: Kiew bestellt Vatikan-Botschafter ein

11.03.2024 | 21:43 Uhr
Der Botschafter des Vatikan wurde in Kiew vorgeladen. Zuvor hatte Präsident Selenskyj die "Weiße Fahne"-Äußerung von Franziskus kritisiert. Polen und Lettland äußerten auch Unmut.

Papst Franziskus' Appell, Friedensverhandlungen mit Russland einzugehen, ist auf Unverständnis und scharfe Kritik gestoßen.

10.03.2024 | 00:38 min
Die jüngsten Äußerungen von Papst Franziskus zum Ukraine-Krieg sorgen in Kiew weiter für Unmut. Wie das ukrainische Außenministerium am Montagabend mitteilte, wurde der Papstbotschafter in Kiew, Erzbischof Visvaldas Kulbokas, eigens zu einem Gespräch einbestellt. Der Vatikan-Diplomat sei darüber informiert worden, dass die Ukraine von den Worten des Papstes "enttäuscht" sei.
Das Kirchenoberhaupt hätte seine Stimme nutzen sollen, um sich für einen "Sieg des Guten über das Böse" einzusetzen, heißt es in der Erklärung des Ministeriums. Zudem möge sich Franziskus mit seinen Appellen besser an den Angreifer Russland richten - "und nicht an das Opfer".

"Die Äußerungen scheinen aus Sicht der Ukraine und internationalen Beobachtern missverständlich", so ZDF-Korrespondentin Annette Hilsenbeck.

11.03.2024 | 02:15 min

Selensky weist Papst-Appell zurück

Zuvor hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den Appell ebenfalls zurückgewiesen. "Als das russische Böse am 24. Februar diesen Krieg begann, standen alle Ukrainer auf, um sich zu verteidigen. Christen, Muslime, Juden - alle", sagte Selenskyj am Sonntag in seiner allabendlichen Videoansprache.
Er danke jedem ukrainischen Geistlichen, so Selenskyj weiter, der in der Armee, in den Verteidigungsstreitkräften ist. Sie stünden an der vordersten Front, sie schützten das Leben und die Menschlichkeit, sie unterstützten mit Gebeten, Gesprächen und Taten. "Das ist es, was die Kirche ist - bei den Menschen."
Und nicht zweieinhalbtausend Kilometer entfernt, irgendwo, um virtuell zu vermitteln zwischen jemandem, der leben will, und jemandem, der dich vernichten will.
Wolodymyr Selenskyj, ukrainischer Präsident

Im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine kommen immer wieder Drohnen zum Einsatz. Systeme, um diese abzuwehren, werden auch von einheimischen Firmen entwickelt und getestet.

10.03.2024 | 01:31 min

Kuleba zum Papst: "Unsere Flagge ist blau-gelb"

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba wies die Überlegungen des Papstes ebenfalls zurück. "Unsere Flagge ist gelb und blau", schrieb er auf der Online-Plattform X und bezog sich dabei auf die Farben der Nationalflagge. "Dies ist die Flagge, unter der wir leben, sterben und siegen. Wir werden niemals eine andere Flagge hissen."
X-Post von Dmytro Kuleba
Kuleba wies auch auf Vorwürfe hin, Papst Pius XII. habe es versäumt, gegen die Nazi-Gewaltherrschaft im Zweiten Weltkrieg vorzugehen. "Gleichzeitig kennen wir die Strategie des Vatikans aus der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts, wenn es um die weiße Fahne geht", schrieb er. Er fordere den Vatikan auf, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen.

Vatikan erläutert Aussage des Papstes

Kritik an den Äußerungen des Papstes kam auch von Polen und Lettland. Der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski schrieb auf X: "Wie wäre es, wenn wir Putin zum Ausgleich ermutigen würden, den Mut zu haben, seine Armee aus der Ukraine abzuziehen? Dann würde sofort Frieden einkehren, ohne dass Verhandlungen nötig wären."
X-Post von Radoslaw Sikorski
Der lettische Präsident Edgars Rinkevics schrieb auf X, man müsse das Böse bekämpfen und besiegen, damit das Böse die weiße Fahne hisse und kapituliere.
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Quelle: Reuters, dpa

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