: Frau Lambrecht und ihr Panzerproblem

von Cornelia Schiemenz
12.01.2023 | 18:04 Uhr
Nach monatelangem Gezerre um deutsche Panzerlieferungen sollen nun 40 Schützenpanzer vom Typ Marder in die Ukraine geliefert werden. Allein, woher die kommen sollen, ist unklar.
Der Motor röhrt mit 600 PS. Dann schießt der Marder, verdeckt unter Tannenzweigen, mit hoher Geschwindigkeit auf die versammelte Journalistenmenge zu. Und auf die Verteidigungsministerin. Christine Lambrecht steht im erzgebirgischen Regen und schaut dieser Demonstration der Stärke nicht ohne Stolz zu.

Kein Bild mit Ministerin Lambrecht neben einem Marder

Im sächsischen Marienberg warten derzeit zwei Panzergrenadierkompanien mit ihren Schützenpanzern vom Typ Marder auf einen möglichen Einsatzbefehl im Rahmen der schnellen Nato-Einsatzgruppe. 400 Soldaten und Soldatinnen stehen hier auf Abruf bereit.
Die Verteidigungsministerin sucht das Gespräch mit ihnen, dankt den Einsatzkräften für ihre Bereitschaft.
[Marder, Leopard, Schützenpanzer, Kampfpanzer? Hier gibts Überblick zu den verschiedenen Panzer-Typen]

Verteidigungsministerin Lambrecht ist heute bei Soldaten im sächsischen Marienberg zu Besuch. Sie möchte sich zwei Kompanien ansehen, die den Schützen-Panzer „Marder“ nutzen.

12.01.2023 | 01:51 min
Ein Bild direkt neben dem Marder vermeidet Christine Lambrecht. Denn auch hier im Erzgebirge, weit weg von Berlin, holt sie die Frage ein, woher denn eigentlich die zugesagten 40 Marder für die Ukraine kommen sollen? Lambrecht ist darauf vorbereitet, wenngleich die Antwort nichts Neues verheißt:
Wir werden bis zum Ende des ersten Quartals dafür sorgen, dass die zugesagten 40 Marder und auch daran ausgebildete ukrainische Soldaten in die Ukraine gehen werden,
so die Verteidigungsministerin. Ende erstes Quartal, Ende März also, noch eine Menge Zeit zum Zusammensuchen.

Lambrecht: Marder nicht aus der aktiven Truppe

Lambrecht betont aber, dass die Marder für die Ukraine nicht aus der aktiven Truppe kommen werden. Also keinesfalls aus Marienberg.
Stattdessen sei sie in Gesprächen mit Industrie und Verbündeten. Dort, sowie in Instandsetzung und Erprobungsphase gäbe es noch die in die Jahre gekommenen Schützenpanzer. Oberstes Ziel: "Die Einschränkungen der Bundeswehr so gering wie möglich zu halten."

Politische Diskussion längst weiter

Und während die Bundeswehr und ihre oberste Befehlshaberin in den nächsten Wochen nach einsatzfähigen Mardern für die Ukraine suchen, dreht sich die politische Diskussion längst weiter.
Nachdem das Nachbarland Polen nun grünes Licht für Kampfpanzer gegeben hat, steht auch hierzulande die Frage an, ob Deutschland Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 in die Ukraine schicken soll.
Auf die Frage, ob man nicht schon mal nachschauen wolle, wo man überhaupt Kampfpanzer für den Fall der Fälle hätte, die man abgeben könnte, reagiert Verteidigungsministerin Lambrecht schon deutlich schmallippiger.
In der Bundesregierung wurde keine Entscheidung getroffen, Kampfpanzer in die Ukraine zu schicken. Deshalb bedarf es da im Moment auch keiner Handlungsweise seitens der Bundeswehr.
Dann eilt die Ministerin davon, der Hubschrauber gen Berlin wartet. Dort stehen übrigens Gespräche mit der Industrie über den maroden Schützenpanzer Puma an - aber das ist eine andere Panzergeschichte.
Cornelia Schiemenz ist Leiterin des ZDF-Landesstudios Sachsen in Dresden
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