: Selenskyj bei Papst: "Putin tötet nur"

von Annette Hilsenbeck, Rom
13.05.2023 | 20:47 Uhr
Ukraines Präsident Selenskyj hat in Italien für Unterstützung gegen Russland geworben. Einen von Papst Franziskus vorgeschlagenen Friedensdialog mit Moskau lehnt er allerdings ab.

Der ukrainische Präsident war am Samstag zu Gesprächen in Rom. Er traf Präsident Mattarella, Ministerpräsidentin Meloni und Papst Franziskus. Morgen ist Selenskyj in Berlin.

13.05.2023 | 02:41 min
Flugverbot über der Stadt, über 1.000 Sicherheitskräfte in Uniform und Zivil im Einsatz, Scharfschützen auf den Dächern um den Vatikan: Rom hat sich mit massiven Sicherheitsvorkehrungen zum Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in der Hauptstadt Italiens und im Vatikan gerüstet.
Seit Beginn des Angriffskrieges gab es immer wieder die Hoffnung, der Vatikan könnte Vermittler im Konflikt sein. Papst Franziskus selbst hatte diese Hoffnung erst kürzlich erneut geschürt. Während seines Ungarn-Besuchs Ende April hatte er von einer geheimen Friedensmission gesprochen, an der der Vatikan hinter den Kulissen beteiligt sei. Allerdings schien es hier klare Differenzen zwischen Selenskyj und Franziskus geben.

Selenskyj bei Papst Franziskus: "Wir brauchen keine Vermittler"

Nach dem Treffen mit dem Papst erklärte der ukrainische Präsident am Abend im italienischen Fernsehen: "Putin tötet nur. Wir brauchen keine Mediation mit ihm". Es sei für ihn "eine Ehre gewesen, Seine Heiligkeit zu treffen, aber er kennt meine Position. Der Krieg ist in der Ukraine und der Friedensplan muss ukrainisch sein. Wir sind sehr interessiert daran, den Vatikan für unsere Friedensformel zu gewinnen." Weiter sagte Selenskyj:
Bei allem Respekt für Seine Heiligkeit, wir brauchen keine Vermittler. Wir brauchen einen gerechten Frieden. Wir laden den Papst ebenso wie alle anderen Führer ein, für einen gerechten Frieden einzutreten, aber vorher müssen wir alles Übrige erledigen.
Wolodymyr Selenskyj, ukrainischer Präsident
Mit Blick auf einen möglichen Verhandlungsfrieden sagte er: "Mit Putin kann man nicht verhandeln, kein Staat der Welt kann das machen."

Solidaritätsbekundungen mit der Ukraine vor Melonis Amtssitz

Papst Franziskus war es sicher mindestens ein Anliegen gewesen, über Möglichkeiten eines Friedens zu sprechen. Von den Ukrainern, die sich in Rom am Amtssitz der Ministerpräsidentin versammelt hatten, wurde das anberaumte Treffen im Vatikan auch als Solidaritätsbekundung mit dem ukrainischen Volk gewertet, dessen Leid Papst Franziskus schon in seiner Osteransprache beklagt hatte.
Am Mittag hatte sich der ukrainische Präsident zunächst mit Staatspräsident Sergio Mattarella getroffen und sich für dessen konsequente Haltung zur Unterstützung der Ukraine bedankt.
Ich bin hier, um Italien zu danken. Ich möchte jeden einzelnen Italiener umarmen für die Unterstützung, die uns stetig gegeben wurde auf verschiedenen Ebenen.
Wolodymir Selenskyj, ukrainischer Präsident
Dies bestätigte er beim anschließenden Treffen mit Ministerpräsidenten Giorgia Meloni. Sie sicherte Selenskyj weiterhin umfassende Unterstützung zu.

Die Ampelregierung hat der Ukraine neue Waffenlieferungen im Wert von 2,7 Milliarden Euro zugesagt. Das Paket soll unter anderem Leopard-1-Panzer und Flugabwehrsysteme beinhalten.

13.05.2023 | 01:58 min

Meloni hat ihre Ukraine-Unterstützung auch gegen den Widerstand von Salvini durchgeboxt

Und das nicht zum ersten Mal: Meloni hatte schon mehrfach Italiens Solidarität mit der Ukraine bekundet - auch gegen Widerstand aus der eigenen rechten Regierungskoalition, in der Vizepremier Matteo Salvini von der rechtspopulistischen Lega freundschaftliche Kontakte zu Russland hat, und Silvio Berlusconi, zweiter Koalitionspartner Melonis, der gar noch Ende letzten Jahres seine enge Freundschaft zu Russlands Präsidenten Wladimir Putin pries.
Eine italienische Regierung aber, die aus den Reihen der Verbündeten ausschert, würde das gesamte Bündnis schwächen. Meloni verhindert das durch ihre unmissverständlichen Solidaritätsbekundungen. Das heutige Treffen wurde als wichtiges Symbol gewertet, welch hohen Wert Kiew den Beziehungen beimisst. Zudem leistet auch Italien militärische und finanzielle Hilfe an die Ukraine.
Annette Hilsenbeck ist Korrespondentin im ZDF-Auslandsstudio Rom.
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