Interview

: Heusgen: "Xi will einen schwachen Putin"

21.03.2023 | 10:13 Uhr
Russland und China üben den Schulterschluss - doch "in diesem Verhältnis ist Putin der Juniorpartner", sagt Sicherheitskonferenz-Chef Heusgen. Xi wolle einen "schwachen Putin".

Sehen Sie hier das Interview mit Christoph Heusgen in voller Länge.

21.03.2023 | 06:01 min
Russlands Präsident Wladimir Putin und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping demonstrieren bei ihren Gesprächen in Moskau Einigkeit. Doch dabei befinde sich Russland in einer größeren Abhängigkeit von China, sagte Christoph Heusgen, Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, im ZDF Morgenmagazin.
In diesem Verhältnis ist auf jeden Fall Russland, ist Putin der Juniorpartner.
Christoph Heusgen, Vorsitzender Münchner Sicherheitskonferenz
Dies sehe man auch an den Bildern, "wie devot der sonst immer so selbstbewusst auftretende Putin gegenüber Xi ist". "Es ist ganz klar, Putin ist total abhängig von Xi und Xi nutzt diese Abhängigkeit aus", sagt Heusgen.
Xi Jinping habe keine Interesse daran, dass Wladimir Putin gestürzt wird. Es sei zwar ein Verhältnis, von dem beide profitieren würden. "Aber ganz klar ist, wer Koch und Kellner ist", so Heusgen.

Der Besuch Xis bei Putin dominiert nicht nur die russischen Nachrichtensendungen. Die Botschaft, auf die es dem Kreml ankommt, ist: Seht her, Wladimir Putin ist nicht isoliert.

21.03.2023 | 01:52 min

Heusgen: Xi "will einen schwachen Putin"

Xi Jinping will Russland mit seinem Besuch in Moskau unbedingt im Lager der autoritären Staaten halten, sagte der frühere deutsche Top-Diplomat im ZDF zum Treffen des chinesischen Präsidenten mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin.
Er will einen schwachen Putin. Er will ihn stützen, damit er ganz fest im chinesischen Lager bleibt.
Christoph Heusgen, Vorsitzender Münchner Sicherheitskonferenz
Deshalb werde Xi Russland einerseits nicht auffordern, Truppen aus der Ukraine zurückzuziehen, ihn aber andererseits auch nicht wirklich mit Waffen beliefern - schon um nicht ins Visier westlicher Sanktionen zu kommen. "Xi wird Putin nie gestatten, Nuklearwaffen einzusetzen", fügt er hinzu.

Heusgen: Schmaler Grat für China

Angesichts des Ukraine-Kriegs bewege sich China auf einem "schmalen Grat", so Heusgen. Deswegen habe Xi auch den 12-Punkte-Plan für Frieden in der Ukraine ausgearbeitet. China stelle sich weltweit als ausgewogen dar, so Heusgen.
Die Botschaft Pekings an Moskau werde sein: "Wir unterstützen euch wirtschaftlich [...], aber es gibt Grenzen, die darf Putin nicht überschreiten".
Bei der militärischen Zusammenarbeit sei Xi sehr vorsichtig, "weil er es nicht gebrauchen kann jetzt ins Visier westlicher Sanktionen zu kommen wegen Waffenlieferungen", so Heusgen. Xi reiche es, dass Russland "zur Tankstelle Chinas geworden ist".

Die Ukraine nehme "China nicht als neutral wahr" und sehe dessen 'Friedensinitiative' und Vermittlerrolle in Russland "sehr skeptisch", sagt ZDF-Reporterin Anne Brühl.

21.03.2023 | 03:35 min

"Kontinente stehen zwischen den Fronten"

Es spiele sich derzeit ein Systemwettbewerb zwischen USA und Europa auf der einen Seite sowie China und Russland auf der anderen Seite ab. "Aber es gibt die ganzen Kontinente Afrika, Lateinamerika, China - die stehen so ein bisschen zwischen den Fronten. Da gilt es, dass wir sehr aktiv uns um diese Länder bemühen", sagt Heusgen.
Xi hatte am Montag einen dreitägigen Staatsbesuch in Russland begonnen. China hat Russlands Krieg gegen die Ukraine nicht verurteilt. Zum ersten Jahrestag am 24. Februar 2022 stellte Peking einen 12-Punkte-Plan zur "politischen Lösung der Ukraine-Krise" vor, der im Westen überwiegend jedoch auf Enttäuschung stieß.
Putin ist wegen Kriegsverbrechen seit Freitag mit einem Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs belegt.
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Quelle: ZDF, Reuters, dpa

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