: Selenskyj: 2.000 Minen in Cherson entschärft

13.11.2022 | 11:47 Uhr
Nach dem Erfolg der ukrainischen Armee in der Region Cherson beginnen Sicherheitskräfte mit der Minenräumung. Präsident Selenskyj kündigt weitere Rückeroberungen an.
Nach der Rückeroberung der südukrainischen Gebietshauptstadt Cherson haben ukrainische Sicherheitskräfte mit der Räumung von Minen in der Region begonnen. 2.000 Sprengsätze seien bereits entschärft worden, erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Samstag.
Er berichtete von massiven Zerstörungen in der Region. "Vor der Flucht aus Cherson haben die Besatzer die ganze kritische Infrastruktur zerstört - Kommunikation, Wasserversorgung, Heizung, Strom."

Polizeichef warnt Einwohner von Cherson vor russischen Sprengsätzen

Rund 200 Polizisten seien nach Cherson entsandt worden, um Straßensperren zu errichten und "die Verbrechen der russischen Besatzer" zu dokumentieren, erklärte Polizeichef Igor Klymenko.
Klymenko warnte die Einwohner vor den von russischen Streitkräften hinterlassenen Sprengsätzen. Ein Polizist sei bei einer Minenräumung in einem Verwaltungsgebäude in Cherson verletzt worden. In der Ortschaft Mylowe in der Region Cherson wurden nach Polizeiangaben zudem eine Frau und zwei Kinder durch eine Explosion nahe ihrem Auto verletzt.
Selenskyi kündigte die Befreiung weiterer derzeit von Russland besetzter Gebiete an. "Wir vergessen niemanden, wir werden niemanden zurücklassen", sagte Selenskyj am Samstagabend in seiner täglichen Videoansprache. Auch auf der bereits 2014 von Moskau annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim werde irgendwann wieder die ukrainische Flagge wehen, versprach der Staatschef.

Laut Selenskyj bereits 60 Ortschaften in der Region zurückerobert

Die ukrainischen Truppen haben dem Präsidenten zufolge inzwischen rund 60 Ortschaften in der Region Cherson zurückerobert. In der Stadt Cherson war nach acht Monaten russischer Besatzung wieder ukrainisches Fernsehen zu empfangen. Der regionale Energieversorger teilte mit, er arbeite an einer Wiederherstellung der Stromversorgung.
Im Dorf Prawydne vor den Toren Chersons umarmten Rückkehrer ihre Nachbarn, einige konnten ihre Tränen nicht zurückhalten. "Sieg, endlich", sagte Switlana Halak, die ihre älteste Tochter in dem Krieg verloren hat. "Gott sei Dank wurden wir befreit und alles fügt sich", sagte die 43-Jährige der Nachrichtenagentur AFP. "Wir sind Ukraine", fügte ihr 44-jähriger Mann Viktor hinzu. In der Siedlung sind mehrere entschärfte Panzerabwehrminen und Granaten zu sehen und einige beschädigte Häuser.

Erfolgreiche Gegenoffensive

Russland hatte das Gebiet Cherson kurz nach Beginn seines Angriffskriegs Ende Februar weitgehend erobert und im September - ebenso wie die Gebiete Saporischschja, Luhansk und Donezk - völkerrechtswidrig annektiert.
Unter dem Druck ukrainischer Gegenoffensiven zog Moskau in den vergangenen Tagen seine Truppen aus allen Teilen Chersons ab, die nordwestlich des Flusses Dnipro liegen - darunter fällt auch die gleichnamige Gebietshauptstadt Cherson.

Ukrainische Polizei und Behörden kehren zurück

Vertreter der ukrainischen Gebietsverwaltung und von Sicherheitsorganen sind indes nach Cherson zurückgekehrt. So hätten etwa Polizei und Geheimdienst ihre Arbeit in der befreiten Stadt schon wieder aufgenommen, sagte Gouverneur Jaroslaw Januschewytsch in einem am Samstag veröffentlichten Video, das ihn im Zentrum der Gebietshauptstadt zeigte.
Cherson liegt im Süden der Ukraine.Quelle: ZDF
Nach dem Truppenrückzug vom rechten Ufer des Flusses Dnipro in der Region Cherson haben die russischen Besatzer nun auch eine Evakuierung der Staudamm-Stadt Nowa Kachowka auf der anderen Flussseite angekündigt.
Die Verwaltung von Kachowka ziehe sich zusammen mit den Bürgern der Stadt an einen sicheren Ort zurück, teilte der örtliche Besatzungschef Pawel Filiptschuk nach Angaben der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass am Samstag in einer Rede an die Bevölkerung mit. Er rief die Menschen in einer festgelegten Zone von 15 Kilometern auf, ihre Wohnungen zu verlassen.
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Quelle: dpa, ap, AFP

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