: "Zeichen der Schwäche von Russland"

26.02.2023 | 21:46 Uhr
Der 12-Punkte-Plan von China als Friedensvorschlag zum Ukraine-Krieg wurde stark kritisiert. Der Autor Kermani sieht darin jedoch einen Fortschritt, wie er im ZDF-Interview sagt.
Der Schriftsteller Navid Kermani fährt immer wieder in Kriegs- und Krisengebiete, um sich dann in politische Debatten einzumischen.Quelle: imago/Eduard Bopp
Ein sogenannter Friedensplan oder doch eher "Ablenkungsmanöver"? China hatte am Freitag ein 12-Punkte-Papier zu einer möglichen Lösung des russischen Angriffskriegs in der Ukraine vorgelegt. Anders als viele westliche Staaten sieht der Autor Navid Kermani im Interview mit dem ZDFheute journal darin nichts, was er "sofort wegwischen" würde.

Navid Kermani...

...ist ein deutsch-iranischer Schriftsteller, Orientalist und Träger des Friedenspreises des deutschen Buchhandels.
Es sei bemerkenswert, dass China gerade weil es ein Verbündeter Russlands ist, sich zur territorialen Unversehrtheit der Ukraine bekannt habe. Das weiche von der russischen Position ab. "Man sollte jede Chance für einen Frieden nutzen, ausloten zumindest", so Kermani. Dieses Positionspapier komme aber nur, weil die Ukraine in der Lage gewesen sei, sich zu wehren.
Hätte die Ukraine kapituliert, hätten wir die Ukraine nicht unterstützt, dann wäre China sicherlich nicht zu dieser Position gekommen, die auch ein Zeichen der Schwäche von Russland ist.
Navid Kermani, Autor
Er heiße Waffenlieferungen und die Unterstützung für die Ukraine gut, man müsse sich jedoch klarmachen, dass dies nicht mit dem Ziel geschehe, Russland zu besiegen, sondern eine Verhandlungslösung zu erreichen. Und wenn man sich dem nähere, sei das zumindest ein Forschritt, so Kermani im ZDF.

Kermani: Scholz-Aussagen zu Indien "Fehleinschätzung"

Ein enger wirtschaftlicher Partner Russlands ist Indien. Bei seinem Besuch in dem Land wollte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wirtschaftliche Verpflechtungen stärken und damit auch die eigene Abhängigkeit von China verringern. Gleichzeitig soll Indien damit von seinem wichtigen Partner Russland gelöst werden. Doch kann das Land ein verlässlicher, demokratischer Partner sein, wie Scholz betont?
Dazu sagt Kermani, es könne sich nur um eine "Fehleinschätzung" handeln. Speziell der indische Ministerpräsident Narendra Modi predige einen strengen Hindu-Nationalismus und habe "extrem konservative Werte". Im Vergleich zu Modi sei jemand wie der ungarische Präsident Viktor Orban ein Liberaler.
Man kann mit Indien reden, man sollte auch mit Indien reden, aber man muss ihn nicht zum Gleichgesinnten ernennen. Das wirft ein sehr schlechtes Licht auf unsere eigene Gesinnung.
Navid Kermani, Autor
Quelle: ZDF

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