: Lukaschenko: Prigoschin wieder in Russland

06.07.2023 | 15:43 Uhr
Nach dem Wagner-Aufstand ist Prigoschin angeblich wieder in Russland. Russische Staatsmedien berichten über eine angebliche Razzia in seiner Villa - und unappetitliche Details.
Wagner-Chef Prigoschin befindet sich wohl in St. PetersburgQuelle: dpa
Der Chef der Wagner-Söldner, Jewgeni Prigoschin, hält sich nach Angaben des belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko im russischen St. Petersburg auf und nicht mehr in Belarus.
Was Prigoschin betrifft, er ist in St. Petersburg. Er ist nicht auf dem Territorium von Belarus.
Alexander Lukaschenko, belarussischer Präsident
Am 27. Juni, wenige Tage nach der Söldner-Meuterei, hatte der Präsident erklärt, Prigoschin sei in Belarus angekommen.
Die Wagner-Truppen seien in den Lagern geblieben, in denen sie sich vor dem Aufstand gegen Moskau vor knapp zwei Wochen aufgehalten hätten. Wo sich diese Camps befinden, sagte Lukaschenko nicht. Die Söldner hatten vor dem Aufstand an der Seite russischer Angriffstruppen in der Ukraine gekämpft.

Lukaschenko vermittelte zwischen Putin und Prigoschin

Prigoschin, der aus St. Petersburg stammt, hatte im Juni einen Aufstand seiner Wagner-Söldner angeführt und sie auf den von ihm so bezeichneten "Marsch der Gerechtigkeit" in Richtung Moskau geschickt. Einige hundert Kilometer vor der russischen Hauptstadt brach er die Rebellion ab.
Lukaschenko hatte nach eigenen Angaben zwischen Prigoschin und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vermittelt. Der Aufstand der Wagner-Söldner war nach Angaben des Kreml mit der Abmachung beendet worden, dass Prigoschin ins Exil nach Belarus gehen sollte.
Prigoschins Rebellion hatte sich gegen die russische Militärführung gerichtet, der er seit langem Inkompetenz im Krieg gegen die Ukraine vorwirft. Die Wagner-Söldner waren eine wichtige Stütze des russischen Militärs vor allem im Kampf im Osten der Ukraine.

Kreml weiß angeblich nichts über Aufenthaltsort Prigoschins

Der Kreml ist nach eigenen Angaben nicht über Prigoschins Aufenthaltsort unterrichtet. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte laut Nachrichtenagentur Interfax:
Nein, wir verfolgen die Standortwechsel Jewgeni Prigoschins nicht, dafür fehlen uns die Möglichkeiten und der Wille.
Dmitri Peskow, Kremlsprecher
Die ausgehandelten Bedingungen für eine Amnestie des Oligarchen und seine Ausreise nach Belarus seien weiter in Kraft, so Peskow.

Russische Staatsmedien: Razzia in Prigoschin-Villa

Unterdessen starteten russische Staatsmedien am Mittwoch einen heftigen Angriff auf Jewgeni Prigoschin, offenbar mit dem Ziel, ihn in den Augen der russischen Öffentlichkeit zu diskreditieren: Fernsehsender und Zeitungen veröffentlichten Bildmaterial einer angeblichen Razzia des russischen Geheimdienstes FSB in Prigoschins privater Luxusvilla in Sankt Petersburg.
Zu sehen sind prunkvoll eingerichtete Räume, ein eigenes Krankenzimmer mit umfangreicher medizinischer Einrichtung, ein Gebetsraum, dazu bündelweise Bargeld, Goldbarren und Waffen. Auch ein Schrank voller Perücken sei in der opulenten Villa entdeckt worden, inklusive ein Hubschrauber im Garten. "Derselbe Prigoschin, der in Videos oft die Bewohner von Bonzenvillen für ihren luxuriösen Lebensstil beschimpfte", merkt die kremltreue Zeitung "Komsomolskaja Prawda" hämisch an.
Die "Komsomolskaja Prawda" zeigt, wie Prigoschins Villa aussehen soll

Medien berichten über gerahmtes Foto mit abgetrennten Köpfen

Russische Medien berichten außerdem, in Prigoschins Haus sei ein gerahmtes Foto mit "abgetrennten Köpfen" gefunden worden, das vermutlich im Syrien-Krieg aufgenommen wurde - auch dort sollen Truppen von Wagner kämpfen.
Die Sankt Petersburger Online-Zeitung "Fontanka" veröffentlichte zudem ein Foto, das einen großen Vorschlaghammer zeigt. Der Metallkopf trägt den Schriftzug "Bei wichtigen Verhandlungen". Der Vorschlaghammer ist eines der Symbole der Wagner-Gruppe. Die Truppe erklärt, einen Hammer zu benutzen, um Feinde hinzurichten oder zu foltern.
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Quelle: dpa, AP, Reuters, ZDF

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