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: Was sich beim Nutri-Score ändert

von Christina-Maria Pfersdorf
30.12.2023 | 16:15 Uhr
Der Nutri-Score trägt laut einer Studie zur gesünderen Ernährung bei. Trotzdem gab es viel Kritik - und Nachbesserungen. Was sich 2024 ändert und was Verbraucherschützer sagen.

Ein Überblick über das System zur Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln

05.12.2023 | 07:07 min
Fünf Buchstaben in den Farben grün bis rot: Die Nutri-Score-Kennzeichnung auf Nahrungsmitteln soll den Verbrauchern eine Orientierung geben: Von A für gesund bis E wie ungesund.
Seit Ende 2020 ist das Siegel auf immer mehr Verpackungen zu sehen. Im Juni 2023 waren bereits 760 Unternehmen mit 1.140 Marken für den Nutri-Score registriert. Der Nutri-Score ist eine Entscheidungshilfe, welches Produkt innerhalb einer Produktgruppe das gesündeste ist, also wo die Zusammensetzung der Nährstoffe am günstigsten ist.
Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch sieht das Siegel als das beste Modell der Nährwert-Kennzeichnung, das man habe. Im Interview mit ZDFheute erklärt Pressechef Andreas Winkler:
Die Lebensmittel-Ampel hilft Verbraucherinnen und Verbrauchern nachweislich dabei, im Supermarkt zu gesünderen Produkten zu greifen.
Andreas Winkler, Verbraucherschutzorganisation Foodwatch

Wie der Nutri-Score berechnet wird

Um den Nutri-Score eines Lebensmittels zu berechnen, werden die Mengen verschiedener Inhaltsstoffe in 100 Gramm bzw. 100 Milliliter des Produkts ermittelt. Dabei werden auf der einen Seite Nährstoffe einbezogen, die negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben können: der Energiegehalt, Zucker, gesättigte Fettsäuren und Salz (Natrium). Auf der anderen Seite werden auch Eigenschaften des Produkts berücksichtigt, die eine positive gesundheitliche Wirkung haben können. Dabei handelt es sich um den Ballaststoff- und Eiweißgehalt sowie den Anteil an Obst, Gemüse und Nüssen. Für die verschiedenen Inhaltsstoffe gibt es Punkte, die eine Gesamtpunktzahl ergeben, aus der wiederum die Bewertung auf der Skala von grün und "A" bis rot und "E" abgeleitet wird. 

Quelle: Verbraucherzentrale.de

Kritik: Nutri-Score zu wenig differenziert

Doch immer wieder gab es Kritik: Fertigpizzen, die ein A bekamen, Olivenöl mit schlechter Bewertung. Letzteres liegt zum Beispiel daran, dass bisher nicht zwischen "guten" und "schlechten" Fetten unterschieden wurde.
Daher wurde das Bewertungssystem noch einmal überarbeitet. Ab dem neuen Jahr werden diese Änderungen nach und nach auch auf den Verpackungen zu lesen sein. Allerdings gilt bis Ende 2025 eine lange Übergangsfrist. Und das sehen die Verbraucherschützer von Foodwatch kritisch.
Damit sei der Nutri-Score für Verbraucherinnen und Verbraucher in den nächsten zwei Jahren weniger gut vergleichbar, kritisiert auch Jana Broggini von der Verbraucherzentrale Hessen. Generell unterstützen die Verbraucherzentralen aber die Anpassungen des Nutri-Scores.

Das sind die Änderungen ab 2024

Mit einem neuen Algorithmus werden zum Beispiel Lebensmittel mit einem hohen Zucker- und Salzgehalt nun noch strenger bewertet. Bei Brot- und Backwaren soll stärker zwischen Vollkorn- und Weißmehl-Produkten unterschieden werden. Generell spielen die gesundheitlichen Vorteile von Ballaststoffen eine größere Rolle.
Auch sollen Fette und Öle differenzierter betrachtet werden. Milch und Pflanzendrinks werden bei der Bewertung künftig zu den Getränken zählen. Das wird eine strengere Bewertung mit sich bringen, besonders für gesüßte Produkte. "Die Änderungen sind eine echte Verbesserung", so Andreas Winkler von Foodwatch. "Fertiglebensmittel, Tiefkühlpizzen oder Backwaren bekommen eher eine rote Ampel."

EU-weite verpflichtende Kennzeichnung gefordert

Sowohl Foodwatch als auch die Verbraucherzentralen kritisieren nach wie vor, dass das Label auf Freiwilligkeit beruhe. "Damit der Nutri-Score seine volle Wirkung entfalten kann, reicht eine freiwillige Kennzeichnung nicht aus." Foodwatch fordert daher, dass EU-weit der Nutri-Score gesetzlich eingeführt wird:
Solange die Kennzeichnung nicht verpflichtend ist, werden viele Hersteller von ungesunden Produkten kaum freiwillig eine rote Ampel auf ihre Packungen drucken.
Foodwatch
Ein bundesweiter Marktcheck der Verbraucherzentralen im Jahr 2022 hat gezeigt, dass von 1.451 geprüften Lebensmitteln nicht einmal die Hälfte mit dem Nutri-Score gekennzeichnet war.

Wer vergibt und kontrolliert das Siegel?

Die Santé publique France hat den Nutri-Score als Marke registrieren lassen und gibt vor, unter welchen Bedingungen er verwendet werden darf. Für die Berechnung und den Aufdruck des Nutri-Score auf der Verpackung ist der Hersteller selbst verantwortlich. Bislang kontrolliert die Santé publique, ob französische Hersteller den Nutri-Score richtig berechnet haben.

In Deutschland wurde der Verein RAL Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e.V. mit der Kontrolle beauftragt. RAL übernimmt bereits für andere staatliche Siegel, wie etwa den Grünen Knopf oder Blauen Engel, Kontrollaufgaben und Rechtsverfolgung.

Quelle: Verbraucherzentrale.de

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Nutri-Score als Anreiz für die Lebensmittelhersteller

Doch es zeigt sich auch, dass sich bei jedem zehnten untersuchten Produkt die Nährstoffzusammensetzung im Laufe des Jahres verbessert hat.
Der Nutri-Score kann ein Anreiz für Lebensmittelhersteller sein, die Rezepturen ihrer Produkte zu verändern und die Nährwertzusammensetzung ausgewogener zu gestalten.
Jana Broggini, Verbraucherzentrale Hessen
Wichtig: Entscheidet sich ein Hersteller beim Nutri-Score mitzumachen, müssen alle Produkte einer Marke bewertet werden. Heißt, eine Ceralien-Marke etwa darf nicht nur das Vollkornmüsli mit dem Siegel "schmücken", auch die gezuckerten Frühstücksflakes bekommen ihre Bewertung.
Christina-Maria Pfersdorf ist Redakteurin der ZDF-Sendung "Volle Kanne - Service täglich".

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