: Peking droht mit Gegenmaßnahmen

03.01.2023 | 13:28 Uhr
Die Regierung in Peking hat Ländern, die eine Testpflicht für China-Reisende fordern, mit Gegenmaßnahmen gedroht. Über den Umgang mit der dortigen Corona-Welle berät heute die EU.
Mehrere Staaten haben Beschränkungen für China-Reisende eingeführtQuelle: dpa
Kurz vor den EU-Beratungen über den Umgang mit der Corona-Welle in China hat Peking die Einführung einer Corona-Testpflicht für China-Reisende in mehreren Ländern scharf kritisiert und mit "Gegenmaßnahmen" gedroht.
Einige Länder hätten "Einreisebeschränkungen erlassen, die sich nur gegen chinesische Reisende richten", sagte eine Sprecherin des Außenministeriums in Peking am Dienstag. Dies entbehre einer wissenschaftlichen Grundlage. Einige Praktiken seien inakzeptabel. China könne "auf der Grundlage des Prinzips der Gegenseitigkeit Gegenmaßnahmen ergreifen".
Insgesamt sind es etwa ein Dutzend Staaten, die eine Corona-Testpflicht für Reisende aus China an erlassen haben. Darunter sind:
  • Frankreich
  • Spanien
  • Großbritannien
  • USA
  • Japan
  • Israel
  • Marokko ging sogar einen Schritt weiter und untersagte unabhängig von der Nationalität der Reisenden jegliche Einreisen aus China.

Lauterbach fordert einheitliche Maßnahmen in der EU

Am Dienstagnachmittag berät auch die EU im Ausschuss für Gesundheitssicherheit (HSC), in dem die 27 Mitgliedsländer vertreten sind, weiter über den Umgang mit der Corona-Welle in China. Am vergangenen Donnerstag hatten die Mitgliedstaaten keine gemeinsame Linie gefunden. Für Mittwoch hat die schwedische EU-Ratspräsidentschaft außerdem eine Sitzung des Krisen-Reaktionsmechanismus IPCR zur Corona-Pandemie in China einberufen.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) dringt auf EU-einheitliche Maßnahmen. Zu einer Corona-Testpflicht für China-Reisende hatte er am Freitag erklärt, er sehe dafür derzeit keine Veranlassung. Deutschland bereite aber im Verbund mit anderen europäischen Staaten ein System zum "Varianten-Monitoring" an Flughäfen vor, um beim Auftreten besorgniserregender neuer Varianten des Coronavirus sofort reagieren zu können.

Corona-Welle nach Ende der Null-Covid-Politik

Nach fast drei Jahren mit Lockdowns, Massentests und Zwangsquarantäne hatte China am 7. Dezember abrupt ein Ende seiner Null-Covid-Politik verkündet. Das bevölkerungsreichste Land erlebt gerade eine riesige Corona-Welle, der besonders Menschen im hohen Alter oder mit Vorerkrankungen zum Opfer fallen. Krankenhäuser sind überlastet, Krematorien können die Leichen nicht schnell genug einäschern. Nach Schätzungen könnten schon Zehntausende ums Leben gekommen sein. 
Wegen der Corona-Pandemie stellt China seit fast drei Jahren keine Touristen-Visa mehr aus. Bei der Einreise aus dem Ausland gilt eine Quarantäne-Pflicht. Am 8. Januar wird diese Quarantäne-Pflicht aufgehoben, wodurch das Interesse von Chinesen an Auslandsreisen sprunghaft angestiegen ist. China-Besucher müssen vor der Einreise aber weiterhin einen negativen Corona-Test vorlegen, der nicht älter als 48 Stunden ist.

WHO fordert mehr Transparenz von China

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) äußerte indes Verständnis für die Corona-Testpflichten für China-Reisende. "In Ermangelung vollständiger Informationen aus China ist es verständlich, dass Länder Maßnahmen ergreifen, von denen sie glauben, dass sie ihre Bevölkerung schützen werden", erklärte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus vorige Woche. Bei einem Treffen mit chinesischen Behördenvertretern forderten WHO-Vertreter am vergangenen Freitag mehr Transparenz.
Die Regierung in Peking wies den Vorwurf, China stelle nicht ausreichend Daten über die dortige Corona-Welle zur Verfügung, scharf zurück.
Allein in den ersten drei Dezemberwochen haben sich nach offiziell unbestätigten internen Schätzungen schon 248 Millionen Menschen mit Corona infiziert - das sind etwa 18 Prozent der Bevölkerung. Kurz darauf veröffentlichte China keine Zahlen mehr zur Infektionslage.
Quelle: AFP, dpa

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