: So funktioniert Cash Stuffing

von Anja Braunwarth
23.08.2024 | 06:13 Uhr
Ob auf TikTok, Instagram oder YouTube: Überall sieht man junge Leute Geld in Umschläge stecken. Nicht etwa zum Verschenken, sondern zum Sparen. Cash Stuffing heißt der neue Trend.

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Weg von Karte oder Handy hin zu Scheinen und Münzen: Bei vielen jungen Menschen findet gerade eine Trendumkehr statt. Sie praktizieren Cash Stuffing, was wörtlich so viel wie "Bargeld stopfen" bedeutet. Am Monatsanfang heben sie Geld ab und stecken es in verschiedene Umschläge. Jeder Umschlag steht für bestimmte Ausgabekategorien. Die Idee ist nicht neu: In früheren Zeiten gab es dafür den Sparstrumpf, der zu Hause deponiert wurde.

Cash Stuffing: Wie fängt man an?

Nutzer des Cash Stuffings rechnen zunächst ihre Fixkosten wie Miete, Strom und Internet zusammen und belassen diese meistens auf dem Konto. Dann legen sie ihre individuellen Kategorien fest, für die sie jeden Monat Geld ausgeben. Typisch sind zum Beispiel Lebensmittel, Ausgehen, Shopping oder Haustiere. Für jede dieser sogenannten variablen Kosten legen sie einen Umschlag an, in den der jeweils veranschlagte Betrag kommt.

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Rücklagen für seltener fällige Zahlungen

Neben den definierten variablen Kosten sind Sinking Funds ein Baustein des Cash Stuffing. Das sind Umschläge für Zahlungen, die in größeren Abständen anstehen wie Haftpflichtversicherungen oder Kfz-Steuer.
Schließlich werden noch "Spartöpfe" angelegt. In die kommt rein, was am Ende des Monates von den variablen Kosten übrig bleibt. Sie sind zum Beispiel für Urlaubsreisen gedacht. Sinnvoll ist es, zumindest anfangs parallel ein Haushaltsbuch - analog oder digital - zu führen, um zu erkennen, ob die Budgets richtig verteilt sind.

Was bringt Cash Stuffing?

Ziel der "Stuffer" ist es, ihr Geld so einzuteilen, dass es in den Töpfen ausreicht und man am besten monatlich noch etwas spart. Durch das Jonglieren mit Bargeld haben sie den schnellsten Überblick über ihre Ausgaben. Das ist auch für Sonja Guettat, Finanzexpertin der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, ein großes Plus der Methode.
Wenn man das Geld wirklich haptisch vor der Nase hat, dann sieht man am besten, wie viel noch übrig ist.
Sonja Guettat, Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz
Zudem geben Menschen allgemein mehr Geld aus, wenn sie mit Karte zahlen. Dieses Phänomen ist als Kreditkarteneffekt bekannt. Auch das Konto zu überziehen, passiert viel leichter mit Karten- oder Onlinezahlungen als mit Bargeldabhebungen.

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Warum Cash Stuffing so viele Anhänger gewinnt

Die momentane Beliebtheit der Methode erklären sich Experten unter anderem mit der Sicherheit, die Bargeld in unsicheren Zeiten vermitteln kann. Manche Menschen sind aber möglicherweise auch einfach von digitalen Methoden abgeschreckt.
Ich könnte mir vorstellen, dass viele schon festgestellt haben, dass das Risiko besteht, den Überblick zu verlieren und sich darum vielleicht wieder auf das ganz Traditionelle besinnen.
Sonja Guettat, Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz
Vielen "Stuffern" macht zudem der spielerische Faktor Spaß, Geld in Umschläge zu stecken, die sie vielleicht noch selbst gebastelt haben.

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Die Vor- und Nachteile von Cash Stuffing

Neben einem besseren Überblick über die Finanzen und Ausgaben, lassen sich mit dem Cash Stuffing mögliche Einsparpotentiale gut entdecken. Das fördert auch die Motivation zum Sparen und den Spaß daran. Es kann ein besseres Konsumbewusstsein entstehen und das eigene Ausgabeverhalten wird kritischer unter die Lupe genommen.
Zu den Nachteilen gehört, dass auf lange Sicht ein Verlust der Kaufkraft durch die Inflation eintritt. Außerdem besteht die Gefahr, dass Umschläge verloren oder gestohlen werden. Bei Reisen ins Ausland ist es möglich, dass Bargeld nicht mehr als Zahlungsmittel akzeptiert wird.
Auch bei größeren Einkäufen kann es Schwierigkeiten bei der Zahlung mit Bargeld geben. Nicht zuletzt ist Cash Stuffing mit einem großen zeitlichen Aufwand verbunden. Und schließlich gibt es Menschen, denen digitales Arbeiten grundsätzlich mehr liegt als analoges.

Digital sparen lernen mit App

Speziell für sehr junge Menschen bietet die Deutsche Stiftung Verbraucherschutz eine digitale Variante des Cash Stuffings an: die kostenlose Finanzbildungs-App Budget+plus. Die Nutzer können wie beim klassischen Cash Stuffing über Voreinstellungen ebenso individuelle Ausgabenkategorien mit eigenem Limit definieren. Wenn sie an diese Grenze kommen, werden sie mit einem Ton gewarnt.

Die App kann auch in Schulen im Unterricht verwendet werden. Dafür gibt es Begleitmaterialien für Schüler und Lehrer.

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