: Scholz "nicht der Meinung des Papstes"

11.03.2024 | 18:00 Uhr
Die Äußerung des Papstes, die Ukraine solle den Mut haben, eine "weiße Fahne" zu hissen, sorgt weiter für Diskussion. Ein Überblick über die Reaktionen aus der deutschen Politik.
Bundeskanzler Olaf Scholz widerspricht der Aussage des Papstes. Sein Regierungssprecher verweist darauf, dass sich die Ukraine gegen einen völkerrechtswidrigen Angriff verteidige.Quelle: dpa
Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Äußerung von Papst Franziskus zum Hissen der "weißen Flagge" im Ukraine-Krieg zurückgewiesen.
Wie Sie sich vorstellen können, ist der Bundeskanzler in dieser Frage nicht der Meinung des Papstes.
Steffen Hebestreit, Regierungssprecher
"Richtig ist, dass die Ukraine sich gegen einen Aggressor wehrt", sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit in Berlin.

"Die Äußerungen scheinen aus Sicht der Ukraine und internationalen Beobachtern missverständlich", so ZDF-Korrespondentin Annette Hilsenbeck.

11.03.2024 | 02:15 min
Hebestreit verwies aber auch darauf, dass man die Einordnung eines Vatikan-Sprechers zu den Äußerungen des Papstes zur Kenntnis genommen habe. Der Sprecher Matteo Bruni hatte Darstellungen widersprochen, dass der Papst die Ukraine in einem Interview zur Kapitulation aufgefordert hätte.

Die Forderung des Papstes

In einem Interview mit Blick auf den inzwischen mehr als zwei Jahre laufenden Krieg in der Ukraine hatte Franziskus gesagt, die Ukraine solle den Mut haben, eine "weiße Fahne" zu hissen und ein Ende des russischen Angriffskrieges auszuhandeln.
Wenn man sieht, dass man besiegt ist, dass es nicht gut läuft, muss man den Mut haben, zu verhandeln.
Papst Franziskus
Ob mit der Redewendung "weiße Fahne" auch die Kapitulation gemeint war, wird seitdem viel diskutiert.

Die Äußerung ist auf Unverständnis und scharfe Kritik gestoßen.

10.03.2024 | 00:38 min
Das vatikanische Presseamt ordnet die Papst-Aussage ein und erklärte dem Nachrichtenportal "Vatican News", Franziskus wünsche sich vor allem eine "diplomatische Lösung für einen gerechten und dauerhaften Frieden".

Schärfere Verurteilungen aus der deutschen Politik

Auch Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) zeigt ihr Unverständnis. Der Vorstoß des Kirchenoberhaupts sei für Menschen, die die Folgen des Angriffs und das Leid der Bevölkerung vor Ort gesehen hätten, nicht nachvollziehbar, sagte Baerbock am Sonntagabend in der ARD-Sendung "Caren Miosga".
Da frage ich mich: Wo ist da der Papst? Der Papst muss davon wissen.
Annalena Baerbock, Außenministerin

Unterstützung für Papst-Appell aus den Oppositionsparteien

Auf der Plattform X erkläre der Linken-Bundestagsabgeordnete Gregor Gysi, der Papst habe "völlig recht, dass zwischen Russland und der Ukraine die weiße Fahne gehisst werden muss, um Friedensverhandlungen beginnen zu können".
Die ehemalige Linken-Politikerin und jetzige Co-Vorsitzende vom BSW, Sahra Wagenknecht, nannte den Aufruf des Papstes "mutig und klug", die Kritik daran respektlos.

In seiner Weihnachtsansprache "Urbi et orbi" hatte Papst Franziskus zum Frieden in der Welt aufgerufen.

25.12.2023 | 01:21 min
Auch der AfD-Fraktionsvorsitzende Tino Chrupalla begrüßte auf X die Papst-Aussage. "Jeder Amtsträger mit Einfluss auf Weltpolitik sollte sich der Botschaft anschließen: Friede für Ukraine und Europa."

Unterschiedliche Töne aus der CDU

Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) stellte sich hinter das Kirchenoberhaupt. "Seinen Aufruf 'Mut zu Verhandlungen' teile ich", sagte Kretschmer dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland".
Anders äußerte sich der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz in Berlin in einer Pressekonferenz zur Aussage des Papstes. Er sei von diesen Äußerungen überrascht gewesen.
Auch als Mitglied der katholischen Kirche - ich teile sie nicht. Ich halte sie für grundfalsch.
Friedrich Merz, CDU-Vorsitzender

Tausende Gläubige hattenen dem Oberhaupt der Katholischen Kirche im Dezember zu seinem 87. Geburtstag auf dem Petersplatz gratuliert.

17.12.2023 | 00:18 min

Reaktionen der Katholischen Kirche in Deutschland

Die Deutsche Bischofskonferenz bezeichnet die Aussagen von Franziskus als "unglücklich".
Gemeint war hier jedoch nicht eine Kapitulation gegenüber dem Aggressor-Staat Russland, sondern die Bereitschaft zu Verhandlungen.
Matthias Kopp, Pressesprecher der katholischen Bischofskonferenz
Der Pressesprecher der katholischen Bischofskonferenz gab gegenüber der Nachrichtenagentur epd an, es sei vielfach belegt, dass der Papst "für einen gerechten und dauerhaften Frieden in der Ukraine eintritt".
Quelle: dpa, KNA, epd

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