: Warum Brot weiterhin teuer bleibt

von Melina Bäckmann und Alexandra Hawlin, München
17.03.2024 | 07:10 Uhr
Für Brot- und Backwaren müssen Verbraucher immer tiefer in den Geldbeutel greifen. Eine Änderung ist nicht in Sicht. Drei Bäcker berichten, warum die Preise nicht sinken können.

Ob Großkonzern oder kleiner Familienbetrieb: Bäckereien in Deutschland stehen seit einigen Jahren unter massivem Kostendruck.

12.03.2024 | 03:02 min
Am Morgen, am Abend oder zwischendurch - Brot ist für viele Deutsche ein Grundnahrungsmittel. Der Preis dafür stieg in den letzten Jahren aber stetig an. Laut Statistischem Bundesamt erreicht der Verbraucherpreisindex für Brot und Brötchen einen Höchstwert - und das trotz sinkender Preise für Getreide und Energie.

"Sinkende Getreidepreise allein führen nicht zu billigerem Brot"

Stefan Blum betreibt die letzte aktive Getreidemühle Münchens. Dort sind unter einem Dach historisches Mahlwerk, Backstube und Bäckerladen vereint. "Die sinkenden Getreidepreise auf dem Weltmarkt führen zunächst einmal nicht direkt zu sinkenden Mehlpreisen. Weil das Getreide für das Mehl, das wir heute verkaufen, in der Vergangenheit gekauft haben. Das heißt, auf längere Sicht wirkt sich das erst aus", so Müller Blum.
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Im Jahr 2022 stieg der Preis für Weizengetreide an der Warenterminbörse MATIF in Paris auf 386,25 Euro pro Tonne - mehr als doppelt so viel wie im Jahr 2020. Das teuer eingekaufte Getreide muss zuerst verarbeitet werden, bevor günstigeres zum Einsatz kommen kann, erklärt Blum. Aktuell ist der Preis wieder gesunken - auf 190,25 Euro pro Tonne.
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Zudem sind Getreide und Mehl für den Preis des Endproduktes nicht entscheidend. Andere Faktoren sind ausschlaggebend für die Preissteigerungen.
Beim Brotpreis ist es so, dass das Getreide zwar vom Rohstoff her wichtig für das Brot ist, vom Wert aber fast keine Rolle spielt.
Stefan Blum, Bäcker
Da die Kunstmühle vor Ort selbst mahlt, backt und verkauft, fallen weder Kosten für den Transport noch die Kühlung der Teiglinge an. Bei Blum seien die Personalkosten das, was die Brotpreise nach oben drücke.

Bäcker, Backshop und Discounter - Brot gibt es in Deutschland in riesiger Vielfalt. Doch wie gut ist unser Brot tatsächlich? Sternekoch Nelson Müller nimmt es unter die Lupe.

16.06.2021 | 43:33 min

"Energiekosten haben sich vervielfacht"

Das bestätigt auch Heinrich Traublinger, Bäcker- und Konditormeister in vierter Generation. Er betreibt im Raum München in Bayern 20 Bäckereien und beschäftigt 150 Mitarbeiter. Bei einem mittelständischen Betrieb dieser Größe fallen zudem noch andere Kosten an.
Wir haben die Energie, die Lohnkosten, die Mietpreise. All das muss auch mit in die Kalkulation einfließen.
Heinrich Traublinger, Bäcker- und Konditormeister

Wer liebt ihn nicht, den Hefezopf zum Osterbrunch! Warum nicht mal etwas Neues probieren und ein altes Grundrezept mit raffinierten Variationen versüßen?

06.04.2023 | 02:37 min
Seit der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg befinde sich das Bäckerhandwerk in einer Krise, da sich Ausgaben für Mehl und Energie vervielfacht haben. Trotz Investitionen in moderne Technik und eine Wärmerückgewinnungsanlage bleiben die Ausgaben für Energie in seinem Betrieb hoch:
"Wenn man davon ausgeht, dass wir zu der Zeit, wo noch alles in Ordnung war, eine Größenordnung von drei Prozent des Umsatzes für die Energiekosten aufgewendet haben, dann ist man jetzt mindestens bei rund sieben Prozent angekommen, teilweise sogar bei neun bis zehn", sagt Traublinger, der zugleich auch Landesinnungsmeister des bayerischen Bäckerhandwerks ist.
Die Bäckereibetriebe seien zudem noch an Verträge aus der Vergangenheit gebunden, weshalb sie weiterhin hohe Ausgaben für Energie haben, obwohl die Energiepreise mittlerweile gesunken sind.

Menschen lieben und backen Brot - auf der ganzen Welt.

26.10.2023 | 01:29 min

"Brot bietet hohen Mehrwert"

Auch bei Großbetrieben wie der Lieken GmbH bleibt der Druck auf die Preise nicht aus. Etwa 500 Kilotonnen Brot- und Backwaren stellt die deutsche Industriebäckerei nach eigenen Angaben jährlich her. Damit ist das Unternehmen einer der marktführenden Produzenten Deutschlands.
In einem Statement gegenüber ZDFheute macht Geschäftsführer Christian Hörger nicht nur die gestiegenen Produktionskosten für die Brotpreise verantwortlich. Auch eben Krisen wie Corona und der Krieg in der Ukraine hätten bewirkt, dass sich diejenigen, die an der Wertschöpfung beteiligt sind, der Risiken und möglicher Schwachstellen klarer bewusst wurden. Somit fließt auch das Risikobewusstsein in den Preis mit ein.
Brot bietet einen hohen Mehrwert, der auch entsprechend kosten sollte.
Christian Hörger, Geschäftsführer Lieken GmbH
Schon 2021 seien die Preise für Brot zu gering gewesen. Dass die Preise in naher Zukunft sinken, sei daher nicht zu erwarten.

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