FAQ

: Werden Diesel und Heizöl jetzt teurer?

05.02.2023 | 06:19 Uhr
Wieder neue Sanktionen gegen Moskau: Ab Sonntag importiert die EU keinen russischen Diesel mehr. Steigen dadurch die Preise an der Zapfsäule?
Energiekrise und Russland-Sanktionen: Wie teurer wird der Sprit?Quelle: AP
Fast ein Jahr nach dem russischen Angriff auf die Ukraine greifen ab Sonntag weitere EU-Sanktionen gegen Moskau. Jetzt will die EU auch keine Raffinerieprodukte wie Diesel, Benzin oder Schmierstoffe mehr aus Russland abnehmen. Das soll es Präsident Wladimir Putin schwerer machen, seinen Angriffskrieg zu finanzieren. Zu erwarten sind aber auch Folgen für Deutschland.

Wird Sprit knapp?

Ein Sprecher von Wirtschaftsminister Robert Habeck versichert:
Die allgemeine Versorgungssicherheit und die Sicherheit der Versorgung mit Kraftstoffen ist gewährleistet.
Habeck-Sprecher
Auch der Mineralölverband Fuels und Energie sieht keine Versorgungslücke. Es geht vor allem um Diesel. Rund 12,5 Prozent seines Verbrauchs deckte Deutschland laut Branchenverband 2022 aus Russland - trotz des Ukraine-Kriegs.
Ersatz komme aus den USA, Westeuropa und dem arabischen Raum, teilt Fuels und Energie mit. Benzin werde nicht aus Russland importiert. Für den Notfall gebe es eine Kraftstoffreserve für 90 Tage.

Wird das Tanken teurer?

Das ist nicht ausgeschlossen. Zwar sagt der Düsseldorfer Energieexperte Jens Südekum:
Ich glaube nicht, dass wir dramatische Preissprünge sehen werden.
Jens Südekum, Energieexperte
Die nächste Embargostufe sei lange angekündigt. "In den vergangenen Wochen und Monaten haben wir an den wichtigen Häfen Rotterdam, Antwerpen oder Amsterdam regelrechte Hamsterkäufe gesehen", berichtet der Ökonom. "Die Diesellager sind voll bis zum Anschlag. Das wird die Preisanstiege begrenzen."
Thomas Puls vom Institut der Deutschen Wirtschaft weist aber darauf hin, dass Diesel auf dem Weltmarkt knapp sei. Wenn die EU Treibstoff aus entfernteren Gegenden beziehe, würden die Transportpreise steigen.
Schwankende Spritpreise: Was Verbraucher tun können:

Wie viele Erdölprodukte importierte die EU zuletzt aus Russland?

Noch im Oktober 2022 exportierte Russland nach den jüngsten Zahlen des EU-Statistikamtes Eurostat Erdölerzeugnisse wie Diesel im Wert von mehr als 2,3 Milliarden Euro in die EU. Allein nach Deutschland gingen damals Produkte im Wert von rund 558 Millionen Euro.
Schon seit Anfang Dezember darf kein russisches Rohöl mehr per Tanker eingeführt werden, seit Anfang Januar verzichtet Deutschland auch auf Importe über die Pipeline Druschba:
Der russische Energieexperte Alexej Belogorjew bezweifelt, dass die EU den Lieferanten einfach so ersetzen kann. Allein an Diesel habe Russland bisher täglich 600.000 Barrel geliefert; die USA, Saudi-Arabien und Indien zusammen kämen auf 200.000 Barrel.

Wie will die EU Preissteigerungen verhindern?

Wie schon beim Importstopp für Rohöl will die EU zusammen mit den neuen Einfuhrbeschränkungen einen Preisdeckel für russische Erdölprodukte durchsetzen. Das heißt, sie will Russland gemeinsam mit Partnern wie den USA zwingen, diese Stoffe an Drittstaaten unter Marktpreis zu verkaufen.
Funktionieren soll das so: Wichtige Dienstleistungen für die russischen Exporte - etwa Transporte westlicher Reedereien oder Versicherungen - sollen nur dann ungestraft möglich sein, wenn der Preis des exportierten Guts die gesetzte Obergrenze einhält. Ziel der EU: Die Kombination aus Importstopp und Preisdeckel sollen Russlands Einnahmen "signifikant reduzieren" und zugleich die globalen Preise stabilisieren.

Tut das Embargo Russland wirklich weh?

Niemand in Russland gibt Sanktionsschmerzen zu. Vielmehr betont die Führung in Moskau, dass sich das Öl auf dem Weltmarkt ohnehin vermische und sie andere Absatzwege finde - in Indien etwa.
Dass Indien sich an einem Ölpreisdeckel beteiligt, hielt ZDF-Korrespondent Andreas Kynast schon im Dezember für ausgeschlossen:
Allerdings muss Russland große Preisnachlässe gewähren, nach Angaben des Wirtschaftsexperten Südekum etwa 30 Prozent im Vergleich zu westlichen Ölsorten. 2022 sind Russlands Einnahmen aus dem Verkauf von Gas und Öl nach Angaben von Vize-Regierungschef Alexander Nowak noch um knapp ein Drittel gestiegen.

Wird das EU-Embargo eingehalten?

Russland hat nach einer Recherche des "Economist" Wege gefunden, das Öl-Embargo zu umgehen. Demnach entwickelt sich ein Graumarkt mit eigenen Schiffs- und Versicherungskapazitäten, teils gestützt auf Garantien des russischen Staats. Mit Blick auf die neue Embargostufe sieht auch Ökonom Südekum Schlupflöcher:
Ein Haupteffekt des Embargos wird sein, dass russischer Diesel nicht mehr direkt in die EU gelangt, wohl aber indirekt.
Jens Südekum, Energieexperte
Quelle: Verena Schmitt-Roschmann, Ulf Mauder und Ansgar Haase, dpa

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