Interview

: Baerbock: Iran hat sich "sehr verrechnet"

18.04.2024 | 20:33 Uhr
Die G7-Außenminister beraten auf Capri zum Nahost-Konflikt und Ukraine-Krieg. Im ZDF findet Annalena Baerbock deutliche Worte für Irans Angriff auf Israel.

Das Gespräch mit Annalena Baerbock hier in voller Länge.

18.04.2024 | 06:31 min
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine dauert an, die Lage spitzt sich zu. Währenddessen wurde Israel am Wochenende vom Iran angegriffen - inmitten des Krieges, in dem sich das Land gegen die radikal-islamistische Hamas befindet. Angesichts dieser Krisen will die Siebenergruppe großer westlicher Industrienationen (G7) ein Zeichen der Unterstützung setzen.
Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) nimmt an dem Treffen auf Capri teil. Im Gespräch mit dem ZDF heute jounal äußert sie sich zur aktuellen Weltlage.
Sehen Sie das Gespräch mit Annalena Baerbock oben im Video in voller Länge und lesen Sie hier Auszüge.
Das sagt Annalena Baerbock zu …

… Irans Handlungsfähigkeit trotz Sanktionen

Der Iran hat Israel jüngst mit Hunderten Drohnen angegriffen und beliefert Berichten zufolge auch Russland mit Drohnen, das diese im Angriffskrieg gegen die Ukraine einsetzt - trotz auferlegten Sanktionen.

Auf Capri treffen sich die G7-Außenminister. Neben zusätzlicher Flugabwehr für die Ukraine ging es auch um verschärfte Sanktionen gegen den Iran sowie die Lage in Nahost.

18.04.2024 | 03:02 min
Für Außenministerin Baerbock ist das aber kein Zeichen für eine Hilflosigkeit westlicher Partner. Man müsse sich vergegenwärtigen, dass Demokratien in diesen "brutalen Zeiten" von Regimen herausgefordert würden, die "mit der friedlichen Ordnung brechen wollen", sagt die Ministerin und betont:
Sanktionen machen deutlich, 'wir tolerieren das nicht'.
Annalena Baerbock, Bundesaußenministerin
Wenn man Israel "auf so brutale Art und Weise" angreife, habe das Konsequenzen, sagt Baerbock. Dann gäbe es keine normalen wirtschaftlichen Beziehungen mehr, "dann werden auch die diplomatischen Beziehungen auf Eis gelegt". Die Ministerin erklärt:
Da hat sich der Iran sehr sehr verrechnet.
Annalena Baerbock, Bundesaußenministerin

Nach dem Angriff auf Israel wurden auf dem EU-Gipfel in Brüssel schärfere Sanktionen gegen Iran beschlossen. Die Maßnahmen richten sich gegen Produzenten von Drohnen und Raketen.

18.04.2024 | 00:21 min

… der Haltung von Staaten abseits des Westens

"Die Mehrheit der Welt steht zusammen", glaubt die Ministerin. Dennoch gibt sie zu:
Die Welt ist nicht schwarz-weiß.
Annalena Baerbock, Bundesaußenministerin
In der gegenwärtigen Situation - auch mit Blick auf den Gaza-Krieg - gebe es unterschiedliche Meinungen. Es gebe Einzelne, "die immer autoritäre Regime" unterstützten.
Laut Baerbock liegt der diplomatische Fokus nun darauf, diejenigen zusammenzubringen, die zwar "nicht alles teilen, wie wir das sehen als Europäer oder auch als G7-Staaten", aber dennoch für die "Grundfeste des internationalen Miteinanders" einstünden.

… der sich zuspitzenden Lage in der Ukraine

Verliert Kiew den Krieg? Die Sorge vor einer Niederlage der Ukraine wächst zumindest. Israel dagegen gelang es am Wochenende nach Angaben des Armeesprechers Daniel Hagari, "die große Mehrheit" der Angriffe aus dem Iran abzufangen.

Auch mit neuen Waffenlieferungen sei eine Rückeroberung der besetzten Gebiete in der Ukraine unwahrscheinlich. Eine Nato-Aufnahme des Landes sei denkbar, sagt Militärexperte Sauer.

18.04.2024 | 33:07 min
Der große Unterschied sei, dass Israel ein eigenes Luftabwehrsystem habe, erklärt Baerbock. Dieses und die Präsenz von Briten und Amerikanern in der Region hätten "besonderen Schutz gegeben". Auch Nachbarländer, deren eigener Luftraum durch den iranischen Angriff verletzt worden sei, seien ebenfalls "aktiv" geworden.
Man habe der Ukraine mit "eigenen militärischen Fähigkeiten" viel geliefert, erklärt die Ministerin, "die sind aber nicht unendlich". Beim Treffen der G7 zerbreche man sich nun den Kopf darüber, wie man eine weitere Luftverteidigung auf den Weg bringen könne.
Das Interview mit Annalena Baerbock führte heute journal-Moderator Christian Sievers. Zusammengefasst hat es Clara Eberle.
Quelle: mit Material von dpa

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