei denen Dutzende von Vertriebenen, darunter auch kleine Kinder, getötet wurden". Er verurteile dies auf das Schärfste. Auch der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, hat sich schockiert geäußert. Der österreichische UN-Diplomat sagte in Genf: "Die Bilder aus dem Lager sind entsetzlich."

Deutschland: Bundesregierung will Untersuchung abwarten

Die Bundesregierung äußerte sich nach dem Vorfall in Rafah zurückhaltend. Ob es sich dabei um ein Kriegsverbrechen handle, müssten Juristen klären, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit. "Wenn so etwas passiert, ist das verurteilungswürdig", fügte er hinzu. Allerdings könne ein Urteil nicht anhand von Bildern gefällt werden.
Derzeit liefen in Israel Untersuchungen, ob es sich um einen gezielten Angriff gehandelt habe, so Hebestreit. Der Luftschlag richtete sich nach israelischen Angaben gegen hochrangige Hamas-Mitglieder. Hebestreit betonte:
Israel hat das Recht, sich zu verteidigen, im Rahmen des Völkerrechts.
Steffen Hebestreit, Sprecher der Bundesregierung

Die Bundesregierung geht davon aus, dass Israel beim Luftangriff nahe Rafah ein "Fehler passiert sei".

27.05.2024 | 00:26 min

Baerbock: "Kein Gewinn für Israels Sicherheit"

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sagte in Brüssel: "Es gab weitere Raketen auf Tel Aviv von der Hamas und zugleich sehen wir, dass es kein Gewinn für Israels Sicherheit ist, dass keine Geisel freikommt, wenn jetzt Menschen in Zelten verbrennen."
Das internationale Völkerrecht, das humanitäre Völkerrecht, das gilt für alle.
Annalena Baerbock, Bundesaußenministerin
Auch Entscheidungen des Internationalen Gerichtshofs (IGH) seien bindend und müssten natürlich befolgt werden, sagte Baerbock. "Wir erleben gerade das Gegenteil." Der Internationale Gerichtshof in Den Haag hatte Israel aufgefordert, die Offensive auf Rafah zu stoppen.

Erneut hat die militant-islamistische Hamas Raketen auf Israel abgefeuert. Die Angriffe erfolgten vom Gazastreifen aus.

26.05.2024 | 02:09 min

Macron fordert sofortige Feuerpause von Israel

Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron reagierte mit Empörung: "Diese Operationen müssen aufhören", schrieb Macron auf X. Er rief zu einer sofortigen Feuerpause und zu einer vollständigen Einhaltung des internationalen Rechts auf.
Es gibt keine sicheren Zonen für palästinensische Zivilisten in Rafah.
Emmanuel Macron, Präsident Frankreichs
Bilder von verbrannten Kindern und Familien, die aus zerbombten Zelten in Rafah kämen, seien schockierend, erklärte die Chefin des UN-Hilfswerks Unicef, Catherine Russell, auf der Plattform X. Die gemeldete Tötung von Kindern, die in behelfsmäßigen Zelten Zuflucht gefunden hätten, sei gewissenlos.
ZDFheute Infografik
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Erdogan: Israel zur Rechenschaft ziehen

Mehrere arabische Staaten hatten den israelischen Luftangriff aufs Schärfste verurteilt. Israels "absichtliche Bombardierung der Zelte der Geflüchteten" stelle einen "neuen und eklatanten Verstoß gegen das Völkerrecht" dar, kritisierte das ägyptische Außenministerium am Morgen. Jordanien verurteilte die "eklatante Missachtung der Entscheidung des Internationalen Gerichtshofs" scharf.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan kündigte an, die israelische Regierung zur Rechenschaft zu ziehen. "Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um diese Barbaren und Mörder, die nichts mit Humanität zu tun haben, zur Verantwortung zu ziehen", sagte Erdogan.

Hamas kündigt angeblich Verhandlungen auf

Nach dem Angriff hat die israelische Armee nach eigenen Angaben eine Untersuchung eingeleitet. Die Hamas hat unterdessen ihre Teilnahme an den Verhandlungen über eine Waffenruhe vorerst ausgesetzt. Dies teilten Hamas-Repräsentanten der Deutschen Presse-Agentur mit.
Quelle: dpa, AFP, AP, Reuters

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