: Trinkgeld im Urlaub: Wer wie viel bekommt

von Julia Ludolf
29.07.2023 | 04:40 Uhr
Wenn es ums Trinkgeld in Hotel oder Restaurant geht, kann man einiges falsch machen. Wo man wie viel auf die Rechnung aufschlagen sollte und wo besser nicht: Tipps für den Urlaub.
Auch dem Zimmerservice im Hotel sollte man mit einem Trinkgeld danken.Quelle: Imago / Panthermedia
"Guten Service und Freundlichkeit sollten wir honorieren", erklärt Etikette-Trainerin Lis Droste. "Die Gehälter in der Gastronomie und Hotellerie sowie im Tourismus sind nicht allzu üppig."
Deshalb ist es auf jeden Fall eine nette Geste, Trinkgeld zu geben.
Lis Droste, Etikette-Trainerin
Doch je nachdem, wohin man im Urlaub fährt, geht die Erwartungshaltung in Bezug auf das Trinkgeld weit auseinander: Was für die einen als Beleidigung gewertet wird, ist für die anderen existenziell. Eine Übersicht.

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Was man im Restaurant an Trinkgeld geben sollte

Nahezu überall auf der Welt ist es üblich, in Restaurants das Trinkgeld prozentual nach der Höhe der Rechnung zu bemessen. In Portugal und Spanien sind, wie in Deutschland, fünf bis zehn Prozent der Rechnungssumme als Trinkgeld geläufig. In Griechenland, Großbritannien, Italien und Kroatien gelten zehn Prozent als angemessen. Zehn bis 15 Prozent Trinkgeld sind in Frankreich, Nordafrika, Österreich, Thailand und der Türkei üblich.
Besondere Regeln gelten für die USA und Kanada: Hier sind 15 bis 20 Prozent das Minimum, da der sogenannte "Tip" teil des Lohnes einer Servicekraft ist. In skandinavischen Ländern wird hingegen kein Trinkgeld erwartet - bei sehr nettem Service kann aufgerundet werden.
In Ländern wie China, Japan, Vietnam oder Malaysia gilt Trinkgeld außerhalb von internationalen Hotels und touristischen Hochburgen als unhöflich oder wird gar als beleidigend empfunden. Im Übrigen sollte die Rechnung geprüft werden, bevor das Trinkgeld gezahlt wird.
In manchen Restaurants wird das Trinkgeld gleich aufgeschlagen, weil man denkt, die Touristen wissen das nicht. Dann kann es durchaus passieren, dass man doppelt zahlt.
Lis Droste, Etikette-Trainerin

Volle Kanne gibt eine kleine Trinkgeld-Kunde für In- und Ausland.

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Trinkgeld bar oder mit Karte?

Wer im Restaurant mit Karte zahlt, sollte das Trinkgeld bestenfalls trotzdem in bar geben, damit es auch garantiert beim Service-Mitarbeiter ankommt. Es sollte nach der Zahlung entweder in die Rechnungsmappe gelegt oder auf dem Tisch liegen gelassen werden.
Tipp: Ein Extra-Portemonnaie spart das Suchen nach Kleingeld. So können Sie schnell und unkompliziert "Danke" sagen!

Auch Trinkgeld für die Servicekräfte im Hotel

Vor allem in Urlaubshotels gehört Trinkgeld für das Housekeeping zum guten Ton. "Je nach Hotelkategorie zwischen 50 Cent und zwei Euro pro Tag", empfiehlt Lis Droste. "Und ich finde es immer gut, wenn man bereits am Anfang etwas an Trinkgeld übergibt und den Rest - für die gute Leistung, die man empfangen hat - am Ende des Urlaubs." Die Etikette-Trainerin rät, das Trinkgeld auf das Kopfkissen zu legen oder persönlich zu überreichen. Für das Koffertragen seien ein bis zwei Euro ein kleines, aber wichtiges Dankeschön.

Sprachkunde zum Trinkgeld

"Bedienung inklusive"

Begriffe wie "service included"(engl.), "service compris" (franz.) oder "servizio incluso" (ital.) in der Karte verraten, dass die Bedienung in den Preisen enthalten ist. Andernfalls kann diese als Extraposten hinzukommen. Bei Unklarheiten fragen Sie im besten Fall nach. Trinkgeld kann zusätzlich gegeben werden.

"Die Rechnung, bitte"

Den Ausdruck "Pagare, prego" sollten Sie sich in Italien verkneifen. Eleganter ist die Alternative "Il conto, per favore". Auf Englisch verlangen Sie "The bill, please" und auf Französisch "L’addition, s’il vous plaît".

"Stimmt so"

Garantiert punkten können Sie mit "Va bene così" (ital.), "Üstü kalsin" (türk.), "Keep the Change" (engl.) oder "C’est bon, gardez la monnaie" (franz.). Auch ein abwehrendes "Thank you" tut es zur Not. Was immer hilft: Ein Lächeln dazu schenken!

Auch wie man reist, spielt eine Rolle

Bei klassischen Kreuzfahrtschiffen schlägt der Barkeeper oder die Barkeeperin beispielsweise für jede Bestellung automatisch Trinkgeld auf die Rechnung auf. Passagiere sollten daher beim Überschlagen des Reisepreises gleich zehn bis 15 Prozent dazurechnen, um eine böse Überraschung zu vermeiden. Bei einigen Kreuzfahrtschiffen können Gäste auch selbst entscheiden, ob sie Trinkgeld geben oder nicht. In jedem Fall sollte die Katalogausschreibung genau gelesen und beim Buchen nachgefragt werden.
Bei Busreisen können ebenfalls zusätzliche Kosten anfallen. Reisende sollten hier prüfen, ob Trinkgelder bereits im Preis inkludiert sind und wem sie zugutekommen. Für den Reiseleiter sollten etwa zehn Prozent veranschlagt werden.

Studie zur Höhe des Trinkgeldes

Die Höhe des Trinkgeldes ist nicht nur von der Service-Qualität abhängig, wie eine Studie der Goethe-Universität Frankfurt am Main belegt. Unter Anleitung von Christian Stegbauer haben Studierende in einem Forschungsseminar in ausführlichen Interviews rund 40 Kellnerinnen und Kellner sowie Restaurantgäste befragt. Die Qualität der Bedienung sowie des Essens spielt zusammenfassend eine eher untergeordnete Rolle.

Trinkgeld in Gruppen

Bei der Höhe des Trinkgelds wird innerhalb einer Gruppe geschaut, wer wie viel gibt. Darüber diskutiert wird aber häufig nur, wenn die Beziehungen sehr eng sind. Wer sich einigermaßen gut kennt, legt beim Zahlen außerdem oft zusammen.

"Wenn man großzügig sein will, muss man nur die eigene Gruppe übertrumpfen und sonst niemanden", erläutert Christian Stegbauer, Professor für Wirtschafts- und Finanz-Soziologie

Trinkgeld beim romantischen Date

Ebenso wenig verwunderlich ist demnach, dass beim ersten romantischen Date besonders viel Trinkgeld fließt. Schließlich geht es darum, bei der Partnerin oder dem Partner Eindruck zu schinden.

"Flirt-Faktor" zwischen Gast und Service-Mitarbeiter

Ferner ist das Trinkgeld aber immer auch ein wichtiges Signal in der Kommunikation zwischen Gast und Servicekraft. Der sogenannte "Flirt-Faktor" kann bei den Geschlechtern in beiden Richtungen eine Rolle spielen und sich auf die Höhe des Trinkgeldes auswirken.

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