: Empfohlene Impfungen für Kinder

von Anja Braunwarth
24.04.2024 | 04:41 Uhr
Mit der neu aufgenommenen Impfung gegen Meningokokken der Serogruppe B werden derzeit 14 Impfungen für Kleinkinder empfohlen. Warum alle ihre klare Berechtigung haben.

Der Impfkalender der Stiko gibt präzise Empfehlungen zu Impfungen bei Kindern. Trotzdem bleiben viele Eltern skeptisch. Kinderärzte beziehen dazu eindeutig Stellung.

24.04.2024 | 04:02 min
Impfungen gehören zu den wirksamsten vorbeugenden Maßnahmen in der Medizin. Empfehlungen dazu werden von der Ständigen Impfkommission (Stiko) regelmäßig in einem Kalender aktualisiert. An ihm orientieren sich Kinderärzte wie Tobias Tenenbaum.
Wir stellen den Kalender und klaren Zeitplan vor, sodass die Eltern auch genau wissen, wie es im Verlauf des ersten Lebensjahres und darüber hinaus weitergeht.
Prof. Dr. Tobias Tenenbaum, Kinderarzt, Sana-Kinderklinik Berlin-Lichtenberg

Impfung: Das wird für Kinder empfohlen

Bis zum vollendeten zweiten Lebensjahr stehen aktuell (Stand April 2024) 14 Impfungen auf dem Plan, und zwar gegen Rotaviren, Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Haemophilus influenzae Typ b, Poliomyelitis, Hepatitis B, Pneumokokken, Meningokokken B und C, Masern, Mumps, Röteln und Windpocken.
Kinderarzt, Immunologe und Stiko-Mitglied Horst von Benuth unterstreicht die Bedeutung von Impfungen.
Diese Impfungen sind deswegen sinnvoll, weil es alles gefährliche Erkrankungen sind. Und die Impfungen sind deutlich weniger gefährlich als die Erkrankung selbst.
Prof. Dr. Horst von Bernuth, Leiter der Sektion Immunologie, Charité - Universitätsmedizin Berlin

Rund 67 Millionen Kinder weltweit sollen in den letzten Jahren Impfungen versäumt haben.

24.04.2023 | 02:23 min
Bis auf die Pflicht zur Masernimpfung sind alle Impfungen freiwillig. Kinder, die in den Kindergarten oder in die Schule kommen, müssen gegen Masern geimpft sein. Sie können sonst vom Besuch ausgeschlossen werden. Außerdem drohen den Eltern Bußgelder bis zu 2.500 Euro.

Windpocken, Masern, Mumps besonders ansteckend

Masern, Windpocken und Mumps gehören zu den ansteckendsten Infektionen.
Masern verursachen erkältungsartige Symptome und einen Hautausschlag. Bei etwa jedem zehnten Infizierten kommt es zu schweren Komplikationen wie Lungenentzündungen, seltener zu Gehirnentzündungen mit häufig bleibenden Folgen.

Welche Impfungen sind für Kinder sinnvoll? Was ist neu im Impfkalender aufgenommen? Arzt und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht ordnet ein.

24.04.2024 | 05:33 min
Windpocken führen zu Hautausschlag und Fieber. Mögliche Komplikationen sind Infektionen von Haut oder Lunge. Die Viren bleiben im Körper. Werden sie später wieder aktiv, führt das zu Gürtelrose.
Kennzeichen von Mumps ist die ein- oder beidseitige Schwellung der Ohrspeicheldrüse. Bis zu zehn Prozent der Erkrankten bekommen eine Hirnhautentzündung (Meningitis).

Viren: Andere wichtige Infektionen

Röteln verursachen meist nur leichte erkältungsartige Symptome und einen Hautausschlag. Sie sind aber sehr gefährlich für Ungeborene im Mutterleib. Die Impfung soll die Infektion so weit wie möglich eliminieren, damit sich Schwangere nicht mehr anstecken können.
Rotaviren lösen starken Durchfall und Erbrechen aus. Vor allem Säuglinge verlieren dadurch viel Flüssigkeit und Salz und können stark austrocknen.
Bei etwa jeder 100. bis 1.000 Poliomyelitis Infektion, auch Kinderlähmung genannt, drohen bleibende Lähmungen an Armen oder Beinen, im schlimmsten Fall auch an den Sprech-, Schluck- oder Atemmuskeln.
Das Hepatitis-B-Virus führt meist zu milden grippeähnlichen Symptomen. Die Infektion kann aber chronisch werden und zu schweren Schäden an der Leber führen.

Meningokokken B verbreiten sich

Meningokokken gibt es in verschiedenen Untergruppen: Geimpft wird gegen die Gruppen B und C. Seit dem Jahr 2006 gibt die Stiko die Empfehlung für die Impfung gegen Meningokokken Typ C. Die Infektionen mit diesem Bakterientyp sind dadurch deutlich zurückgegangen. Inzwischen dominiert Typ B. Daher besteht seit Januar 2024 auch die Empfehlung zur Impfung gegen diesen Typ.

Infektionen mit Typ B können sehr schwer verlaufen, etwa acht Prozent der Patienten sterben. Bei vielen Überlebenden bleiben Langzeitschäden zurück, zum Beispiel Epilepsie, Taubheit oder chronisches Nierenversagen.

Mit der Impfung lassen sich bei etwa 80 Prozent der Kinder schwere Verläufe verhindern. Da die Impfung häufig Reaktionen wie Fieber, lokale Schmerzen, Schwellungen und Rötungen an der Einstichstelle auslöst, rät die Stiko dazu, den Kindern parallel zur Impfung oder kurz danach vorbeugend Paracetamol zu geben.

Von Keuchhusten bis Tetanus: Bakterielle Infektion

Tetanusbakterien lösen Krämpfe in den Muskeln aus, zum Beispiel im Gesicht oder im Kehlkopf. Sie können zum Tod durch Ersticken führen. Typisch für die Diphtherie ist eine Rachenentzündung mit Halsschmerzen und Fieber. Die Bakterien bilden ein Gift, das schwere Entzündungen an Organen wie Herz oder Lungen verursachen kann.
Meningokokken sind die klassischen Erreger einer Hirnhautentzündung. Jeder fünfte Betroffene bekommt Komplikationen, zum Beispiel Krampfanfälle. Keuchhusten beginnt mit leichten Erkältungssymptomen. Später folgt der charakteristische "bellende" Husten. Vor allem Säuglingen drohen Lungen- oder Mittelohrentzündungen.
Haemophilus influenzae B verursacht oft Kehlkopfentzündungen, aber auch schwere Lungen- oder Hirnhautentzündungen. Pneumokokken können unterschiedliche und sehr schwere Infektionen auslösen wie Lungenentzündungen oder Meningitiden.

Impfreaktionen

Typische Impfreaktionen sind vorübergehende Rötungen oder Schwellungen an der Stelle der Injektion. Sie betreffen je nach Impfstoff zwei bis 20 Prozent der Geimpften. Bei etwa ein bis zehn Prozent aller geimpften Menschen kommt es ebenfalls vorübergehend zu Symptomen wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Übelkeit oder Durchfall. Nach Gabe von Lebendimpfstoffen wie dem Masern-, Mumps-, oder Rötelnimpfstoff, ist gelegentlich eine leichte Form der Erkrankung zu beobachten.

Impfkomplikationen

Als Impfkomplikationen werden Reaktionen bezeichnet, die über das übliche Maß der Reaktion hinausgehen. Sie sind selten und werden in den Beipackzetteln der Impfstoffe genannt. Beispiel: Nach einer Masernimpfung erleiden etwa zwei von einer Million Menschen einen allergischen Schock. Impfkomplikationen müssen an das Gesundheitsamt gemeldet werden.

Impfschäden

Ein Impfschaden ist ein Schaden, der ebenfalls über das übliche Maß der Reaktion auf eine empfohlene Impfung hinausgeht und dabei mindestens über sechs Monate anhält. Impfschäden müssen an das Gesundheitsamt gemeldet werden.

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